Greek Religion 1828-2017
the Contribution of Epigraphy
https://doi.org/10.34780/fa4s-s65r
Abstract
Dieser Aufsatz stellt den Einfluss dar, den die Zunahme an epigraphischem Material auf die Erforschung griechischer Religion gehabt hat, seit der erste vollständige Band von Boeckhs Corpus Inscriptionum Graecarum erschien. Schon zu Boeckhs Zeiten war den meisten führenden Wissenschaftlern die Bedeutung von Inschriften in hohem Maße bewusst, jedoch fehlte es an Material. Dies änderte sich erst im Laufe des 19. Jh., zunächst langsam und dann in besonderem Maße mit den Ausgrabungen der 1880er und 90er Jahre. Der Aufsatz wird anschließend von einer chronologischen zu einer thematischen Untersuchung und nimmt sechs Forschungsfelder genauer unter die Lupe, zu denen wenig von dem, das 2017 gesagt wird, bereits 1828 hätte gesagt werden können: Regionalreligion (außerhalb Athens); die Religion von Untergruppen innerhalb der Polis; ausländische Kulte; individuell gewählte Religion (Inkubation, Orakelanfragen, ‹Goldblättchen›); Ritual; nachklassische Religion. Es wird herausgearbeitet, dass, obgleich die Forschungsgeschichten zur griechischen Religion meist als Abfolgen sich verändernder Theorien und Paradigmen geschrieben werden, es zugleich eine Geschichte der verfügbaren Materialgrundlage gibt sowie besonders auch der Auswirkungen von Letzterer auf Erstere. Die Entwicklung der Forschung vollzieht sich demnach nicht nur durch sich auf Basis der ständigen Neuanalyse einer statischen Quellengrundlage verändernde Paradigmenwechsel. Vielmehr eröffnen auch neue Quellen neue Perspektiven und erlauben so zugleich neue Paradigmen.
Schlagwörter:
A. Boeckh, F. G. Welcker, K. O. Müller, Griechische Religion, Griechische Epigraphik, Forschungsgeschichte