Eine frühklassische Stele aus Samsun/Amisos

Resumo

Im Jahr 2013 führte das Museum von Samsun Rettungsgrabungen ca. 3 km nordwestlich von Samsun, dem antiken Amisos, in Kurupelit bei Atakum durch und entdeckte eine Grabkammer sowie sechs Grabstelen aus lokalem Kalkstein in der unmittelbaren Umgebung. Sie sind z. Z. im Museum von Samsun, im Freien, aufgestellt. Eine von diesen wird hier vorgestellt; sie zeigt zwei Frauen, eng in einen tektonischen Rahmen gezwängt: die Tote sitzend, vor ihr eine Dienerin mit Kästchen und rundem Griffspiegel. Die isokephale Komposition lässt beide Köpfe bis ans Gesims reichen. Die neue Stele aus Amisos gehört dem Strengen Stil an und wird gegen 450 v. Chr. entstanden sein. Enge typologische Verwandtschaft besteht zu einer fragmentierten Stele aus Komotini, Thrakien, im Museum von Thessaloniki, die H. Hiller der Schule von Thasos zuweist und kurz vor 450 v. Chr. datiert. Fortentwickelt wird das Motiv schließlich auf einer vertikal abgeschlagenen Grabstele aus Sinope, Paphlagonien, heute im Museum von Sinop, auf der zwei Dienerinnen erscheinen, dazu ein Hahn unter dem Hocker der Toten. Von Thasos über Amisos nach Sinope ist eine deutliche »Provinzialisierung« des Reliefstils festzustellen.