Der sogenannte Caracalla-Tempel von Pergamon – ein Bau zu Ehren Hadrians und seiner Gattin Sabina
https://doi.org/10.34780/egqo-g7ai
Abstract
In diesem Beitrag geht es um den schon lange bekannten, am Ende der Theaterterrasse und in der römischen Kaiserzeit über einem älteren Bau errichteten Podiumstempel von Pergamon. Anhand der Rekonstruktion seiner Weihinschrift durch den Epigraphiker Max Fränkel erfolgte umgehend eine tentative Zuschreibung an Caracalla, was aber aufgrund der jünger wirkenden Bauornamentik immer wieder Anlass zu Diskussionen gegeben hat. Diese können mit der hier vorgestellten Neulesung der Weihinschrift nun beigelegt werden: die Inschrift aus vergoldeten Bronzebuchstaben nennt als Empfänger des kleinen Heiligtums nämlich nicht Caracalla, sondern Kaiser Hadrian und seine Gattin Sabina. Sie wurde wohl anlässlich eines kaiserlichen Besuches, mutmaßlich im Jahre 124 n. Chr., angebracht und feierte die Verleihung des Metropolis-Titels an die Stadt. So gut sich damit einige Probleme lösen lassen, eröffnen sich doch gleichzeitig neue Schwierigkeiten in der Interpretation. Einerseits hatte Hadrian ja die Pergamener schriftlich wissen lassen, dass er keinen Tempel zu seinen Ehren in der Stadt wünschte bzw. die Existenz eines solchen in dem Brief nicht erwähnt, andererseits war bislang als Inhaber des Vorgängerbaues immer Dionysos angenommen worden, was ohne Zweifel besser zu Caracalla, als zu Hadrian und Sabina gepasst hätte. Für diese und andere Problemkreise kann dieser Beitrag zwar Erklärungsmodelle anbieten, doch bleiben manche Fragen immer noch offen, die letztlich bis in augusteische Zeit zurückreichen. Immerhin konnten aber durch die Neulesung der Inschrift eine neuer chronologischer Fixpunkt für die kleinasiatische Bauornamentik und ein weiterer Mosaikstein zum besseren Verständnis der pergamenischen Stadtgeschichte gewonnen werden.
Schlagwörter:
Pergamon, Caracallatempel, Dionysostempel, Litterae Aureae, Hadrian, Sabina