MULVA VIII: Die wirtschaftlichen Grundlagen
https://doi.org/10.34780/qa8ns894
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Die zwei Teilbände enthalten die Ergebnisse der Forschungen zur Wirtschaftsgrundlage des antiken municipium Flavium Muniguense/Munigua, dem modernen Mulva, die seit dem Jahre 2000 unternommen wurden.
Dabei erweist sich die Frage nach den Wirtschaftsgrundlagen zuvörderst als eine Frage nach der Ausbeutung und Verarbeitung seiner Bodenschätze, namentlich Kupfer (bis in die Mitte des 1. Jhs. n. Chr.), das dann von Eisen abgelöst wird. So gab die Häufigkeit von Schlackenfunden, die schon den ersten Gelehrten im 18. Jh. auffielen, Anlass zu der Vermutung, die Erzverhüttung sei die Grundlage der wirtschaftlichen Existenz nicht nur des flavischen Munizipiums, sondern bereits auch des vorrömischen gewesen. Erstes Ziel des hier vorgestellten Projekts war es daher, diese These endlich zu überprüfen und in ihrem Kontext darzustellen. Um die Rolle der Metallurgie innerhalb der städtischen Wirtschaft angemessen werten zu können, galt die Fragestellung daher in erster Linie der Art des verarbeiteten Erzes, seiner Herkunft sowie dem Produktionsprozess in seiner wirtschaftlichen Bedeutung für die Stadt.
Auch wenn diese Fragestellung im Mittelpunkt dieses Werkes steht, so wurde sie im Zuge der Untersuchung in einem weiten Ausgriff auf die gesamte Wirtschaft der antiken Stadt ausgedehnt: Officinae ferrariae und aerariae, Metalla, Lapicidinae und Fundi. Das Herzstück bildet der Katalog der Fundplätze. So ergab sich die Gliederung des Bandes, der daher auch die Steinbrüche mit der Wasserwirtschaft, die Bodennutzung mit der Landwirtschaft und die Montanwirtschaft mit der Infrastruktur ebenso einschließt wie die archäologisch belegte Geschäftstätigkeit zur Arbeit in der Stadt mit entsprechenden Untersuchungen zu den Amphoren, als Anzeiger für Handel, sowie zu dem Münzaufkommen. Vielfältige naturwissenschaftliche Untersuchungen und Analysen ergänzen das Bild.
Zwei Kapitel mit übergreifendem Ansatz sind diesem zentralen Block voran-, wie das über die geologischen Voraussetzungen, bzw. hintangestellt, wie das zur Besiedlungsgeschichte der Region des unteren Guadalquivir-Tales. Abschließend wird im letzten Kapitel ein Ergebnis als zusammenfassende und facettenreiche Darlegung versucht. Wie sich zeigt, handelt es sich um ein Wirtschaftsmodell, das die Stadt in den Mittelpunkt stellt. Dort liegen die Anlagen zur Weiterverarbeitung, während die Lagerstätten sich im Umland befinden. Die Werkkette ist differenziert, verschiedene Akteure sind beteiligt, die offensichtlich auf eigene Rechnung arbeiten, es ergeben sich gegenseitige Abhängigkeiten. Am Ende wird das Produkt, der Metallbarren, über Netzwerke vertrieben und möglicherweise sogar über das Mittelmeer verkauft, die über familiäre Beziehungen funktionieren. Es zeichnet sich ein Wirtschaftsmodell ab, das für die vielen kleinen Städte Hispaniens typisch zu sein scheint und dem bekannten Modell der Villenwirtschaft komplementär gegenübergestellt werden kann. Während diese mit der Romanisierung eingeführt wurde, könnten sich in dem muniguensischen Modell ältere, vorrömische Traditionen spiegeln. Die ausbalancierte Funktionsweise unter Beteiligung vieler Akteure spricht jedenfalls für eine lange Zeit der Ausbildung und Entwicklung.
