Zambujal (Torres Vedras, Portugal). Zur Präzision der absoluten Chronologie durch die Untersuchungen an der vierten Befestigungslinie

https://doi.org/10.34780/zl3b-al06

Autor/innen

  • Michael Kunst (Goethe-Universität Frankfurt)
  • Nina Lutz (Landesamt für Denkmalpflege Hessen)

Abstract

Die Untersuchung der kupferzeitlichen befestigten Siedlung von Zambujal (Portugal) zählt seit 1964 zu den Forschungsschwerpunkten des Deutschen Archäologischen Institutes, Abteilung Madrid. Durch die Grabungen von E. Sangmeister und H. Schubart zwischen 1964 und 1973 sind bereits drei Befestigungslinien bekannt geworden, die den über einem Felssporn gelegenen Besiedlungskern nach Osten gegen den Hang absichern. 1995 war, unter Leitung von M. Kunst, etwa 50 m weiter östlich der dritten Befestigungslinie eine vierte entdeckt worden, deren Ausgrabung vor allem Gegenstand der Kampagnen von 2001, 2002 und 2004 war. Die architektonischen Reste zeigen eine mehrphasige Anlage, deren baugeschichtliche Entwicklung im vorliegenden Aufsatz vorgestellt wird. Die Bausequenz begann mit einer einfachen, etwa 1 m breiten Mauer, die durch zwei Tordurch lässe unterbrochen ist: Bauphase ›Este 1‹. Diese Mauer wurde im Laufe ihrer Nutzungszeit durch verschiedene Verstärkungen stark modifiziert, wobei eine relative Chronologie der Innenseite von der der Außenseite unterschieden werden muss. Die Tordurchlässe der ältesten Mauer wurden an der Ostseite durch zwei hohle Halbrundtürme zugesetzt: Bauphase ›Este Außen 2‹. Mit dieser Phase scheint eine Mauerverblendung westlich der Kernmauer in Verbindung zu stehen, bei der die Eingänge in die Halbrundtürme frei gelassen werden: Bauphase ›Este Innen 2‹. Diese Eingänge wurden später durch eine massive Mauerschale zugesetzt – Bauphase ›Este Innen 3‹ –, eine Baulösung, die in der folgenden Bauphase ›Este Innen 3b‹ noch einmal verstärkt wurde. Auch nach Osten wird die vierte Linie nach Ablagerung mächtiger Schichtpakete durch weitere Verstärkungsmauern verblendet: Bauphase ›Este Außen 3a‹. Die Errichtung eines massiven Halbrundturmes an der Ostseite setzt nach bisherigen Erkenntnissen den Schlusspunkt in der Bausequenz: Bauphase ›Este Außen 3b‹. Im Zuge der Untersuchungen wurden 14 Proben aus verschiedenen Befunden für 14C-Analysen entnommen, deren Datierungen hier vorgelegt werden. Sie bestätigen die Ergebnisse zur Baugeschichte der Linie IV. Diese neue 14C-Datenserie wurde darüber hinaus mit den neu kalibrierten Datenserien der Grabungen von E. Sangmeister und H. Schubart verglichen. Ziel der Untersuchung war es, die Baugeschichte der Linie IV in die Gesamtchronologie von Zambujal nach E. Sangmeister und H. Schubart einzugliedern. Dabei zeigte sich, dass die architektonische Entwicklung der vierten Linie das strategische Gesamtkonzept der Siedlung nachzeichnet. Ein Siedlungsbefund an der Westseite der vierten Linie konnte in die frühe Glockenbecherphase datiert werden, allerdings sind Funde dieser Keramik bisher in diesem Bereich nicht nachgewiesen. Dadurch wird die bisherige Annahme bestätigt, dass die Verbreitung der Glockenbecherkeramik im Siedlungsareal auf funktionale, nicht auf chronologische Gründe zurückzuführen ist.

Schlagworte:

Portugal, Zambujal, Kupferzeit, befestigte Siedlung, Bauphasen, Radiokarbondatierung, absolute Datierung, zylindrisches Gefäß, copo canelado, Kugelgefäß, Glockenbecher, Befestigung

Veröffentlicht

2020-11-01

Bibliographische Daten & Rezensionen

Citation Formats

Kunst, M. und Lutz, N. (2020) „Zambujal (Torres Vedras, Portugal). Zur Präzision der absoluten Chronologie durch die Untersuchungen an der vierten Befestigungslinie“, Madrider Mitteilungen, 49, S. 29–63. doi: 10.34780/zl3b-al06.