Ein Terrakotta-Modell aus Çine-Tepecik
https://doi.org/10.34780/f09cyx31
Abstract
In Çine-Tepecik, in der Ebene gelegen, durch die der Bach Çine (Marsyas), einer der südlichen Arme des Mäanders fließt, lässt sich archäologisch eine Besiedlung vom Neolitikum bis zum Ende des 2. Jts. v. Chr. nachweisen. Die Siedlung weist während dieser Zeit sowohl eine kulturelle Entwicklung als auch interregionale Kontakte auf. Das in dieser Arbeit vorgestellte Terrakotta-Modell ist bislang in dieser Region sowohl in seiner Form als auch in seiner Darstellungsweise einzigartig. Das Terrakotta-Modell wurde in der Kulturschicht II 2 in einem Bereich mit einer steinbesetzten Plattform und mindestens zwei zugehörigen Räumen im Westen des Hügels gefunden, die in die mittlere Bronzezeit datiert werden. Neben seinen ikonographischen Eigenschaften gibt das Modell Aufschluss über die Funktion der architektonischen Überreste, in denen es gefunden wurde. Seine recht stark stilisierte Darstellung von sechs sowohl rundplastisch als auch in Relieftechnik gearbeiteten Bukranien (bukranium) lässt vermuten, dass es als Kultgegenstand in Zusammenhang mit einem religiösen Gebäude oder einem Kultbereich interpretiert werden kann, bei dem Stierdarstellungen einen wichtige Rolle spielten. Die Illustration von Stieren bei der Darstellung religiöser Zeremonien und Feiern in Vorderasien und der Ägäis unterstützen diese Annahme, auch wenn deren ikonographische Eigenschaften abweichen. In diesem Zusammenhang liefert das Terrakotta-Modell von Tepecik durch seinen Fundkontext in einer mittelbronzezeitlichen Siedlung und durch seine Darstellungsweise neue Hinweise zu den bisher wenig bekannten Religionsvorstellungen der Region.
Schlagwörter:
Westanatolien, Çine-Tepecik, Mittelbronzezeit, Terrakotta-Modell, Bukranien