Propter Sodomitarum crimen. Social control, surveillance, and sanctioning of same-sex sexuality in late antique Christian communities
https://doi.org/10.34780/k05yh780
Abstract
Mit dem Siegeszug des Christentums im 4. und 5. Jahrhundert vollzog sich ein deutlicher Wandel, da diese religiöse Lehre immer vehementer eine grundlegend feindselige Haltung gegenüber gleichgeschlechtlicher Sexualität vertrat, die sich von den traditionellen römischen Ansichten abhob. Dieser Wandel strahlte über die theologischen Diskurse hinaus und äußerte sich dabei nicht nur in einer strengeren kaiserlichen Gesetzgebung. Ungleich wichtiger für das tägliche Leben Tausender Christen waren vielmehr die Versuche der Prediger, ein System strengerer sozialer Kontrolle homosexueller Handlungen einzuführen. Nicht-klerikale Anhänger des Christentums spielten folglich eine zentrale Rolle bei der Überwachung, Regulierung und Meldung ihrer Mitmenschen an die kirchlichen Behörden, wobei sie nicht nur Laien, sondern auch Mitglieder des eigenen Klerus, die verdächtigt wurden, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu unterhalten, im Blick haben sollten. Die öffentlich verhängten kirchlichen Sanktionen bewirkten die soziale Ächtung der Betroffenen und trugen zu einem sich selbst verstärkenden System bei, das die neuen normativen Leitlinien der Sexualmoral verfestigte und somit das Leben einer Vielzahl von Menschen in der sich christianisierenden römischen Welt tiefgreifend beeinflusste.
Schlagwörter:
Christentum, Sexualmoral, soziale Kontrolle, Homosexualität, Überwachung