Bemerkungen zu kupferzeitlichen Knochenspitzen vom Cerro de la Virgen, Orce, Prov. Granada
https://doi.org/10.34780/f8o4-f1u4
Resumen
Dem Studium unterliegen die Knochenspitzen aus vier Grabungsschnitten auf dem Cerro de la Virgen, in denen in der Kampagne 1967 der Bau IB1-6 untersucht wurde. Die für diese Schnitte stratigraphisch begründete Ordnung der osteologisch bestimmten Knochenspitzen zeigt, daß diese in den vorglockenbecherzeitlichen Schichten deutlich überwiegen. Demnach hat es nur in den vorglockenbecherzeitlichen Besiedlungsphasen dieses Ortes eine regelrechte Knochenindustrie gegeben. Obwohl am Anfang der Besiedlung, in der Phase IA, Schweinehaltung für die Ernährung der hier Wohnenden eine große Rolle spielte, wurden bearbeitete Fibulae von Schweinen erst in den Schichten der Phase IB gefunden. Ähnlich ist das Häufungsbild der Schmucknadeln. Eine vorläufige Gliederung der Spitzen nach ihrer Form und mutmaßlichen unterschiedlichen Verwendbarkeit erlaubt die Unterscheidung von drei Gerätvarianten und zwei Varianten von Nadeln, wobei die schlanken Spitzen aus Schweinefibeln als eine der Nadelvarianten angesehen werden. Auffallend ist die insgesamt seltene Beschädigung der spitzen Gerätenden und der häufig zerstörte Zustand der stumpfen Enden. Aus der Bedeutungslosigkeit von Gewand- oder Schmucknadeln in der Phase IA wird nicht auf einen Unterschied der Kultur oder der Bevölkerung gegenüber der Phase IB geschlossen, sondern auf wahrscheinliche Abwesenheit von Frauen am Anfang der Besiedlung dieses Ortes, was den wirtschaftlichen Interessen der sozialen Oberschicht entsprochen haben dürfte, die die Gründung dieser Siedlung veranlaßte. Auf Grund der Streuung der Fundpunkte der Varianten ist lediglich ihr überwiegender Gebrauch und/oder Verlust innerhalb des Baues IB1-6 wahrscheinlich. Die Konzentration verschiedener Varianten im Loch des Mittelpfostens ist zunächst bemerkenswert. Begleitende Befunde können zwar Spekulationen in Grenzen halten, aber keine endgültige Interpretation sichern. Am wenigsten wahrscheinlich ist ein Zusammenhang zwischen Nutzung des Mittelpfostens und der Knochenspitzen.