Die Wachttürme und Kleinkastelle am Raetischen Limes

https://doi.org/10.34780/6d17-13bo

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Die ausführliche Bearbeitung der Wachttürme und Kleinkastelle am Raetischen Limes konnte weitreichende und neue Einblicke zum Aussehen und zur Funktion der vordersten Limeslinie des Imperium Romanum liefern. So hat der Vergleich der ORL-Bände mit der ursprünglichen RLK-Dokumentation gezeigt, dass nicht immer eindeutig die tatsächliche Befundsituation rekonstruiert werden kann. Auch der Vergleich der RLK-Ergebnisse mit in jüngerer Zeit durchgeführten Grabungen an Wachttürmen bestätigt dies. So ist in den ORL-Bänden nicht immer die korrekte Bausituation wiedergegeben. Gerade diese Erkenntnis zeigt, dass man das ORL-Werk nur begrenzt für Forschungsfragen heranziehen kann und sich bei der Beschäftigung mit dem Raetischen Limes immer kritisch mit diesen Bänden auseinandersetzen muss. Die vorliegende Arbeit hat dies getan und dabei auf diese Diskrepanzen eindeutig hingewiesen. Das Bild zum Raetischen Limes wird des Weiteren mittels der in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelten Forschungsmethoden, wie geophysikalische Prospektionen und Airborne Laserscanning, aber auch mittels der bereits seit längerem angewandten Luftbildarchäologie erweitert. So haben geophysikalische Messungen dazu geführt, dass das vermeintliche Fehlen von Holztürmen am westlichen Raetischen Limes, welches lange Zeit als Beleg für die unterschiedliche Baudatierung der beiden Limesabschnitte herangezogen wurde, widerlegt wurde. Auch konnte mittels Prospektionen ein bislang unbekanntes Kleinkastell bei Hienheim und eines bei Dalkingen aufgedeckt werden. So verdichten sich die Hinweise, dass mit weiteren solcher Kastelle entlang der Limeslinie zu rechnen ist. Durch die aus den Airborne  Laserscans abgeleiteten Digitalen Geländemodelle (DGM) lassen sich neben der Lokalisierung einzelner, bislang vermuteter Türme, wie dem Holzturm von Wp. 14/77 (Taf. 187,1), auch verschiedene Überlegungen zur Verteilung bislang nur angenommener Wachpostenstandorte treffen. Auch konnte mittels dieser DGM ein größeres Umfeld der Limeslinie genauer betrachtet werden, wodurch  zahlreiche Materialentnahmegruben sichtbar wurden. Zudem bietet das einfache Erstellen von Geländeprofilen anhand der DGM die Möglichkeit, flächendeckende Berechnungen zu Sichtachsenverbindungen anzufertigen. Solche Kalkulationen haben ergeben, dass in den meisten Fällen Wachhöhen von 5,5 m über dem Erdboden ausreichten, um Sichtkontakt zwischen zwei  Türmen zu haben. Solche Feststellungen bieten Möglichkeiten für eine von der bislang postulierten Turmrekonstruktion abweichenden Darstellung der Turmhöhen. Auch das Zusammentragen aller bekannten Befunde und der Vergleich mit verschiedenen anderen Bauten ermöglichte so einen neuen Rekonstruktionsversuch der vordersten Limesbauten. Zu betonen ist dabei jedoch immer, dass man bei den Wachttürmen von keinem uniformen Bild ausgehen darf. Vielmehr belegen die verschiedenen Grundrisse – u. a. das Fehlen oder Vorhandensein von ebenerdigen Eingängen – dass verschiedene Außenansichten bestanden. Diese sind zum einen in unterschiedlichen topographischen Voraussetzungen, zum anderen in verschiedenen pragmatischen Überlegungen begründet. Die chronologische Einordnung der einzelnen Limesbauten gestaltet sich insgesamt äußerst schwierig. Aus Mangel an zuweisbarem und chronologisch näher abzugrenzendem Fundmaterial können ausgehend von den Befunden nur grobe Einteilungen der Bauphasen gegeben werden.

Schlagworte:

Römische Kaiserzeit, Raetischer Limes, Grenzanlagen, Limesmauer, Kleinkastell, Wachturm, Airborne Laserscan, Geophysik

Kapitel

  • Zum Geleit
    C. Sebastian Sommer, Claus Wolf
  • Vorwort
    Thomas Fischer
  • Forschungsgeschichte
    Forschungen bis in das 19. Jahrhundert – Forschungen durch Geschichtsvereine – Voraussetzungen zur Gründung der RLK – Arbeit der RLK – Forschungen nach der Auflösung der RLK
    Elisabeth Krieger
  • Die geschichtlichen Grundlagen
    Okkupation und Provinzgründung – Vorverlegung der Provinzgrenze – Bauphasen des Limes – Ende des Limes
    Elisabeth Krieger
  • Die topographische Lage
    Elisabeth Krieger
  • Die Quellen
    Antike Quellen – Die Dokumentation der Reichs-Limeskommission – Die Prospektionen – Geophysikalische Untersuchungen und Luftbildarchäologie
    Elisabeth Krieger
  • Die weiteren Forschungsaktivitäten nach Auflösung der Reichs-Limeskommission
    Die archäologischen Ausgrabungen nach der RLK – Die archäobotanischen und -zoologischen Untersuchungen
    Elisabeth Krieger
  • Die Funde
    Münzen – Militaria – Pferdegeschirr – Schmuck und Tracht – Hausrat – Toilettegeräte – Werkzeuge – Baumaterial – Keramik
    Elisabeth Krieger
  • Der architektonische Aufbau
    Limesbauten – Holztürme – sog. Blockhäuser – Steintürme – Kleinkastelle
    Elisabeth Krieger
  • Umgebung der Wachttürme und Kleinkastelle
    Weitere Baustrukturen – Gruben, Keller, Backöfen – Kalköfen – Materialentnahmegruben – Weitere zu erwartende Strukturen
    Elisabeth Krieger
  • Rekonstruktionsvorschläge
    Elisabeth Krieger
  • Erbauer und Besatzung
    Erbauer und Bauabschnitte – Besatzung
    Elisabeth Krieger
  • Die Funktion des raetischen Limes
    Die literarischen und inschriftlichen Quellen – Die Funktion und Aufgaben der Vordersten Grenzlinie
    Elisabeth Krieger
  • Die chronologische Abfolge der Limesbauten
    Elisabeth Krieger
  • Zusammenfassung
    Elisabeth Krieger
  • Ausblick
    Elisabeth Krieger
  • Katalog
    Befund- und Fundkatalog der Wachttürme und Kleinkastelle
    Elisabeth Krieger
  • Anhang 1
    Tierknochenfunde vom Wp. 12/77 in Rainau-Schwabsberg, Ostalbkreis
    Thomas Becker
  • Anhang 2
    Detaillierte Beschreibung der Plana und Profile der Grabung bei Wp. 14/20
    Elisabeth Krieger
  • Verzeichnisse
    Literatur – Abbilungsnachweis
  • Tafeln

Veröffentlicht

October 31, 2023

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