Ein Beispiel des ptolemäischen Pragmatismus. Zu den normwidrigen Kleroszuweisungen im ptolemäischen Ägypten
https://doi.org/10.34780/5afy-d4re
Resumen
Dieser Beitrag betrachtet alle bisher bekannten Quellen, welche gesetzwidrige Zuweisungen von Kleroi an Soldaten im ptolemäischen Ägypten thematisieren. Obwohl diese Landstücke in der Regel der Melioration bedurften, bevor sie bebaut werden konnten, kam es im 2. Jh. v. Chr. vermehrt vor, dass manche Soldaten normwidrig Kleroi bekamen, die aus ςπόριμος γῆ bestanden, d.h. aus Land, das unmittelbar bestellt werden konnte und für die Verpachtung an die sogenannten königlichen Bauern gedacht war. Bei der Besprechung und Revision der Quellen sind zwei Grundhaltungen der ptolemäischen Verwaltung festzustellen: Die Neigung, Ad-hoc-Entscheidungen rigiden und schriftlich fixierten Gegenmaßnahmen vorzuziehen, und die Tendenz, den Soldaten (vor allem den Katökenreitern) das Recht einzuräumen, die illegalen Kleroi zu behalten, wenn sie Gesuche an den König einreichten. Es wird vorgeschlagen, dies nicht unbedingt als Schwäche zu betrachten, sondern als Zeichen einer pragmatischen Haltung. Zum Schluss werden in Appendices zwei für diese Fragestellung wichtige, aber an verschiedenen Stellen problematische Texte, P.Meyer 1 und P.Tebt. I 124, revidiert und besprochen.