Elfenbeinwerkstätten in Huelva und La Rebanadilla (Málaga), den ältesten phönizischen Niederlassungen auf der Iberischen Halbinsel

Abstract

Der vorliegende Beitrag – das Ergebnis interdisziplinärer Zusammenarbeit – dient als Pilotstudie eines Projektes, in dem aufgrund ihrer datierten Kontexte beispielhaft ausgewählte phönizische Elfenbeinfunde des 9. bis 6. Jhs. v. Chr. geographisch übergreifend in der gesamten Oikoumene unter Einbeziehung der orientalischen wie afrikanischen Herkunftsgebiete des Rohelfenbeins untersucht werden sollen. Bei dem analysierten Material handelt es sich um Werkstattreste des letzten Viertels des 9. Jhs. v. Chr. aus der Gründungsphase der im äußersten Westen gelegenen ältesten phönizischen Faktoreien Huelva und La Rebanadilla (Málaga). Die gezielte Auswahl der Studienobjekte erlaubt eine Gegenüberstellung gleichzeitiger und gleichartiger, einerseits mediterraner (La Rebanadilla) und anderseits atlantischer (Huelva) Fundkontexte. Die angewandten Analysen schließen an eine Forschungstradition des Madrider Abteilung des DAI an bzw. an eine Studie zu Elfenbein aus dem phönizischen Außenposten Mogador (Essaouira, Marokko) und die umfangreichen kupfer- und bronzezeitlichen Elfenbeinforschungen von Thomas X. Schuhmacher und Arun Banerjee.
Die Ergebnisse zeigen u. a., dass zwei Drittel der 32 analysierten Proben aus Huelva, Calle Méndez Núnez, von Flusspferdzähnen stammen, von denen ein Exemplar vorderasiatischer Herkunft ist, während der restliche Teil auf Stoßzähne des Asiatischen Elefanten zurückgeht. Von den drei Proben aus La Rebanadilla gehören zwei zu Flusspferden und eine zum Afrikanischen Elefanten.
Das Material, seine Bearbeitungsweise und die Kontexte der Funde von Huelva und La Rebanadilla verweisen auf die Gegenwart orientalischer Elfenbeinschnitzer, die zum Kreis spezialisierter Handwerker und orientalischer Händler aristokratischer Herkunft gehörten, die mit der Einführung exotischer Waren und technischer Innovationen wirtschaftliche sowie kulturelle Veränderungen und die Orientalisierung im autochthonen Milieu initiierten.