Die Siedlungsgeschichte Pergamons – Überblick und kritische Revision
Mit einem Appendix von Anneke Keweloh-Kaletta
https://doi.org/10.34780/acg6-bglc
Abstract
Bis vor wenigen Jahren folgte die Siedlungsgeschichte Pergamons im Wesentlichen den Grundlinien, die bereits zu Beginn des 20. Jhs. formuliert worden sind. Nun zeichnet sich eine Neubewertung ab. So hält die Vorstellung eines städtebaulichen Neuanfangs unter Philetairos einer Überprüfung nicht mehr stand. Gleichzeitig mehren sich die Indizien für die Existenz einer wehrhaften Polis mit städtebaulicher Standardausstattung bereits im späten 4. Jh. v. Chr. Der Ausbau Pergamons zu einer international konkurrenzfähigen hellenistischen Residenzstadt erfolgte im 2. Jh. v. Chr. unter Anwendung eines übergeordneten Entwurfsgedankens, der das repräsentative Stadtzentrum und die ausgedehnten Hänge des Stadtbergs gleichermaßen berücksichtigte. Ein Großteil der hinzugewonnen Flächen wurde jedoch erst im 1. Jh. v. Chr. besiedelt, das als weitere Schlüsselperiode der Stadtentwicklung Pergamons gelten kann. In der römischen Kaiserzeit verdoppelte sich die Fläche des bebauten Stadtgebietes erneut, ohne daß es zu der wiederholt postulierten Verlagerung der Siedlung vom Stadtberg in die Ebene gekommen wäre. Vielmehr verhielten sich beide Bereiche bis zum Ende der byzantinischen Epoche komplementär zueinander. Die Ursachen für die geschilderten Entwicklungen lassen sich nur im Kontext der Mikroregion Pergamons erfassen, die erstmalig in die siedlungshistorische Analyse miteinbezogen wird.
Schlagwörter:
Pergamon, Mikroregion, Siedlungsgeschichte, Städtebau