Roms Kontakte zu Hieron II. und den Mamertinern während der Belagerung von Rhegion 270 v. Chr. Überlegungen zu Dio fr. 43, 1 BOISSEVAIN und Zonaras 8, 6, 14-15
https://doi.org/10.34780/cq65-c6eq
Abstract
Der Aufsatz bietet eine kritische Neubewertung der bei Cassius Dio und Zonaras überlieferten Nachricht von der den Römern 271/270 v. Chr. während der Belagerung Rhegions durch Hieron von Syrakus geleisteten Hilfe. Vor dem Hintergrund der für die nach dem Tod des Pyrrhos zu rekonstruierenden außenpolitischen Konstellationen betrachtet, erweist sich diese Nachricht als in ihrem Kern durchaus glaubwürdig. Zwar ist die ältere Ansicht, dass der Kampanerstaat von Rhegion einen quasi natürlichen Verbündeten der mit Syrakus verfeindeten Mamertiner dargestellt hätte, im Lichte der neueren Forschung hinfällig, aber es lag dennoch in Hierons Interesse, den Römern vor Rhegion einen vollständigen Sieg zu sichern: Hätte die Belagerung mit einem Verhandlungsfrieden und dem Abzug der Belagerten geendet, hätten diese sich nach Sizilien wenden und dort die Reihen der Mamertiner verstärken können. Was die Haltung der Mamertiner betrifft, kann Zonaras’ Behauptung, dass sie während der Belagerung mit den Römern eine Übereinkunft trafen, als glaubwürdig angesehen werden. Allerdings dürfte es sich nicht um eine Vereinbarung zur Kooperation, sondern um ein bloßes ‹Stillhalteabkommen› gehandelt haben. Seitens der Römer sind die Kooperation mit Hieron wie auch das Abkommen mit den Mamertinern nicht als Ausgangspunkte einer aktiven Sizilienpolitik, sondern nur als situationsgebundene Behelfe während des Rhegion-Feldzuges angesehen worden. Dauerhafte bindende Verpflichtungen haben die Römer, wie ihre Haltung im Jahre 264 zeigt, daraus nicht abgeleitet.