Die Abteilung Istanbul des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches in den Jahren 1933 bis 1944
https://doi.org/10.34780/fsh3nz98
Abstract
Mit der nationalsozialistischen ›Machtergreifung‹ im Jahr 1933 wurden alle staatlichen Einrichtungen des Deutschen Reiches »gleichgeschaltet«. Dies betraf ebenso die wissenschaftlichen Einrichtungen im Ausland wie das Deutsche Archäologische Institut in Istanbul. Die Untersuchung der Geschichte der Abteilung in den Jahren 1933 bis zur Schließung im Jahr 1944 eröffnet auf der Basis des vorliegenden Aktenmaterials interessante Einblicke in die soziale Praxis vor Ort und liefert Einsichten in die sich verändernde auswärtige Kulturpolitik unter dem NS-Regime. Dies betrifft die Instrumentalisierung des Institutes als auch der wissenschaftlichen Disziplin zugunsten der nationalsozialistischen Propaganda. Der Aufsatz betrachtet nicht nur die Implementierung der NS-Strukturen, sondern auch den Prozess der Vereinnahmung sowie die aktive Mitwirkung der lokalen Forscher. Die leitenden Archäologen Martin Schede und Kurt Bittel arrangierten sich mit dem NS-Staat, wie zahlreiche Schriftwechsel belegen. Als Institutsleiter im Ausland agierten sie stets in enger Absprache mit der Zentrale in Berlin, legten in ihren Entscheidungen aber zugleich ein ambivalentes Verhalten an den Tag, das zwischen diplomatischem Geschick im türkischen Umfeld und Loyalität gegenüber dem nationalsozialistischem Regime rangierte.
Schlagwörter:
Archäologie und Politik, Nationalsozialismus, Abteilung Istanbul, Martin Schede, Kurt Bittel