The Patriarchal Palace in Late Sixth-Century Constantinople
https://doi.org/10.34780/66a4-6cad
Abstract
Der Patriarchenpalast war zur Zeit des Kaisers Justinian I. (reg. 527–565) eines der symbolischen und politischen Zentren der byzantinischen Hauptstadt Konstantinopel. Doch wie der benachbarte und mit ihm verbundene Kaiserpalast sind auch seine Architektur und Topographie nur teilweise verstanden. In dieser Studie werden die historischen und archäologischen Überlieferungen zu diesem Komplex überprüft und durch mehrere bisher vernachlässigte grafische Quellen ergänzt. Irgendwann in den 1570er Jahren, höchstwahrscheinlich 1574 oder 1575, zeichnete ein unbekannter Künstler, möglicherweise der Flame Lambert De Vos, von dem bekannt ist, dass er 1572 Istanbul besuchte, die Hagia Sophia und ihre unmittelbare Umgebung auf, einschließlich eines scheinbar ruinösen Gebäudes, das laut einer Inschrift auf der Zeichnung zur Kirche gehörte, jetzt aber als Menagerie diente. Auf der Grundlage vergleichender digitaler Modellierung wird argumentiert, dass die Zeichnung den ›Thomaites‹-Saal des an die Hagia Sophia angebauten Patriarchenpalastes unmittelbar vor dessen Zerstörung durch die Osmanen darstellt. Diese Zuschreibung wird durch zwei weitere grafische Quellen gestützt: Die Ansicht von Konstantinopel von Melchior Lorck aus dem sechzehnten Jahrhundert sowie drei Survey-Zeichnungen des Schweizer Amateurarchäologen Ernest Mamboury aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert, die sich im Mamboury-Archiv der Abteilung Istanbul des DAI befinden. Diese Belege werden zur Ergänzung der textlichen und materiellen Zeugnisse herangezogen, um eine Rekonstruktion des Patriarchenpalastes und seiner räumlichen und physischen Verbindung mit der Hagia Sophia vorschlagen zu können.
Schlagwörter:
Patriarchenpalast, justinianischer Wiederaufbau, Nika-Aufstand, Brand von 563, vergleichende digitale Modellierung