الكلمات المفتاحية:
Munigua, Iberische Halbinsel, Wirtschaft, Bergbau, Steinbrüche und Rohstoffgewinnung##submission.chapters##
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Vorwort
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I Einführung und Forschungsgeschichte
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II Erdgeschichtliche Voraussetzungen. Lagerstätten. Bergbau. Schlacke
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III Prospektion im Umland
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IV Bergbau und Metallurgie
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A Kupfer-, Eisenbergbau und Metallurgie
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B Die Funde aus Schnitt 438 in der Schlackenhalde Nord
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C Kupferschlacken von La Pepa/Munigua
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D Ein Seigerofen in Munigua?
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E IP-Geoelektrik in Munigua zur Erkundung der Schlackenhalden
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V Stein als Baumaterial und Wasserwirtschaft
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A Steinbrüche
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B Lithothek
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C Marmor in Munigua
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D Geologische Herkunft der verwendeten Steine
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E Wasserbewirtschaftung
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VI Bodennutzung, die natürlichen Voraussetzungen
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A Geoarchäologische Pilotuntersuchungen im Umfeld des municipium Flavium Muniguense
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B Die Kulturlandschaft um Munigua. Eine Annäherung aus der Botanik
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C Zur Fauna. Zusammenfassung der bisherigen einschlägigen Forschungsergebnisse (J. Boessneck, A. van den Driesch und K. Kerth)
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VII Montanwirtschaft und Infrastruktur
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A Die Entwicklung des römischen Bergwesens in Munigua
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B Funde und Eisenmetallurgie im Umland Muniguas in islamischer Zeit
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C Nachantike und mittelalterliche Epochen
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D Wege. Zu den methodischen Grundlagen der Wegefindung
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E Wege um Munigua
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F Gebäudebestand
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G Geophysikalische Untersuchungen auf dem Südhang des hispano-römischen Munizipiums Munigua
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VIII Zur Geschichte des Gebietes von Munigua unter besonderer Berücksichtigung seiner Besiedlung sowie seiner natürlichen Ressourcen namentlich seiner Metallvorkommen
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A Neue prähistorische Fundplätze von Jägern und Sammlern im Umland von Mulva/Munigua
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B Das Chalkolithikum im Guadalquivirmündungsgebiet
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C Besiedlung und Bewirtschaftung des Gebietes von Munigua in der Bronzezeit
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D Die vorrömische Eisenzeit in montanarchäologischer Hinsicht
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E Das vorkaiserzeitlich-turdetanische Munigua
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F Munigua und die benachbarten römischen Städte im mittleren Guadalquvir-Tal
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G Das Gebiet von Munigua zwischen dem Ende der Spätantike und der kastilischen Eroberung (6.‒13. Jh.)
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H Spätes Mittelalter und Moderne
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IX Arbeit und Berufsgruppen in der Stadt
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A Amphoren. Öl, Wein und Salzfisch in Munigua
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B Provenance from Munigua amphorae/Spain: a geochemical approach
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C Geologisch-geographische Bemerkung zum Vorkommen des Rohstoffs Ton in der Region Munigua
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X Münzen in der Wirtschaft Muniguas
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XI Zur Wirtschaft in Munigua
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A Die Organisation der Metallurgie in Munigua
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B Zum Bergrecht in der römischen Kaiserzeit
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C Zum Bergrecht in Munigua und seinem Territorium
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XII Auswertung und Zusammenfassung. Güter, Dienstleistungen, Werkkette, Wirtschaftsmodell
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XII Evaluation and summary. Goods, services, chaîne opératoire, economic model
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XII Evaluación y resumen. Bienes, servicios, cadena de trabajo, modelo económico
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XIII Anhänge Laboranalysen
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A Metallurgische Analysen
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B Herkunft und Beschreibung der Proben aus den Tabellen 50 und 51
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C Farbpigmentanalysen
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D Clay analysis amphorae
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E Zusammenstellung der in diesem Band verwendeten Pläne mit ihren Maßstäben
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Gesamtes Literaturverzeichnis
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Nachweise für Abbildungen, Beilagen und Tabellen
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Beilagen 1-2