Phönizische Gräber in Ayamonte (Huelva, Spanien). Ein Vorbericht
https://doi.org/10.34780/mm.v54i0.1003
Abstract
Rettungsgrabungen in Ayamonte (Huelva, Spanien) ergeben den Nachweis einer phönizischen Siedlung und einer phönizischen Nekropole des 8. bis 7. Jhs. v. Chr. Die Nekropole wird hier in Form eines interdisziplinären Vorberichtes vorgestellt. Sie umfasst mehrere Gräber. Fünf wurden ausgegraben. Es sind Brandgräber von zwei erwachsenen Männern, drei erwachsenen Frauen und einem Kind, wobei letztere Doppelbestattungen sind. Bei den Grabformen handelt es sich in einem Fall um eine einfache Grube, sonst um Schächte mit seitlichen Nischen. Es sind bauliche Unterschiede, die Differenzierung zwischen mehreren Bereichen im Grab und einzelne Phasen des Bestattungsrituals zu beobachten, die, neben der auch von anderen phönizischen Nekropolen belegten Regelhaftigkeit, einen komplexen Hintergrund von Traditionen und Glaubensvorstellungen widerspiegeln. Von den ausschließlich aus phönizischen Objekten zusammengesetzten Grabausstattungen weisen Importe auf eine enge Verbindung mit dem zentralmediterranen Raum. Die Gräber von Ayamonte sind die bisher westlichsten im phönizischen Expansionsraum des 8./7 Jhs. v. Chr. Ihre Lage an der Mündung des Guadiana in den Atlantik an der Pforte zu dem erzreichen Hinterland vereint beste Voraussetzungen für die Entwicklung einer Besiedlung und wirtschaftlicher Prosperität, die sich im Verbund der phönizischen Strukturen mit den einheimischen entfaltete und für die Region eine erstmalige Öffnung zu panmediterranen Handelsnetzen bedeutete.