Commagenian Glocalization and the Matter of Perception – An Innovative Royal Portrait from Samosata
https://doi.org/10.34780/7a6c-ab1l
Abstract
Das späthellenistische Königreich Kommagene zwischen Euphrat und Taurus sowie dessen archäologische Hinterlassenschaften werden häufig als zwischen ›griechischen‹ und ›persischen‹ Einflüssen stehend betrachtet. Diese Einschätzung marginalisiert jedoch die lokalen Entscheidungsträger, die sich für ihre Monumente bewusst der Formensprache einer hellenistischen Koine bedienten, um ihren Ansprüchen sowie der politischen Realität Ausdruck zu verleihen.
Durch die Linse globalisierungstheoretischer Ansätze beleuchtet der Beitrag, wie durch die detaillierte Betrachtung eines späthellenistischen Herrscherporträts aus Samosata die Perspektiven bestehender Denkmuster erweitert werden und dies zu einem besseren Verständnis lokaler Adaptions- und Transformationsprozesse in Kommagene führt. Das Porträt kann als posthumes Bildnis Antiochos’ I. als Teil einer Ahnengalerie im Palast von Samosata identifi ziert werden. Dies ist aufgrund der sonst von Antiochos I. bekannten Ikonographie mit armenischer Tiara besonders aufschlussreich, da sich das Bildnis aus Samosata an hellenistische Herrscherporträts anlehnt und Einflüsse des Porträts von Oktavian aufweist. Die Andersartigkeit des Herrscherporträts aus Samosata im Vergleich zu den vorherigen Darstellungen kommagenischer Herrscher ist den veränderten politischen Verhältnissen nach der Schlacht von Actium geschuldet. Dabei wird Antiochos I. einerseits als unabhängiger hellenistischer Herrscher präsentiert, andererseits zielt das stilistische Detail seiner an Oktavian orientierten Frisur auf eine wohlwollende Rezeption bei Betrachtern ab, die mit der römischen Ikonographie vertraut waren. Derartige Reaktionen auf die steigende Bedeutung Oktavians / Augustus’ im gesamten Mittelmeerraum lassen sich auch in den Porträts anderer späthellenistischer Herrscher fassen, doch deutet der Rückbezug auf Oktavian anstelle einer Bezugnahme auf Augustus im kommagenischen Fall einen besonders umsichtigen Adaptionsprozess an. Das posthume Porträt Antiochos’ I. ist somit visueller Ausdruck des bewussten Handelns der kommagenischen Dynastie, die sich sowohl lokal als auch global positionieren musste.
Schlagwörter:
Samosata, Globalisierungstheorie, Hellenistisches Herrscherporträt, Semiotik, Wahrnehmung