Beobachtungen zum Erechtheion
https://doi.org/10.34780/cj20y469
Abstract
Die Anthemienfriese des Erechtheion werden von der schlichten Ostseite bis hin zur Nordhalle zusehends reicher ausgestaltet. U. Schädler hatte darauf bereits 1990 hingewiesen und an die zunehmend vegetabilen Anthemien der gleichzeitigen Grabreliefs erinnert. Somit war für ihn ein sepulkraler Aspekt angesprochen: Die Nordhalle führe zum Grab des Erechtheus. Die farbigen Glas- und Goldappliken an den Kapitellen der Nordhalle sowie die Goldrosetten an der großen Tür haben schwerlich sepulkrale Konnotation, vielmehr betonen sie die Bedeutung dieses Anbaus, der offensichtlich der Haupteingang zum Gebäude ist und zum kultischen Zentrum führt, zum Alten Kultbild. Die bislang vorherrschende Meinung geht davon aus, dass dieses Athenabild im Ostteil des Baues aufgestellt war. Die Argumente, die sich auf Inschriften, literarische Nachrichten sowie Baubefunde stützen, erweisen sich bei sorgfältiger Prüfung als weitgehend fragwürdig. Die Option für die Aufstellung im Westen des Baues gewinnt an Wahrscheinlichkeit. Die ungewöhnliche Ausgestaltung des Hyperthyron-Anthemions weist auf Älteres, sowohl im Motivischen wie im Stil. Dies mag man teilweise mit der römischen Renovierung des Bauteiles begründen, muss aber weitgehend dem originalen Befund entsprochen haben. Auch dadurch wird der Eingang formal betont.
Schlagwörter:
Athen, Erechtheion, Anthemienschmuck, Standort des archaion agalma, Hyperthyron-Dekor