Estudio analítico de los materiales arqueometalúrgicos procedentes de Los Castillejos de Alcorrín (Manilva, Málaga). Yacimiento del Bronce Final/Inicio de la Edad del Hierro en el entorno del Estrecho de Gibraltar

https://doi.org/10.34780/3dun-x4wa

Autor/innen

Abstract

2004 wurden im Innern der Südfront der Befestigungsanlage von Los Castillejos de Alcorrín Eisenschlackenreste entdeckt, die aus den stratigrafischen Einheiten 11, 12 und 13 und damit aus dem Bereich einer endbronzezeitlichen Festung stammen, die ihrer Zeit stark unter dem Einfluss der Phönizier stand. Im Rahmen eines von der Madrider Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) geleiteten deutsch-spanischen Projektes wurden die Schlackenfunde archäometallurgisch untersucht. Partner war das Instituto de Historia des Centro de Ciencias Humanas y Sociales (CCHS-CISC) in Madrid unter Mitarbeit des Deutschen Bergbau-Museums Bochum (DBM).


Aufbau und Zusammensetzung der Verhüttungsschlacken sprechen für die Verwendung von komplexen Eisenerzen. Zwei Schmiedeschlacken (Kalotten) aus dem Horizont U 13 (CALC-13 S1-1 und S1-2) deuten zudem darauf hin, dass die Eisenluppe weiterverarbeitet wurde und wären damit die frühesten Zeugen der Eisenmetallurgie in Westeuropa. Beide Schlackentypen entstammen gleichalten Schichten und ähneln sich in der Mikrotextur.


Die Schlackenfunde sind Fayalit-reich mit einem geringen Anteil an Eisenoxiden – die einzige Ausnahme ist CALC-13 S1-1. Bei den anderen ist der Fayalit in der Matrix so gut auskristallisiert, dass die Schlacke vermutlich ausreichend flüssig austrat, um sich vom Eisenschwamm zu trennen. Damit ähnelt die Mikrostruktur der von Schlacken späterer Zeiten. Ein Unterschied besteht aber im äußeren Erscheinungsbild, da die Schlacken von Alcorrín an ihrer Oberfläche z. B. nicht die typischen Fließfalten zeigen, die sich während der Abkühlung bilden. Solche Fließschlacken sind auf der Iberischen Halbinsel erst seit römischer Zeit bekannt, weshalb die Vermutung nahe liegt, dass die hier untersuchten Schlacken doch innerhalb des Ofenkörpers langsam erhärteten und nicht als Fließschlacken abgestochen wurden. Nichtdestotrotz handelt es sich für diese Zeitperiode um erstaunlich »moderne« Schlacken, die eine für damals sehr effektive Eisengewinnung annehmen lassen. Den Metallurgen von Alcorrín kam nämlich zugute, dass die Eisenerze hauptsächlich im Verbund mit Quarz anstanden, was bei der Verhüttung automatisch als Flussmittel diente und den Schmelzpunkt der Schlacken erniedrigte. Soweit bekannt ist, wurden die Öfen im 8. Jh. v. Chr. nämlich noch nicht absichtlich mit Flussmittel beschickt. Die Schlacken dieser Zeit haben deshalb gewöhnlich einen hohen Verlust an Metall in Form von Eisenoxid oder metallischen Einschlüssen bedeutet. Interessanterweise kennt man Schlacken wie die hier vorgestellten erst wieder aus der Iberischen Zeit ab dem 5. Jh. v. Chr.


Der hohe Gehalt an volatilem und leicht oxidierbarem Arsen in den Metalleinschlüssen der Schlacken spricht zudem dafür, dass sowohl die Ofentemperaturen als auch die Reduktionsbedingungen gut kontrolliert werden konnten und die Öfen deshalb keine einfachen offenen Konstruktionen gewesen sein konnten.


