Phönizische Gefäßinschriften vom Morro de Mezquitilla

https://doi.org/10.34780/fc2b-3av1

Autor/innen

  • Wolfgang Röllig

Abstract

Die neuen Gefäßinschriften aus Morro de M ezquitilla bieten wenig Überraschungen, bringen aber willkommene Ergänzungen zu dem bisher recht bescheidenen Bestand an archäologisch exakt zuweisbaren Inschriften Spaniens. Soweit verständlich, enthalten sie offenbar weithin Eigennamen, einmal (N r. 8) vielleicht einen Hinweis auf den Inhalt des Gefäßes. Paläographisch ist die Zeit der Beschriftung, die nicht identisch sein muß m it der Zeit der Vernichtung des Geschirrs, jedenfalls auf das 7 .Jh . einzugrenzen. Genauere Zuschreibungen sind bisher unmöglich, da durch das Fehlen von genügend exakt datierbaren Texten die paläographische Methode für das Phönizische noch ungenau ist. Text 4 scheint der älteste zu sein, Text 3 wohl jünger als 1,5 und 12. Allerdings gestatten die jeweils erhaltenen wenigen Buchstaben kaum eine genaue Zuordnung. Auffällig ist, daß - wie schon andernorts in Spanien - eigentlich linksläufige Buchstaben in zwei Fällen (N r. 1 und Nr. 12) rechtsläufig geschrieben sind. Einmal steht ein Buchstabe Kopf (A lef in Nr. 2). Sola Sole hat als Erklärung dafür »cierta influencia de la escritura griega« angenommen48, eine Verm utung, die wenig für sich hat, wenn man bedenkt, daß im 7. Jh . v. Chr. die griechische Schrift noch sehr wenig verbreitet war und ein Nebeneinander der beiden Schriften in dieser Zeit nirgends nachweisbar ist. Die Flüchtigkeit der Einritzungen legt vielm ehr nahe, daß wir es mit ungeübten Schreibern zu tun haben, die rasch einen Namen oder eine Inhaltsangabe auf ein Gefäß kritzelten und dabei die Orientierung bei einzelnen Buchstaben verlieren konnten. Die z.T. wenig sorgfältig ausgeführten Schriftzeichen weisen in die gleiche Richtung. Die recht kleine Zahl der bisher bekannten Texte, die älter sind als das 6. Jh . v. Chr., macht es doch wahrscheinlich, daß auch der Gebrauch der phönizischen Schrift noch nicht weit verbreitet war - und damit die Zahl der Schriftkundigen und der geübten Schreiber gering. Das erklärt offenbar auch die geringe Zahl schriftlicher Zeugnisse für die H andelstätigkeit von Phöniziern in Spanien.

Schlagworte:

Morro de Mezquitilla

Veröffentlicht

2021-01-01

Citation Formats

Röllig, W. (2021) „Phönizische Gefäßinschriften vom Morro de Mezquitilla“, Madrider Mitteilungen, 24, S. 132–144. doi: 10.34780/fc2b-3av1.