Stasis and Reconciliation: Politics and Law in Fourth-Century Greece
https://doi.org/10.34780/j104-2594
Abstract
Wie gelang es griechischen Städten, Stasis zu überwinden und zur Normalität zurückzukehren? Die Quellenlage zwingt uns nun, die Rolle des Rechts – von Rechtsmitteln und Verfahren – gegenüber der Politik oder sogar gegenüber der Schaffung eines neuen, überparteilichen ideologischen Konsenses hervorzuheben. Der neue Versöhnungstext aus Dikaia konzentriert sich primär auf die verfahrensrechtlichen Auflagen für die Herbeiführung von Gerechtigkeit in Fällen, die mit Stasis zusammenhängen. Ein langer Eid soll von den Bürgern von Dikaia geschworen werden, wodurch der Vereinbarung der formale Charakter eines privatrechtlichen Ausgleichsvertrags (διαλλαγή) verliehen wird, der jedoch die gesamte Bürgerschaft vereint. Zusammen mit anderen Fällen ähnlicher Aussöhnung, verwandten Inschriftentypen und neuer Forschungsliteratur wird der Text aus Dikaia herangezogen, um zu argumentieren, dass dem Gesetz, eingebettet in bürgerliche Interaktionen und Gesellschaft, größere Bedeutung zukommt als rein politischen Überlegungen, wenn man die Funktion von Frieden und Normalität der Polis des 4. Jahrhunderts verstehen möchte.
Schlagwörter:
Stasis – Aussöhnung – öffentliches Recht – Privatrecht – Eid – Ausgleichsvertrag – Athenaion Politeia – Historiker von Oxyrhynchos – Dikaia