Der Pergamonaltar
Narrative Struktur und herrschaftliche Ideologie
https://doi.org/10.34780/w56b-br4e
Resumo
Der vorliegende Beitrag diskutiert die Konzeption des Pergamonaltars als Zeugnis für die Herrschaftsauffassung der Attaliden unter Eumenes II. Ausgehend von Max Webers Modell der drei Typen legitimer Herrschaft wird die Frage aufgeworfen, wie sich das Monument zu den von Weber entwickelten Kategorien von Herrschaftslegitimation verhält. Im Zentrum der Analyse steht das komplexe Verhältnis der Architektur sowie der beiden umfangreichen Relieffriese des Baus. Auf Grundlage der von Andreas Scholl entwickelten Deutung des Monuments als ›Palast des Zeus‹ sowie in Analogie zu vergleichbaren Bildwerken und literarischen Quellen wird argumentiert, dass der Telephosfries als ein Bild im Bild verstanden werden konnte. Die Darstellungen aus dem Leben des pergamenischen Heros wiesen somit auf Ereignisse voraus, die zum Zeitpunkt der Gigantomachie noch in der Zukunft lagen. Mit Blick auf die dem Monument zugrunde liegende Herrschaftsauffassung ergibt sich aus diesem Befund, dass die unterschiedlichen Quellen herrschaftlicher Legitimation, die sich an dem Monument fassen lassen, gezielt in ein dialektisches Verhältnis zu einander gesetzt wurden: bildete die charismatische Herrschaftslegitimation in Form der Gigantomachie die Basis, so verwies der Telephosfries auf die traditional-dynastische Legitimierung der Attaliden. Die dem Monument inhärente narrative Struktur und die hierin angelegte Hierarchisierung unterschiedlicher Formen der Herrschaftslegitimation spiegeln damit eine komplexe Legitimationsstrategie, die sich ihrerseits als Ausdruck einer ›hellenistischen Herrschaftsideologie‹ beschreiben lässt.
Palavras-chave:
Pergamon, Attaliden, Telephos, Gigantomachie, Max Weber