Die Petrographie keramischer Grabbeigaben und Steinwerkzeuge aus der Deltaebene des Mekong
https://doi.org/10.34780/wlfv-fwdn
Abstract
In den vergangenen Jahren hat die Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen des Deutschen Archäologischen Instituts Grabungsprojekte auf eisenzeitlichen Gräberfeldern der Prä-Funan-Kultur (500 v. bis 200 n. Chr.) in der Tiefl andebene des Mekong sowohl in Kambodscha (Prohear, Provinz Prey Veng) als auch in Südvietnam (Gò Ô Chùa, Provinz Long An) durchgeführt. Dabei wurden neben vielen Grabbeigaben aus Bronze, Eisen, Gold und Glas auch umfangreiche Keramik-Kollektionen und zahlreiche Gesteinsartefakte geborgen. Im unmittelbaren Umfeld der untersuchten Fundplätze stehen keine Festgesteine an. Aus Mangel an Steinrohstoffen hat die Bevölkerung benachbarter eisenzeitlicher Siedlungen Werkzeuge wie Beile sogar aus Muschelschalen oder Schildkrötenpanzer hergestellt (Reinecke 2012: 241, Anm. 2). Eine Untersuchung beider Materialgruppen unter petrographischen Gesichtspunkten verspricht Einblicke in die Rohstoff-Beschaffung beider Orte. Da die beiden Fundplätze Prohear und Gò Ô Chùa nur 65 km Luftlinie voneinander entfernt liegen, ist es darüber hinaus interessant, den Unterschieden oder Gemeinsamkeiten der Steinrohstoffe und des Tonmaterials beider Gemeinschaften nachzugehen (Abb. 1). Speziell bei der Keramik beider Fundstellen, die in Form, Farbe und Verzierung viele Übereinstimmungen zeigt, werden petrographische Untersuchungen auch mit zur Aufklärung beitragen, ob beispielsweise zwei unterschiedliche „Dorf-Töpfereien“ nach gleicher Tradition gearbeitet haben oder ob beide Gemeinschaften von einer oder mehreren zentralen Töpfereien beliefert worden sind.