Die Meerenge östlich von Gibraltar am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit (9.–8. Jh. v. Chr.). Zum Forschungsstand

https://doi.org/10.34780/6d4f-mwua

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Abstract

Das deutsch-spanische Kooperationsprojekt in Los Castillejos de Alcorrín (Manilva, Málaga) liefert gemeinsam mit den Notgrabungen und Prospektionen neue Informationen zur Bedeutung der Küstenregion östlich von Gibraltar. Sie lassen das Bild einer Kontaktzone zwischen maritimen und festländischen Kulturen, zwischen Einheimischen und Fremden entstehen, deren dynamische Entwicklung nicht zuletzt auf die Nutzung des bisher ungeahnten Erzreichtums der Gegend zurückgeht. Die über 11 Hektar große, am Übergang vom 9. zum 8. Jh. v. Chr. gegründete und am Beginn des 7. Jhs. v. Chr. verlassene einheimische Festung Alcorrín liefert ein eindrucksvolles Beispiel der Auswirkung früher phönizischer Kontakte bei der Bildung von Machtkonzentration, der Entwicklung neuer Kommunikationsformen wie der Schrift, der Einführung bisher unbekannten Technologien, Wirtschafts- und Handelsformen und Wohnweisen. Höhensiedlungen des 2. Jts. v. Chr., deren Lage die Verbindungswege und Austausch im Blick hatten, leiten den Beginn der Besiedlung im unmittelbaren Hinterland und auch die Nutzung der lokalen Metallressourcen ein, zudem liefern sie Spuren ostmediterraner Kontakte. Am Ende des 9. Jhs. v. Chr. wurde mit der Gründung einer Siedlung bei Casa Montilla an der ehemaligen Mündung des Guadiaro der Anschluss an die maritimen Handelswege geschaffen.

Der Hafenplatz ist in Luftlinie nur 5 km von Los Castillejos de Alcorrín entfernt und steht, den Funden nach zu schließen, mit ihm in direkter Verbindung. Im Laufe des 8. Jhs. v. Chr. entwickelt sich der Umschlagplatz und das Tal des Guadiaro zum Einfallstor, über das phönizische Einflüsse bis weit ins Landesinnere reichen und Änderungen im lokalen Milieu auslösen. Die Aufgabe von Los Castillejos de Alcorrín fällt in eine Zeit des Wandels, zum einen erleben die phönizischen Niederlassungen im Süden der Iberischen Halbinsel einen Bevölkerungszuwachs, zum anderen werden im einheimischen Hinterland befestigte Siedlungen errichtet. Die auslösenden Ursachen, die zu dieser Entwicklung führten, sind noch nicht erkennbar.

Die Besiedlungsgeschichte der Region an der Meerenge östlich von Gibraltar hat eigene Züge. Sie unterscheidet sich von den anderen Territorien der westphönizischen Oikumene, selbst geographisch naher. Die Unterschiede sind offenbar vor allem auf lokale Traditionen der einheimischen Kulturen zurückzuführen, die bei der Begegnung mit den heterogenen Phöniziern Sonderentwicklungen bewirkten.

Schlagworte:

Phönizier, ›Kolonisation‹, Netzwerke, Endbronzezeit, Frühe Eisenzeit, Los Castillejos de Alcorrín, Meerenge von Gibraltar, Guadiaro, Technologietransfer

Veröffentlicht

2020-08-31

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Marzoli, D., Suárez Padilla, J., Renzi, M., Torres Ortiz, M. . und Compaña, J. M. (2020) „Die Meerenge östlich von Gibraltar am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit (9.–8. Jh. v. Chr.). Zum Forschungsstand“, Madrider Mitteilungen, 55, S. 167–211. doi: 10.34780/6d4f-mwua.