Puntas de jabalina de Valencina de la Concepción (Sevilla) y del área palestino-israelita
https://doi.org/10.34780/h1nz-6z23
Abstract
Unter dem heutigen Ort Valencina de la Concepción befindet sich die vielleicht bedeutendste kupferzeithche Siedlung in West-Andalusien mit einer Ausdehnung von über 300 Hektar, wenn man die Nekropole, die den äußeren Rand bildet, mit einbezieht. Auf diese Gräberzone sind große Kollektivgräber in Tholoi verteilt wie die Cuevas de la Pastora 2-4, Matarrubilla, Ontiveros, La Pastora, der Cerro de la Cabeza oder Las Veinte. Aus einer dieser Tholoi stammen 30 Wurfspeerspitzen, die 1860 gefunden wurden. Seit ihrer Untersuchung durch M. Almagro Basch im Jahre 1959 verwendete man sie als Beleg für einen möglichen Geräte-Import während der Endkupferzeit bzw. Frühbronzezeit auf der Iberischen Halbinsel. Aufgrund einer erneuten Bearbeitung dieser Stücke und ihres archäologischen Kontextes können wir nun folgende Schlüsse ziehen:
1) Die Tholos La Pastora ist auf der Iberischen Halbinsel das Megalithgrab mit dem längsten Gang - 46 m -, und seine Monumentalität impliziert bestimmte soziale Verhältnisse.
2) Obwohl wir kaum über Angaben zu ihrem Inventar verfügen, da sie schon in der Antike ausgeräumt worden war, so sind doch das Vorhandensein von Gold und die nicht auszuschließende Existenz von importierten Materialien wie ‘Variszit’, Bernstein und Obsidian Anzeichen für die Bedeutung, die dieses Grabinventar gehabt haben muß. Gold finden wir in ähnlich auffälliger Weise nur noch in den Tholoi Matarrubilla und Las Veinte, die beide zur Nekropole von Valencina de la Concepción gehören, neben einigen Stücken aus den Gräbern Cañada del Carrascal, Cañada Honda G und Las Canteras der Nekropole von Gandul, die auf der anderen Seite des Guadalquivir Valencina gegenüber liegt. Eine Ausnahme bildet die künstliche Höhle von Los Algarbes (Cádiz), in der sich außerdem Elfenbein fand. Sowohl Cañada del Carrascal als auch Cañada Honda G enthielten Glockenbecher- Keramik, Los Algarbes und Las Canteras hingegen Armschutzplatten.
3) Gräber aus der Nekropole von Valencina de la Concepción wie die Tholoi Matarrubilla und Ontiveros zählen zu den bedeutendsten Fundplätzen von Elfenbein in West-Andalusien, einem Rohstoff, der sicher auf die Iberische Halbinsel importiert wurde; hervorzuheben ist hier die Spitze eines noch unbearbeiteten Elefantenzahns.
4) Die Wurfspieße stellen außergewöhnliche Stücke dar, die im allgemeinen nur in Gräbern niedergelegt wurden, wovon wir 25 Exemplare in der Levante zählen, die von neun Fundorten in der südlichen Mitte Israels-Palästinas stammen. Von diesen gehören 11 Exemplare zu den Varianten A und B, die aufgrund metrischer Parameter von den andalusischen Stücken unterschieden werden. Von den genannten neun Fundorten enthalten sieben die Variante C, während Typ A ausschließlich in Jericho und Typ B in Khirbet el-Kirmil vorhanden ist. Genauer gesagt verteilen sie sich zwischen der Ebene von Gaza bzw. dem Land der Philister, am Fuß der Berge und über die Höhen von Judäa bis nach Jericho, ein Weg, der nach Osten ins Transjordanland führt und nach Norden in das Jordantal. Um die Außergewöhnlichkeit dieser Stücke angemessen zu bewerten, muß berücksichtigt werden, daß in Khirbet el-Kirmil zwei Exemplare aus einer Gesamtheit von 900 Gräbern der Frühbronzezeit IV stammen, und obwohl die Mehrheit der Gräber geplündert worden war, hat ein guter Teil ihrer Gerätschaften Eingang in private Sammlungen gefunden Die Bedeutung dieser Produktionen darf nicht unterbewertet werden; man kennt z. B. von allen Lanzen- und Wurfspießtypen, die Montero und Teneishvili zusammenfassen, nur 150 Exemplare, wobei das bedeutendste Ensemble eben das aus La Pastora ist, das mit seinen 30 Wurfspießen wahrscheinlich mindestens 'A aller bekannten Stücke ausmacht. Wenn wir uns auf die Varianten von Wurfspießen, die wir aufgenommen haben, beschränken, stehen 25 Exemplaren in Israel- Palästina-Syrien 32 in Südspanien - Andalusien und Extremadura - gegenüber.
