Meroë und Hamadab – Zwei Städte im Mittleren Niltal in den Jahrhunderten um die Zeitenwende. Bericht über die Arbeiten zwischen 1999 und 2007
https://doi.org/10.34780/lah0-sma6
Abstract
Außerhalb des Kernbereichs der Alten Welt liegen die beiden Städte Meroë und Hamadab, nur wenige Kilometer voneinander entfernt im Mittleren Niltal zwischen dem 5. und 6. Katarakt – der eine Ort ist Residenzstadt des afrikanischen Reiches von Kusch, der andere stellt eine größere meroitische Siedlung im Umland von Meroë dar, es ist etwa die Zeit zwischen dem 3. Jh. v. Chr. und dem 4. Jh. n. Chr. In Meroë konzentrieren sich die Untersuchungen auf einen außergewöhnlichen Gebäudekomplex, die sog. Royal Baths, deren Architektur und prachtvolle Ausstattung im meroitischen Raum bislang ohne Parallele sind. Die Anlage gibt Einblicke in den Lebensstil der privilegierten Bevölkerungsschichten von Meroë im Umfeld des Königshauses, der geprägt wird von fremden Einflüssen aus dem mediterranen Kulturraum bei gleichzeitig auffallend deutlicher Betonung der indigenen afrikanischen Traditionen. Untersucht wird, welche Baugeschichte die Royal Baths hatten, wie sie technisch funktionierten, wozu sie genutzt wurden und welche Rolle sie im Kontext der Stadt Meroë spielten. Komplementär dazu lässt sich in Hamadab großflächig die Struktur einer meroitischen Stadt mit ihrer materiellen Hinterlassenschaft erfassen und somit eine Vorstellung von Planung, Entstehung, Entwicklung und Untergang gewinnen, von Funktionsbereichen, infrastrukturellen Systemen und soziokulturellen Verhältnissen. Dies wird zu einem besseren Verständnis des Alltagslebens und der materiellen Kultur in einer meroitischen Stadt um die Zeitenwende führen. Mit dem hier vorliegenden Bericht werden sowohl die verschiedenen ortsspezifischen Arbeitsmethoden als auch richtungsweisende Ergebnisse der Feldarbeiten in Meroë und Hamadab in einem Überblick vom Beginn der Projekte bis 2007 erstmals außerhalb der sudanarchäologischen Fachliteratur vorgestellt und in einen größeren Zusammenhang eingeordnet. Darüber hinaus wird als Ausblick beschrieben, welche Fortschritte künftig durch eine vergleichende bzw. gegeneinander abgrenzende Erforschung beider Städte hinsichtlich siedlungsarchäologischer und kulturhistorischer Aspekte im Kernland des Reiches von Kusch zu erwarten sind.