Guarrazar (Provinz Toledo). Bericht zu den Untersuchungen 2002 bis 2005
https://doi.org/10.34780/c0jz-d32l
Abstract
Der Fundplatz Guarrazar ist durch den westgotenzeitlichen Schatzfund von 1858 bekannt geworden, jedoch bald darauf aus dem Blick der Forschung geraten. Der Kontext des Schatzfundes und die Besiedlung Guarrazars in westgotischer und islamischer Zeit blieben im Dunkeln. Von 2002 bis 2005 führte das Deutsche Archäologische Institut Untersuchungen durch, die Surveys, geophysikalische Prospektionen und kleinere Ausgrabungen umfassten. Die bei den Surveys aufgesammelte Keramik gehört zum größten Teil in die islamische Zeit. Erstaunlich ist der ganz geringe Anfall westgotenzeitlicher Keramik. Fragmente westgotenzeitlicher Bauornamentik und große Steinquader, wie sie für die westgotische Architektur typisch sind, lassen an der Besiedlung und Bedeutung Guarrazars im 6. und 7. Jh. aber keinen Zweifel. Die geopyhsikalische Prospektion konnte auf der obersten Geländeterrasse (Terrasse 4) und ganz im Osten des Fundplatzes (Terrasse 3b und Umfeld) umfangreiche Gebäudestrukturen ausmachen. Ein genauer Grundriss der einzelnen Gebäude, ihre Funktion und Datierung sind allerdings ohne großflächige Ausgrabungen nicht zu bestimmen. Bei Ausgrabungen im Bereich der Terrasse 2 konnten 2004 in drei Schnitten gut erhaltene, bis zu 0,7 m hohe Mauerzüge dokumentiert werden, deren jüngste Nutzung in arabische Zeit (10./11. Jh.) fällt. Die Befunde weisen zu dieser Zeit auf eine ländliche Besiedlung. Obwohl weiterhin mit Unwägbarkeiten behaftet, lässt sich die Lokalisierung der Schatzfundstelle und der alten Grabung von de los Ríos nach den vorliegenden Ergebnissen im Gelände deutlich eingrenzen. Das seinerzeit angeschnittene Gräberfeld mit dem kleinen Grabbau und der Schatzfundstelle dürfte im Bereich von Terrasse 1 zu suchen sein.
Schlagwörter:
Guarrazar, Schatzfund, Survey, geophysikalische Prospektion, Westgotenzeit, islamische Epoche, ländliche Siedlung