Beiträge zur Geschichte der süd- und ostspanischen Felsmalerei
https://doi.org/10.34780/dc2b-88f2
Abstract
Auf der Iberischen Halbinsel unterscheidet man mehrere große Gruppen von nacheiszeitlischen Felsbildvorkommen: Im Osten die Levantekunst, im Süden und Südwesten die Schematische Kunst, im Nordwesten die galicischen Petroglyphen und im Westen die Gravierungen des Tejo-Tales. Daneben gibt es kleinere Vorkommen z. B. bei Ávila, Soria und Oviedo. Durch systematische Feldforschung beginnen sich die Grenzen immer mehr zu verwischen. Chronologisch und kulturgeschichtlich gehören die Gruppen verschiedenen Horizonten an. Die vorgetragenen Überlegungen beschränken sich auf den Süden und Osten Spaniens. Die Ergebnisse dürfen keinesfalls auf nördliche Landesteile angewendet werden. Außerdem konnten nur einige Hauptlinien verfolgt und manche Vereinfachung nicht vermieden werden.
Die Levantekunst wirkt in Europa fremdartig und weist viele Gemeinsamkeiten mit Malereien Nordafrikas auf, die einstweilen nicht gedeutet werden können. Wahrscheinlich beginnt sie im Neolithikum und endet in der 2. Hälfte des 3. Jts ., als kupferzeitliches Gedankengut im Süden und Westen der Halbinsel bereits Fuß gefaßt hatte. Ihre Urheber müssen wenigstens teilweise die Träger neolithischer Kulturen mit Abdruckkeramik sein.
Verwandte neolithische Erscheinungenbilden vielleicht auch die Wurzel der Kunst des Tejo-Tales und der Provinz Cádiz. Die Schematische Kunst geht in vielem auf ostmediterranes Gedanken- und Symbolgut zurück, das um die Mitte des 3. Jts. au fdie Iberische Halbinsel gelangte und dort unterschiedlich aufgenommen wurde. Ihre Blüte liegt zwischen ca. 2500 und lBOOv.Chr.; in einigen Gebieten wirken ältere Traditionen bis gegen 1500 v. Chr. fort. Ausführlich wurden mehr oder weniger naturalistische Menschen- und Tierbilder diskutiert. Ihre Menge ist mit der Schematischen Symbolkunst gleich alt. Ein Teil erreicht wohl noch die Wende von später Kupfer- zu frühen Bronzezeit.
Da entsprechende Bodenfunde, die eine Datierung erlauben würden, fehlen, ist eine schlüssige Beweisführung nicht möglich, wie lange die ’halbnaturalistische’ Kunst weiterlebt. Besonders problematisch ist das Alter des Reiters in der Gasulla-Schlucht. Stilistisch gehört er in den Bereich früher 'halbnaturalistischer’ Malereien. Die Menge bekannter Reiterbilder Europas stammt dagegen erst aus der Spätbronze- bis Früheisenzeit. Die Frage, ob er kupfer- bis frühbronze- oder eisenzeitlich ist, muß offen bleiben, bis neue Entdeckungen zur Klärung beitragen.