Os castella do Sul de Portugal

https://doi.org/10.34780/q3fc-336q

Autor/innen

  • Manuel Maia [Autor/in]

Abstract

Im Süden Portugals, im Baixo Alentejo und im Algarve, gibt es eine Reihe von Konstruktionen, die seit dem Beginn des 19. Jhs. das Interesse der Altertumsforschung auf sich lenkten. Ihre örtliche Bezeichnung als »castelos«, die Lage jeweils auf einem kleinen Hügel sowie ihre festen Mauern ließen Wehrcharakter vermuten. Leite de Vasconcellos wies sie als erster römischer Zeit zu. Als Charakteristikum haben diese Anlagen einen Kernbau von quadratischer oder leicht rechteckiger Form mit starken, nur mit einer Tür und schmalen Fensterschlitzen versehenen Außenmauern. Die Abmessungen dieses Kernbaues sind jeweils ähnlich, etwa 14/14 m. Nebengebäude legen sich in tieferem Niveau um den herausragenden Mittelbau. Der Verf. hat sich zur Aufgabe gemacht, diesen besonderen Anlagetyp mit seiner begrenzten topographischen Erscheinung im südlichen Teil der Lusitania und in der chronologischen Spanne zwischen dem 1. Jh. v. Chr. und der frühen Kaiserzeit zu untersuchen. Zu den bisher bekannten Beispielen hat er sechs weitere identifizieren können und führte bisher in fünf Monumenten Sondagen sowie in einem Bau, im Castehnho dos Mouros, Ausgrabungen durch.


Bei den Anlagen handelt es sich um einen Typ, der, wie J. Wahl am Beispiel vom Castelo de Lousa nachwies (MM 26, 1985, 149ff.), als Wehrgehöft interpretiert werden kann, das Vorbilder bereits in hellenistischen Anlagen hat. Der Verf. argumentiert, daß die gesellschaftliche und politische Situation während und nach der Regierungszeit des Augustus in diesem Gebiet, das seit langer Zeit befriedet war, nicht die Anlage militärischer Bauten rechtfertigte. Außerdem muß wegen des Fehlens wichtiger Straßen von der Hypothese Abstand genommen werden, daß es sich um Wachposten an Verbindungsstraßen gehandelt haben könnte. Auch läßt sich die Theorie nicht aufrechterhalten, nach der diese Konstruktionen für die Verteidigung der Felder bei Beja, Pax Julia, gegen mögliche Angriffe einer Bevölkerung bestimmt waren, die südlich dieser von Caesar oder Augustus gegründeten Stadt ansässig war. Das vom Guadiana begrenzte Gebiet war von den Koniern bewohnt, deren friedliche Haltung genügend bekannt und dokumentiert ist.


Pax Julia, das heutige Beja, dürfte außerdem ein Hindernis für angenommene Streifzüge von Lusitaniern beim Vorgehen in dem von ‘castelos’ besetzten Gebiet gebildet haben. Die Kargheit des Bodens konnte keine kontinuierliche Landwirtschaft oder Viehhaltung in der Zone der ‘castelos’ gewährleisten, so daß man sich nicht vorstellen kann, daß diese befestigten Häuser vor allem der Landwirtschaft gedient hätten. Eine villa rustica ohne Verteidigungsanlagen, die sich in der Nähe eines dieser ‘castelos’ befindet und kürzlich ausgegraben wurde, kann aufgrund der stratigraphischen Untersuchungen gleichzeitig wie diese Monumente datiert werden und überdauerte sie auch. Damit ist bewiesen, daß die ‘castelos’ nicht nur als einfache Landwirtschaftsgebäude anzusehen sind. Alle in Betracht kommenden Argumente des Verf. weisen auf eine Interpretation der ‘castelos’ als befestigte Gebäude, die dazu bestimmt waren, die Ausbeutung und mögliche Verarbeitung der in diesem Gebiet häufigen silberhaltigen Bleiglanzvorkommen sicherzustellen. Zahlreiche Funde von Blei, Tropfen vom Schmelzprozeß sowie Erzstücke, die im Bereich der befestigten Bezirke zutage kamen, scheinen diese Hypothese zu stützen.

Veröffentlicht

2021-01-01

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Rubrik

Artikel

Bibliographische Daten & Rezensionen

Zitationsvorschlag

Maia, M. (2021) “Os castella do Sul de Portugal”, Madrider Mitteilungen, 27, pp. 195–223. doi:10.34780/q3fc-336q.