El acueducto romano de Itálica

https://doi.org/10.34780/cft6-t83a

Autor/innen

  • Alicia María Canto

Abstract

Die erste schriftliche Erwähnung des Aquäduktes von Italica stammt von Rodrigo Caro aus dem Jahre 162-4. Später, im Jahre 1783, schrieb Pater F. Zevallos einen Bericht über das Bauwerk. Danach gibt es keine Erwähnung mehr, und wie A. García y Bellido 1960 schrieb, galt es fast als verloren. Im Jahre 1974 führten Säuberungsarbeiten im Kloakensystem der antiken Stadt zur Entdeckung von Resten des Aquäduktes, die den Beginn der hier veröffentlichten Untersuchung bedeutete. Noch im selben Jahr sind wir dem gesamten Verlauf des Bauwerkes nachgegangen, und zwar von seinem Anfang im Tal Tejada (Prov. Huelva), dem einstigen Platz des antiken Ituci, bis zum 36,5 km entferten casteUum von Italica.

Aufgrund der wenigen, aber wichtigen bibliographischen Erwähnungen kann man erkennen, daß sowohl bei der Errichtung des Aquäduktes als auch bei den sanitären Anlagen von Italica viele der Bedingungen eingehalten wurden, die uns durch Quellen der klassischen Zeit überliefert sind (Vitruv und besonders Frontinus) und mit denen sich vor allem Forscher wie T. Ashby und E. B. van Deman (1935), A. Grenier (1960), R. de Montauzan (1912) usw. beschäftigt haben. Das Aquädukt nahm seinen Anfang bei den Quellen ,Fuente Grande“ und ,Fuente Pequeña“ im wasserführenden Tal Tejada. W ir entdeckten dort Konstruktionsreste der drei Auffangvorrichtungen und auf einem nahe gelegenen Hügel nicht weniger als hundert Kalksteinquader, von denen einige Bossierungen aufweisen und andere als Pilaster gearbeitet sowie mit weiten Kanneluren versehen sind. Ihr Stil gestattet eine Datierung in republikanische Zeit oder in den Beginn des 1. Jhs. n.Chr. Diese Konstruktionsreste lassen zudem darauf schließen, daß hier einst ein großes Gebäude gestanden hat, möglicherweise ein Tempel der Diana in ihrer Eigenschaft als Göttin der Nymphen und der Jagd. In diesem Zusammenhang muß daran erinnert werden, daß Ituci eine karthagische Stadt war, wie der Halbmond+ auf den Münzprägungen bezeugt. Wahrscheinlich bereitete die frühere Verehrung der karthagischen Göttin Tanit dem Kult der römischen Diana den Weg. Heute nennt man das Tal „Prado de Luna“ , und in dem nahe gelegenen Dorf Manzanilla entdeckte man kürzlich eine der Diana Augusta geweihte Inschrift, was zu beweisen scheint, daß es sich bei dem Gebäude um einen Diana-Tempel gehandelt hat.

Hier im Tal Tejada beginnt der Verlauf des Aquäduktes, das zum einen aus Bogenstellungen errichtet war, die sich kaum erhalten haben, und zum anderen unterirdisch, je nach den Gegebenheiten der Landschaft, verlief. Das am schwersten zu lösende, aber zufriedenstellend bewältigte Problem war die Überleitung vom Flußgebiet des Guadiamar (Maenoba) hin zum Tal des Guadalquivir (Baetis). Im ersten Abschnitt sind besonders bemerkenswert diejenigen Bögen, die sich über den Fluß Agrio wölben und deren Höhe auf 14 m errechnet wird; ferner die Überbrückung des Bachbettes der ,Frailes‘ mit 71 Bögen, von denen nur noch 5 stehen. In den nunmehr unter der Erdoberfläche verlaufenden Abschnitten fanden wir spiramina bzw. Öffnungen nach oben, die sowohl für die Bauarbeiten als auch zur Reparatur und Belüftung des Aquäduktes dienten. Wir konnten 25 dieser Öffnungen nachweisen, deren Erhaltungszustand durchweg sehr schlecht ist.

