Die Griechen am Don – Ergebnisse der deutsch-russischen Ausgrabungen in Taganrog und Umgebung. Kampagnen 2004-2007
https://doi.org/10.34780/0161-8ua6
Resumen
Seit 2004 laufen Grabungen und Surveys des Deutschen Archäologischen Instituts, der Don-Archäologischen Gesellschaft Rostov am Don und des Instituts für Archäologie der russischen Akademie der Wissenschaften (Moskau) bei Taganrog, ca. 50 km westlich von Rostov am Don. Durch eine Kombination von Grabungen und Bohrungen konnte in den Jahren 2004–2007 in Taganrog der Nachweis eines Handelsstützpunktes erbracht werden, der vermutlich im letzten Viertel des 7. Jhs. v. Chr. in einer verkehrstechnisch begünstigten Lage an der Einmündung des Don in das Asovsche Meer von ionischen Griechen ge- gründet wurde und als eine der frühesten griechischen Niederlassungen im nordöstlichen Schwarzmeergebiet überhaupt gelten darf. Die bisherigen Ergebnisse führen zu der Annahme, dass kleinere Gruppen von Griechen zunächst gemeinsam mit Einheimischen in Taganrog siedelten. Die Feldarbeiten sind eingebettet in einen breiteren Forschungsansatz, der die kulturhistorische Entwicklung des Don-Deltas zwischen der späten Bronzezeit und dem 3. Jh. v. Chr. insgesamt in den Blick nimmt. Erste Ergebnisse weiterer Grabungen und eines Surveys auf der westlich von Taganrog gelegenen Halbinsel am Myus Liman lassen darauf schließen, dass seit der Wende vom 6. zum 5. Jh. v. Chr. die Siedlung Elisavetovka im Don-Delta eine bedeutende Rolle spielte, im Verlauf des 4. Jhs. v. Chr. aber weitere Siedlungen hinzukamen, bevor es durch die Gründung von Tanais durch Kaufleute aus dem Bosporanischen Reich zu einer neuen Strukturierung des gesamten Siedlungssystems im Don-Delta kam.