The Decline and Afterlife of the Roman Entablature
The Collection of the Archaeological Museum Istanbul and other Byzantine Epistyles and Cornices from Constantinople
https://doi.org/10.34780/33d8-naud
Abstract
Neue Gebälke waren nach dem Ende der römischen Kaiserzeit selten. Die meisten byzantinischen Gebäude verwendeten Arkaden mit gebauten Bögen anstelle von Kolonnaden mit monolithen Architraven. Die einzige große Ausnahme war die Hauptstadt Konstantinopel, wo Gebälke auch im fünften und sechsten Jahrhundert noch neu aus prokonnesischem Marmor hergestellt wurden. Der vorliegende Beitrag vereint die bekannten Exemplare zum ersten Mal, einschließlich zahlreicher bislang unveröffentlichter Gebälkstücke in der Sammlung des Archäologischen Museums Istanbul. Zahlreiche extern datierte Gebälke dienen als Ecksteine einer Typologie und zeigen, wie sich das Formenrepertoire im Laufe der Zeit entwickelte. Das frühere vierte Jahrhundert war geprägt von neuen und vielfältigen Arten von Akanthusblättern, die von Dokimion in Phrygien hervorgebracht wurden, den bedeutendsten Marmorbrüchen und Werkstätten auf der zentralanatolischen Hochebene. Als Theodosios I. im späten vierten Jahrhundert einen Bauboom in Konstantinopel initiierte, rückte die nahegelegene Steinbruchinsel Prokonnesos ins Zentrum der Entwicklung. Die dort einsetzende Massenproduktion führte zu Vereinfachungen des Formenrepertoires und zu Qualitätsverlust, so daß sich die weitere Entwicklung im fünften Jahrhundert als Niedergang beschreiben läßt. Die letzten Reste der römischen Tradition wurden schließlich um 500 n. Chr. abgelegt und gingen verloren. Solchermaßen befreit von den Fesseln der Konvention brachte das sechste Jahrhundert und vor allem die florierende justinianische Epoche ein eigenes, neues Formenrepertoire hervor. Zahlreiche Rückbezüge auf die Antike bestätigen ihrer Art nach zum einen das Ende der römischen Tradition, zum anderen bescherten sie ihr ein veritables Nachleben.
Schlagwörter:
Architrav, Kolonnade, Spätantike, Marmor, Prokonnesos