Pergamon – Bericht über die Arbeiten in der Kampagne 2013
https://doi.org/10.34780/f10e-0cf1
Abstract
Die Arbeiten der Pergamongrabung im Jahr 2013 konzentrierten sich auf die hellenistische Residenzstadt und ihr Umland im Rahmen des aktuellen Forschungsprogramms. Die Oberflächenuntersuchungen und die Sondagen am Westhang des Stadtberges konnten das im Vorjahr gewonnene Bild von der Besiedlungsdichte und vom Straßensystem bestätigen und erweitern. So lässt sich eine Treppengasse in die hellenistische Epoche datieren. Die große Dichte an Bebauungsspuren in einem Taleinschnitt am unteren Westhang bezeugt die intensive Nutzung selbst eines schwierigen Terrains, das in diesem Fall durch ein aufwendiges Kanalsystem entwässert werden musste. Am oberen Westhang wurde im Kontext des neu untersuchten Baus AA ein Stollen entdeckt, der offenbar der Sammlung von Wasser diente. Die Ausgrabung eines mutmaßlichen Felsheiligtums hat erste Indizien für die nicht-profane Nutzung der Anlage erbracht. Die erste Arbeitskampagne eines deutsch-türkischen Projektes zur Unteren Agora zeigt das Potential der Untersuchungen, die zu einer Neubewertung von Rekonstruktion und Datierung der Anlage führen werden. Durch die Freilegung der als Kazancı Köprüsü bekannten Brücke über den Selinus im Zuge geplanter Baumaßnahmen war eine erste detaillierte Bauuntersuchung und -dokumentation möglich, die zu einer römischen Datierung des bislang als hellenistisch eingestuften Baus führte. Bei der Fortsetzung der Ausgrabung der Südostnekropole wurden umfangreiche Hangschuttschichten oberhalb der antiken Oberfläche, in die man die Gräber eingetieft hatte, entfernt. Der prähistorische Survey im Umland von Pergamon konnte vorläufig abgeschlossen werden. Das mittlerweile differenzierte chronologische Spektrum reicht vom Spätneolithikum/Frühchalkolithikum bis in die späte Bronzezeit. Dank archäometrischer Analysen sind auch für die prähistorischen Epochen mehrere lokale Warengruppen innerhalb des Untersuchungsgebietes erkennbar. Die Wiederaufstellung der Sachmet-Statue im Südhof der Roten Halle konnte mit einer feierlichen Eröffnung abgeschlossen werden. Bei den Konservierungsarbeiten im Gymnasion wurden besondere Anstrengungen auf die südöstlichen Hangstützmauern verwendet.
Schlagwörter:
Pergamon, Straßensystem, Kanalsystem, Felsheiligtümer, Untere Agora, Brücke, Südostnekropole, prähistorische Besiedlung, Kochkeramik, Anthropologie, Rote Halle, Gymnasion