‹Panegyris Coinages› – Eine moderne Geisterprägung
https://doi.org/10.34780/41w9-hawc
Abstract
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit jenen Münzen, deren Legenden einen Gott als ihren Prägeherren ausweisen. Ausgangspunkt ist ein Aufsatz von Selene Psoma, in dem derartige Münzen als Panegyris-Münzen bezeichnet werden, die als ausschließliches Zahlungsmittel für periodisch abgehaltene Märkte benutzt worden seien. Zunächst wird dargelegt, dass die kleinen Münzen, die die Legende ΕΛΕΥΣΙ oder ähnlich tragen, nicht den Namen eines Festes nennen, sondern im Namen der (Demeter) Eleusinia oder der Eleusinischen Gottheiten geprägt wurden. Wie die wörtlich zu nehmenden Legenden derartiger Prägungen klar machen, wurden alle solche Geldstücke von Heiligtümern im Namen ihrer Gottheit ausgemünzt. Im Sinne von Psomas Definition als Panegyris-Münzen fungieren konnten sie nicht: Während der Ausstoß Perges an silbernen und bronzenen Münzen viel zu groß war, um lediglich periodisch wiederkehrende Märkte zu bedienen, waren die nur schwach bezeugten Emissionen Klazomenais und Pergamons von silbernen Tetradrachmen, die im Namen des Zeus Soter bzw. der Athena Nikephoros geprägt wurden, zu sporadisch und zu wenig substantiell, um einem solchen
Zweck dienen zu können. Bei beiden Münzen handelt es sich um Memorialprägungen, die den Beistand der auf ihnen genannten und dargestellten Gottheiten mittels Epiphanie in einer äußerst kritischen Situation evozierten. Auch das Ausmünzen von Kleingeld durch pergamenische Heiligtümer in der Zeit nach 133 v.Chr. lässt sich nicht als Produktion von Marktgeld für Jahrmärkte deuten, weil größere Transaktionen allein mit einem derartigen Zahlungsmittel nicht durchgeführt werden konnten. Wenn man abschließend die Frage nach den Gründen für die Produktion solcher Münzen stellt, wird man das Phänomen von Geld, das im Namen eines Gottes geprägt wurde, nicht monokausal erklären wollen, sondern lieber mit vielen lokalen Spielarten rechnen.