Eine honesta missio im Sonderformat: Neuartige Bronzeurkunden für Veteranen der Legionen in Germania superior unter Gordian III.
https://doi.org/10.34780/4xqc-2c69
Abstract
Eine hier publizierte ungewöhnliche Bronzeurkunde zur honesta missio eines thrakischen Soldaten der legio VIII Augusta in Straßburg vom 15. Dezember 240 enthält singuläre Texte: den Auszug eines Schreibens Gordians III. an einen bisher unbekannten Statthalter von Germania superior mit der Anweisung zur Entlassung eines Jahrgangs und eine Petition des Veteranen an den Gouverneur mit dem Gesuch, sich eine solche Bronzeurkunde mit verschiedenen Textelementen anfertigen zu dürfen. Das ist der erste an einen Statthalter gerichtete libellus aus der westlichen Reichshälfte und der einzige bisher bekannte in Bronze. Von diesem Vorgang liegt bereits das Fragment einer ähnlichen Urkunde für einen Soldaten der legio XXII Primigenia in Mainz vor, die sich nun vollständig rekonstruieren lässt. Der Befund deutet darauf hin, dass es noch weitere solche Urkunden gegeben haben muss und mithin eine von oben veranlasste und gesteuerte Aktion zugunsten der Veteranen beider Legionen zu greifen ist. Zu den Gründen werden die militärischen Ereignisse des ‹Revolutionsjahres› 238 in der Darstellung Herodians untersucht und die Rolle eines Truppenkontingents von «Germanen» in Norditalien neu bewertet, das bei Maximinus’ Ende von Pupienus übernommen wurde und in Rom bis zur Erhebung Gordians III. eine wichtige Rolle spielte. Eine erneute Behandlung eines verwandten Entlassungsdokuments eines Vigil unter den Philippi und ein Ausblick auf die Neuregelung des Jahres 311 schließen sich an.