Sterbende Amazonen

https://doi.org/10.34780/n3xem846

Autori

  • Elena Walter-Karydi [Autore]

Abstract

Den Bronzestatuen verwundeter Amazonen des Phidias, Polyklet und Kresilas im ephesischen Artemisheiligtum liegt ein einheitliches Konzept zugrunde: Beim Sterben halten sie sich aufrecht. Dieses seltene Thema und das überlebensgroße Format machen die rühmende Absicht evident. Das Konzept weist auf die attische Bilder- und Gedankenwelt der Κlassik hin: Im Athen des 5. Jahrhunderts lassen sich nämlich zwei gegensätzliche Auffassungen vom Krieg und von den Feinden fassen. Einerseits gilt es, für Athen zu kämpfen, wie die Epitaphioi ausrufen. Andererseits hebt Aischylos in den Persern deren Leiden ins Allgemein-Menschliche; in Agamemnon betont er die gemeinsame Schuld beider Gegner im Krieg. Solche Gedanken, die auch attische Vasenbilder und die polygnotische Gemälde des ›eroberten Troia‹ reflektieren, bieten einen Kontext für die ephesischen Statuen der mythischen Erzfeinde Athens: Die Kriegerinnen, besiegt und todgeweiht, halten sich aufrecht und stellen so, ähnlich wie Frauengestalten der attischen Tragödien (Alkestis, Antigone) und andere attische Bildwerke der Klassik, das ›bewusste Sterben‹ dar. Eine politische Sinngebung ist an den Amazonenstatuen nicht zu erkennen; sie können nur die Weihung eines reichen Einzelnen sein.

Parole chiave:

Amazonen, Ephesos, Athen, klassische Plastik

Pubblicato

2025-05-05

Fascicolo

Sezione

Artikel

Come citare

Walter-Karydi, E. (2025). Sterbende Amazonen. Athenische Mitteilungen, 131/132 (2016/2017), 169–192. https://doi.org/10.34780/n3xem846