Der zweite Abschnitt, der vom Fluß Guadiamar nach Italica reicht, zeigt ein technisch völlig anderes Bild: Während im ersten Abschnitt das Mauerwerk aus mit Ziegeln verblendetem Beton bestand, die spiramina quadratisch waren und der specus oder das innere Kanalbett einen einfachen oder dreifachen hydraulischen Randwulst aufwies, besteht das Mauerwerk von jetzt ab aus unverblendetem Beton, die spiramina sind rund und der specus ohne Randwulst. Dies ist überraschend, und die einzige Erklärung könnte darin bestehen, daß das aus Ziegeln erbaute Aquädukt später zu datieren ist als das aus Beton, und daß es sich um zwei verschiedene Wasserleitungen handelt. Beim Suchen flußaufwärts des Guadiamar fand sich tatsächlich die Quelle eines anderen Aquäduktes, das am Rande des Flusses entlangführt und dann nach Osten in Richtung Italica abbiegt. Es verläuft als unterirdischer Stollen mit betoniertem Tonnengewölbe und runden Öffnungen nach oben, ähnlich der Wasserleitung von Bei-Oudna, die F. Rakob untersucht hat.

Dies beweist, daß ein früheres Aquädukt vorhanden war, das wohl in das 1. Jh. oder noch älter zu datieren ist und Wasser aus den Quellen des Guadiamar nach Italica vetus leitete. Nach der Neugründung der Stadt durch Hadrian wuchs der Wasserbedarf, und es wurde der neue Abschnitt von Tejada bis zum Guadiamar in ähnlicher Ziegeltechnik wie bei der Errichtung der neuen Stadt gebaut. Vom Fluß abwärts verband man diese Leitung mit der bereits existierenden, und kurz vor Italica gabelte sie sich dann erneut. Da die Wasserdepots der alten Stadt bisher nicht entdeckt werden konnten, zeigen wir lediglich die Stellen auf, an denen sich diejenigen der neuen Stadt befunden haben müßten, nämlich neben der Mauer und auch im Stadtinneren. Diese Vermutungen haben sich im Sommer 1978 bei Ausgrabungen unter der Leitung von Prof. M. Pellicer (Universität Sevilla) bestätigt. Wir glauben auch, ein großes, kreisrundes castellum aquae entdeckt zu haben, das auf dem höchsten Punkt der Stadt lag und von dem aus die Rohre zur Wasserversorgung des Amphitheaters, der Brunnen, der neuen Thermen usw. abgingen.

Schließlich kann man in Italica wie auch bei den Aquädukten Roms eine ganz in der Nähe gelegene gepflasterte Straße nachweisen, die für die Bauarbeiten am Aquädukt und für seine Wartung notwendig war. Es handelt sich hier um die via X X I I , ab ostio fluminis Anas Emeritam usque. Zwei Meilensteine Hadrians von dieser Straße zeugen entweder von einer Reparatur nach dem Jahre 117, allerdings erst auf der Strecke ab Ituci, wo die Leitung begann, oder sie weisen hin auf die Existenz eines Handelsweges, der zu den Kupferbergwerken von Riotinto, Tharsis und Aznalcöllar führte, dessen Verlauf jedoch die Itinerarien nicht überliefern.

Hinsichtlich der Chronologie scheint - aufgrund der Bauweise - festzustehen, daß das ursprüngliche Aquädukt zu Beginn des 1. Jhs. n. Chr. errichtet wurde, während die Erweiterung Anfang des 2. Jhs. zwar begonnen, aber erst zur Zeit der Antoninen beendet wurde, wie technische Details zu bezeugen scheinen. Die Ziegelbauweise ist sehr qualitätvoll; sie stellt einen der wenigen Fälle von Verwendung dreieckiger Ziegel in Hispanien dar. Unterschiedliche Maßeinheiten bei den Ziegeln deuten wohl darauf hin, daß gleichzeitig verschiedene Arbeitsgruppen am Werk waren. Wir vermuten, daß das Aquädukt ab Mitte des 4. Jhs., als der Verfall der Stadt begann, nicht mehr benutzt wurde.

Bei dem Aquädukt von Italica handelt es sich um ein technisch sehr anspruchsvolles, komplexes und aufwendiges Bauwerk, an dessen Errichtung wahrscheinlich libratores der Legio V I I Gemina mitgewirkt haben; die Probleme der Kanalisierung und der weiten Überbrückungen wurden meisterhaft gelöst. Wir sind der Meinung, daß es in Technik und Ausführung zu den großartigen öffentlichen Bauwerken zu zählen ist, mit denen Hadrian der Stadt Italica zu Ansehen verhalf.

Schlagworte:

Italica

Veröffentlicht

2021-01-01

Bibliographische Daten & Rezensionen

Citation Formats

Canto, A. M. (2021) „El acueducto romano de Itálica“, Madrider Mitteilungen, 20, S. 282–338. doi: 10.34780/cft6-t83a.