Die frühkaiserzeitlichen Grabsteine aus Simitthus (Chimtou). Stilistisch-epigraphische Analyse und urbaner Kontext
https://doi.org/10.34780/639r-3561
Résumé
Dieser Beitrag präsentiert erstmals alle 65 bis heute bekannten Grabdenkmäler des 1. und frühen 2. Jhs. aus Simitthus/Chimtou (Tunesien) und seinem Umland. Diese neben zeitgleichen Gruppen aus Karthago, Ammaedara und Mactaris bedeutendste Grabmarkerserie der frühkaiserzeitlichen Africa Proconsularis ist ein wichtiges Indiz für die tiefgreifende Transformation der frührömischen Stadt. Die kombinierte ikonographisch-epigraphische Analyse der Grabdenkmäler aus drei neu eingerichteten Nekropolen bietet neue Einblicke in die während des 1. Jhs stark expandierende colonia. Die lokalen Steinmetzwerkstätten bedienten sich eines regional in vorrömischer Zeit etablierten Rahmendekors und Typenspektrums. ›Afrikanische‹ Namen und eine lateinisch-neopunische Bilingue zeugen von der Beibehaltung bestehender Grabmarkierungstraditionen. Anhand der Gentilnamen, einiger Statuenmotive und Funerärsymbole sind gleichzeitig klare Bezüge nach Mittelitalien offenkundig. Aus dieser Region scheinen zahlreiche Neusiedler, darunter negotiatores-Familien, an den wichtigen Straßenknotenpunkt Simitthus mit seinen Marmorbrüchen übergesiedelt zu sein. Unter den 16 erstmals vorgelegten Grabsteinen finden sich neue Militärs und Beamte. Grabdenkmäler mit analoger Stilistik aus dem Umland belegen die Dominanz der simitthuensischen Steinmetzschulen im mittleren Majradatal.