5) In ihren Form- und metrischen Merkmalen stimmen die Exemplare der Iberischen Halbinsel mit den palästinensischen ziemlich signifikant überein. Sie folgen alle dem Prinzip, wonach eine Proportion gesucht wird, bei der das Blatt etwa 'A oder 'A der Summe des Griffs und seiner
Schäftung entspricht. Alle Stücke wiederholen einen rhombischen Querschnitt, der im Blatt abgeflachter ist, am Ansatz des Stiels rund und an der Spitze viereckig. Außerdem sind die Maße sehr ähnlich: 33 und 30,3 cm die längste Länge sowie 17,8 und 17,5 cm die kürzeste Länge.
7) Der Unterschied bei der Stielspitze, die fast immer bei den palästinensischen Exemplaren im Gegensatz zu den Stücken der Iberischen Halbinsel und zu dem in Ras Shamra-Ugarit importierten gebogen erscheint, ist einem einleuchtenden, aber nicht minder signifikanten Umstand zu verdanken. Während die Wurfspieße in Palästina normalerweise geschäftet waren, was die Spitzenkrümmung hervorruft, scheinen die entsprechenden spanischen Stücke dies nicht gewesen zu sein, was ihnen durch die Niederlegung im Grab einen gewissen speziellen, kultischen oder exotischen Wert verleiht. Folglich wären bei verschiedenen Exemplaren der andalusischen Serie Metallanalysen
interessant, um nachzuweisen, ob sich an ihren Kanten Abnutzungsspuren feststellen lassen, die auf irgendeine Art des Gebrauchs deuten.
8) Sowohl auf der Iberischen Halbinsel als auch in Palästina handelt es sich um Stücke aus Arsen-Kupfer ohne eine Zinnlegierung.
9) Ein interessanter Umstand ist, daß sowohl Teil el-cAjjül als auch Valencina de la Concepción mit direktem Zugang zum Meer liegen, der erstgenannte durch das Wadi Ghazzeh und Valencina über den Rio Guadalquivir. Im Fall von Wadi Ghazzeh verlief die Küstenlinie wahrscheinlich weiter im Inneren als heute. Jetzt liegt sie etwa 2,5 km von Teil el-cAjjül entfernt, dazwischen befindet sich eine Dünenzone. Valencina de la Concepción war seinerseits bis an den Fuß der Siedlung mit dem Schiff zu erreichen, wie man in der kürzlich erschienenen Rekonstruktion der Mündung des Guadalquivir in eine Bucht sehen kann.
10) Die Wurfspieße liegen in der südlichen Mitte Palästinas an zwei deutlichen Verbindungswegen. Der südliche beginnt bei Teil el-cAjjül und führt dann weiter über Teil ed-Duweir- Lachish, Jebel Q a3aqir und Khirbet el-Kirmil, der nördliche geht von Benaya aus und verläuft über
Bet GamlPel, El Jib-Gibeon nach Jericho und cAin-Sämiya. Beide Wege treffen sich im Norden etwa von Teil ed-Duweir-Lachish ab oder bei Khirbet el-Kirmil und führen am Toten Meer entlang.
11) Chronologisch stimmen die Epochen in beiden Gebieten weitgehend überein: Frühbronzezeit IV A - IV C, 2350-2000 v. Chr. in Palästina gegenüber End-Kupferzeit II-III/Frühbronzezeit I, 2325-2050 v. Chr. in West- und Ost-Andalusien.
