Haltung ist Botschaft. Zu dem Gestus gegenbewegter Arme in der mittelmeerischen und keltischen Plastik der Eisenzeit

https://doi.org/10.34780/85dv-69jr

Autor/innen

  • Thomas Schattner (DAI Madrid)

Abstract

In diesem Aufsatz wird die Darstellung eines Motivs in plastischen Darstellungen über die Jahrhunderte verfolgt und seine Botschaft gesucht. Es handelt sich um eine Haltung, bei der die beiden Arme in einer Gegenbewegung gehalten werden: Während ein Arm in einer Aufwärtsbewegung erhoben und angewinkelt wird, so dass die Hand fast immer flach und offen auf der Brust aufliegt, ist der andere Arm bei gleicher Handhaltung in der Gegenbewegung abwärts gerichtet. Die Haltung vereint in einer fast genial anmutenden Weise eine einfache Gestaltung mit einer raffiniert gesucht wirkenden Geste. Der dafür neu gefundene Begriff der »gegenbewegten Arme« wird hier eingeführt. Entstanden und entwickelt offenbar im Umfeld der nordsyrischen Plastik, erscheint sie in Anatolien, im späten 7. Jh. v. Chr. dann in der etruskischen Plastik, später im 6./5. Jh. v. Chr. in der keltischen Großplastik, dann in der iberischen (4.–1. Jh. v. Chr.) und schließlich in der kaiserzeitlichen Plastik Nordwesthispaniens. Stets ist die Zahl der Denkmäler mit dieser Geste in den jeweiligen Regionen recht gering, stets wird sie regional nur über recht kurze Zeiträume dargestellt, allein in den hispanischen Regionen, namentlich in den iberischen, zeigen sich längere Laufzeiten. Dieses Phänomen wird über die in der Semiotik entwickelten Parameter Denotation und Konnotation erklärt. Die Botschaft der Haltung könnte in ihrem Kern auf universale Werte wie langer Stammbaum, blaues Blut und altes Königtum verwiesen haben.

Schlagworte:

Motiv, gegenbewegte Arme, nordsyrische Plastik, etruskische Plastik, keltische Großplastik, iberische Plastik, nordwesthispanische Plastik, Denotation und Konnotation

Veröffentlicht

2020-08-31

Bibliographische Daten & Rezensionen

Citation Formats

Schattner, T. (2020) „Haltung ist Botschaft. Zu dem Gestus gegenbewegter Arme in der mittelmeerischen und keltischen Plastik der Eisenzeit“, Madrider Mitteilungen, 58, S. 106–151. doi: 10.34780/85dv-69jr.