Seianus Augustus
https://doi.org/10.34780/0cf9-2d61
Abstract
Der Beitrag geht Spekulationen über die mörderischen Machenschaften des berüchtigten Prätorianerpräfekten, über Kämpfe zwischen den politischen Gruppen während des Prinzipats des Tiberius und über die angebliche «Verschwörung» des Präfekten aus dem Weg. Er zeigt stattdessen, dass Seianus trotz der Verteufelung und der äußerst negativen Berichte in den Quellen nicht der Emporkömmling war, zu dem er nach seinem Tod gemacht wurde. Er war eher ein Vertrauter des Kaisers, also kein potentieller Regent für irgendeinen Erben aus der Familie der Claudier, sondern bis zu seinem letzten Lebensjahr der vorgesehene Nachfolger des Tiberius. Um all das zu begründen, werden zunächst seine aristokratische Herkunft, sein offizielles Bild in der Öffentlichkeit und die wenig gefestigte Staatsordnung des frühen Prinzipats untersucht. Anschließend werden die Hinweise auf seine nicht bezeugten literarischen und angeblichen sexuellen Vorlieben diskutiert. Schließlich zeigt der Autor, wie Seianus auf brillante Weise die öffentliche Meinung manipulierte, um eine populäre öffentliche Persona zu erschaffen. In allen Punkten wäre er nach Meinung des Autors für seine Zeitgenossen ein absolut akzeptabler princeps gewesen.