Dion. Ein pergamenischer Politiker im Himmel
https://doi.org/10.34780/296f-6i9e
Abstract
Publikation einer im Stadtgebiet des heutigen Bergama gefundenen rechteckigen Grabplatte. Sie imitiert eine Stele, in deren Giebel ein Lorbeerkranz wiedergegeben ist, der dem Verstorbenen vom Koinon von Asia zuerkannt worden war. Die darunter angeordneten drei weiteren Kränze wurden vom Rat sowie dem Volk von Pergamon verliehen, der rechte, ein Ährengebinde, von der Gerousie. Über die Verdienste des Geehrten, eines gewissen Dion, geben die im untersten Teil der Platte wiedergegebenen Inschriften Auskunft, zwei Gedichte, denen ein ebenfalls metrischer Orakelspruch Apollons folgt. In ihnen wird Dion als Mitglied des Rats der Heimatstadt vorgestellt, der in der Manier des homerischen Nestor die Geschicke der Vaterstadt maßgeblich bestimmt hat und – in Anspielung auf den herodoteischen Dialog Solons mit Kroisos – selbst von Solon glücklich gepriesen werden wird. Apollon verheißt ihm ewigen Nachruhm. Die auf der Platte neben dem Giebel platzierten Darstellungen eines Löwen und eines Krebses illustrieren wahrscheinlich Vorstellungen vom Aufstieg der Seelen Verstorbener, wie sie für den Platonschüler Herakleides Pontikos belegt sind.