12) Ohne ihre mögliche Anwendung als persönliche Waffe ausschließen zu wollen, denken wir, daß vermutlich ihre hauptsächliche Funktion in der Verwendung als Waffe zur Jagd von Wildtieren zu suchen ist, die von Mitgliedern der Elite betrieben wurde.
13) Schließlich bleibt zu fragen, ob wir es mit Importen oder wechselseitigen Einflüssen zwischen den beiden äußersten Enden des Mittelmeeres zu tun haben. Die Frühbronzezeit IV wird in Palästina als eine Krisenzeit in Zusammenhang mit dem Aufstieg Syriens angesehen, wie beispielsweise Stadtstaaten wie Ebla II B zeigen. Trotzdem, im Gegensatz zur früheren Interpretation, die einen regionalen Zusammenbruch nach der Aufstiegsperiode der Frühbronzezeit II-III, 3050-2350 v. Chr. sah, ergeben die zunehmenden Prospektionen und Ausgrabungen eine Verlagerung des regionalen Machtbereichs nach Transjordanien, wo heute schon über 1200 Fundorte der Frühbronzezeit
IV bekannt sind, und sogar Khirbet Iskander ist mit seinem ausgeklügelten Mauersystem ganz deutlich eine Stadt. Genau in diese Region führen die West-Ost-Routen zwischen Mittelmeer und Totem Meer, die durch die Verbreitung der Wurfspieße markiert werden. Eine besondere Rolle spielt dabei Jericho, das gleichzeitig den Landweg, der nach Transjordanien am Toten Meer entlangführt, kontrolliert und auch den Weg, der nach Norden den Jordan hinaufgeht bis nach Beth-Shan, zum See Tiberias und nach Nord-Israel, Gebiete, in denen auffallenderweise kein einziges Exemplar dieses Wurfspießtyps vorkommt.
In West-Andalusien fällt auf, daß das Ensemble von Valencina de la Concepciön und El Gandul aus den bedeutendsten und reichsten Fundorten der Region besteht, die beide Ufer des unteren Guadalquivirtals kontrollieren. Ist es nicht unter diesen Prämissen möglich, irgendeine Art von Import oder lokaler Herstellung nach auswärtigen Modellen anzunehmen? Wenn man bedenkt, daß wir mit einem möglichen Import im Haupthafen Syriens, Ugarit-Ras Shamra, rechnen, dürfen wir es nicht notwendigerweise a priori ausschließen, obwohl die Frage aufgrund der weiten Entfernung zwischen beiden Punkten delikat ist.
Obwohl es sich scheinbar um eine einfache Form handelt, belegen die vorliegende und die voraufgegangenen Untersuchungen, daß es sich um einen seltenen Gegenstand handelt, der im allgemeinen mit Gräbern von Mitgliedern der Elite verbunden ist, wenn auch Dever glauben macht, daß sie nur das Vorhandensein eines Männergrabes anzeigen. Die Seltenheit metallischer Geräte in Gräbern ist in der Endkupferzeit/Frühbronzezeit bzw. Bronzezeit IV nicht nur für die Iberische Halbinsel bezeichnend, sondern auch für Israel-Palästina. Leider gibt es weder für die Fundorte der Levante noch für das Grab La Pastora 14C-Daten, was eine gute zeitliche Parallelisierung erschwert. Genauso hat man auch keine Blei-Isotop-Analysen an diesen Stücken durchgeführt, die Daten in die eine oder andere Richtung liefern könnten. Auf jeden Fall läßt die Außergewöhnlichkeit dieser Stücke in beiden Regionen drei Möglichkeiten offen: einen Import, eine lokale Herstellung nach auswärtigen Vorbildern für die Exemplare aus Valencina de la Concepciön und La Pijotilla, da in Palästina eine größere Zahl von Fundorten vorliegt, oder eine gleichzeitige Entstehung einer Waffe der Elite, die einer mediterranen Mode entspringt. Es bleibt abzuwarten, bis zukünftige Untersuchungen diese Vorschläge bestätigen oder verwerfen werden.