Um der wichtigen Frage nachzugehen, ob zur Zeit der Besiedlung von Alcorrín Ende des 9. bis Ende des 8. Jhs. v. Chr. lokaler Bergbau auf Eisenerze umging, hat die Abteilung Madrid des DAI 2011 ein weiteres interdisziplinäres Projekt ins Leben gerufen und in einem Umkreis von ca. 50 km um Los Castillejos de Alcorrín Prospektionen durchgeführt, mit dem Ziel, Spuren alten Bergbaus zu lokalisieren und zu beschreiben. Die vor Ort gesammelten Proben wurden dafür im Fachbereich Materialkunde des DBM’s auf Phasenbestand und Chemismus hin untersucht (XRD, ICP-MS), um dann im Institut für Geowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt/Main die Bleizusammensetzung der Erzhandstücke bestimmen
zu lassen. Ziel war es, die Erzproben zu charakterisieren und eine Verbindung zu den Eisenschlacken über die Bleiisotopie auszuloten. Damit soll eine Forschungslücke gefüllt werden, denn die Bedeutung der Region östlich von Gibraltar als Bergbaugebiet ist bisher völlig unbeachtet geblieben, da sich alle einschlägigen Untersuchungen dieser Art auf Huelva und sein ressourcenreiches Hinterland konzentrierten.


Nicht nur das Untersuchungsgebiet um Los Castillejos de Alcorrín, sondern auch weitere Gebirgszüge in der Region, von der Serranía de Ronda bis zu den Montes de Málaga, sind durch komplexe und verschiedenartigste Mineralisationen gekennzeichnet, die sich in der Chemie der Schlacken von Alcorrín, die signifikante Mengen z. B. an Nickel, Arsen oder Chrom zeigen, widerspiegeln könnten. Eine Nutzung lokaler Erzvorkommen wie die der Sierra Crestellina, der Sierra Utrera oder der Sierra Bermeja würde deshalb nicht verwundern. Auch in anderen Siedlungen der Region gibt es wichtige Hinweise auf metallurgische Aktivitäten, so z. B. Schlacken- und Schmelztiegelreste im zeitgleich besiedelten Acinipo oder auch Ronda, die beide am Oberlauf des Río Guadiaro liegen. Eine Ausbeutung der Erze in
der Sierra de Ronda liegt in diesen Fällen nahe.


Festzuhalten bleibt, dass der Nachweis metallurgischer Tätigkeiten, besonders der Eisengewinnung in Los Castillejos de Alcorrín, Acinipo und Ronda, zeigt, wie schnell sich die Kenntnisse der Eisenmetallurgie aus dem Vorderen Orient in der Region ausbreiteten. Gewiss war ein enger Kontakt zwischen den Einheimischen und den Phöniziern Grundlage für den raschen Technologietransfer, und diese Partnerschaft erleichterte dann nicht nur die effektive Ausbeutung der lokalen Naturschätze, sondern auch die Weitergabe dieses Wissen über den lokalen Kontext hinaus in das in jener Zeit sich neu entfaltende transmediterrane Wirtschaftsnetz. Zentrale Orte wie Los Castillejos de Alcorrín mögen bei dieser Entwicklung eine Schlüsselrolle gespielt haben.

Schlagworte:

Späte Bronzezeit, Los Castillejos de Alcorrín, Frühe Eisenzeit, Phönizier, Kolonisation, Wirtschaft, Handelsverbindungen, Netzwerke, Schlacke, Technologie, Metallurgie, Eisen, Bronze, SEM-EDX, XRD, ICP-SFMS

Veröffentlicht

2020-08-31

Bibliographische Daten & Rezensionen

Citation Formats

Marzoli, D., Renzi, M., Bode, M. und Suárez Padilla, J. (2020) „Estudio analítico de los materiales arqueometalúrgicos procedentes de Los Castillejos de Alcorrín (Manilva, Málaga). Yacimiento del Bronce Final/Inicio de la Edad del Hierro en el entorno del Estrecho de Gibraltar“, Madrider Mitteilungen, 55, S. 121–166. doi: 10.34780/3dun-x4wa.