Vom Palladion zur Nikephoros
Der Kult der Athena im Kontext der Herrschaftslegitimation im spätklassischen und hellenistischen Pergamon
https://doi.org/10.34780/dik0-98c0
Abstract
Die politische Instrumentalisierung des Athena-Kultes durch die Führungsschichten Pergamons von seiner Gründung in der spätklassischen Zeit bis zum Ende der attalidischen Herrschaft steht im Mittelpunkt des Beitrags. Dabei werden die Zuschreibung der Initiation dieses Kultes an Barsine und Herakles relativiert, und gleichzeitig direkte Bezüge zu Alexander dem Großen konstatiert. Reflexionen des Kultbildes in der Münzprägung und Reliefkunst lassen als Vorbild das mythische Palladion Trojas, wie es in der Vasenmalerei, Kleinkunst und Plastik erscheint, fassen. Athena wird somit zum prägnanten Verknüpfungspunkt für die Gründer des Kultes der Göttin in Pergamon mit dem großen Argeaden. Einige ikonographische Elemente des Kultbildes sowie die räumliche Beziehung des Athena-Tempels zu weiteren Heiligtümern auf der Akropolis und in der Umgebung von Pergamon legen ferner eine intentionelle, enge Verbindung zu Meter nahe, durch die eine Akzeptanz des neu eingeführten Athena-Kultes durch die Einheimischen begünstigt wurde. Die religionspolitische Tätigkeit der pergamenischen Herrscher wird mit einem besonderen Augenmerk auf ihren Umgang mit Athena und Meter skizziert, und in Verbindung mit der Mythisierung der Stadtgeschichte betrachtet. Auch die Bezugnahme auf Athen im Zuge der Stilisierung Pergamons als Beschützerin von Recht und Ordnung, sowie als Hüterin der griechischen Kultur in der Nachfolge des klassischen Athen wird überprüft und relativiert. Athena- und Meter-Kult werden zu zentralen Mitteln der attalidischen Bemühungen um die Legitimierung ihrer Macht gegenüber der griechischen Welt und der einheimischen Bevölkerung.
Schlagwörter:
Pergamon, Athena, Meter, Nikephoros, Barsine