Orient-Abteilung, Außenstelle Sana'a
Ziban Adi, Tigray, Äthiopien
Archäologische Ausgrabungen an der Fundstelle von Ziban Adi bei Wuqro
Die Herbstkampagne 2019
Einleitung
1Der Fundort Wuqro belegt durch die im Almaqah-Tempel gefundene Altarinschrift eine politische und ideologische große Nähe zu Yeha. Zudem stellt der Ort die bislang südöstlichste Grenze des äthio-sabäischen Kulturraumes dar. Mit der Fortführung der Ausgrabungen am exponierten Monumentalgebäude Ziban Adi, das circa 500 m südlich des Dorfes von Addi Akaweh gelegen ist und welches anhand von 14C-Daten bis in das Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. datiert werden kann, wurden die Forschungen der frühen äthio-sabäischen Kultureinflüsse vorangetrieben. Erste Forschungen in Ziban Adi wurden zwischen 2010 und 2015 unter Leitung von Pawel Wolf durchgeführt, 2017 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Die neuen Ausgrabungen konzentrierten sich im Rahmen dreier Grabungsflächen auf die Eingangs- und die Außenbereiche des Gebäudes. Erzielt war damit, etwaige Charakteristika von Eingängen sowie Außenfassadengestaltung äthio-sabäischer Monumentalbauten zu erhalten, um sie mit den vergleichbaren Befunden in Wuqro und Yeha in typologische und chronologische Relation setzen zu können (Abb. 1).
Wiederaufnahme der Ausgrabungen in Ziban Adi
2Das Mauerwerk des stark verbrannten, mindestens 20,5 x 15 m großen Gebäudes aus holzarmierten Bruchsteinmauern weist vertikale und horizontale Balkenlagen auf. Die Massivität der Versturzsschichten sowie stark verbrannte Brocken des charakteristischen chiqa-Lehmmörtels und verkohlte Balkenreste weisen auf ein Zerstörungs-event durch Brand hin, was Ziban Adi mit weiteren äthio-sabäischen Gebäuden im Tigray gemein hat. Darüber hinaus verdeutlichten drei Ausgrabungsschnitte, die im Westen und Südwesten des Gebäudes angelegt wurden, dass das Gebäude einen größeren Grundriss aufweist als bislang angenommen (Abb. 2).
3Im Eingangs- bzw. Durchgangsbereich des Gebäudes im Westen des Hügels von Ziban Adi kamen Mauerkronen zweischaliger holzarmierte Bruchsteinmauern zutage. Die massiven Mauern, die eine Breite von 1,30 m messen und aus denen auch die Außenmauern des Gebäudes errichtet wurden, knicken im Eingangsbereich nach Osten ab und bilden somit die Flanken des Eingangsbereichs (Abb. 3). Beide Mauerteile zeigen an den in den Eingang zeigenden Fassaden vertikale und horizontale Balkenlager und Balkennischen auf (Abb. 4. Abb. 5). Die Balken, die 20 x 20 cm Kantenlänge hatten, wurden in gleichmäßigen Abständen voneinander im Mörtelbett verlegt. Verputzreste an den Außenseiten lassen einen Fassadenputz erkennen, ob vollständig oder nicht, kann aufgrund der Befundlage nicht abschließend geklärt werden. Zwischen diesen beiden Mauern, die den Eingang flankieren, wurden schmale Bruchsteinmauern freigelegt, die einen Nord-Süd-Verlauf haben (Abb. 3. Abb. 6). Die beiden Mauerstücke wurden jeweils an die Flankenmauern herangesetzt und verkleinern den ehemals 3 m breiten Durchgang auf eine Durchgangsbreite von 1,0 m. Die schmalen Mauern wurden später in den Eingang hineingesetzt, nähere Informationen zu Gebäudephasen lassen die Befunde bislang jedoch noch nicht zu.
4Direkt östlich angrenzend an den verschmälerten Eingangsbereich fand sich im Versturz ein Bronzeartefakt. Dies ist von länglich rechteckiger Form und weist an einem Ende eine Rundung auf. Die in situ Fundsituation lässt darauf schließen, dass es sich um einen Riegel zum Verschließen einer Tür handeln könnte (Abb. 7). Mögliche Parallelen stellen dazu Funde im monumentalen Gebäude Grat Be`al Gebri in Yeha dar. Bei den Altgrabungen unter Francis Anfray im Jahr 1997 wurden im Bereich eines Durchgangs Bronzebänder freigelegt, die anhand ihrer Form eindeutig Holzbalken eingebunden hatten und als Teil einer Türanlage gedeutet werden können.
5Im Grabungsschnitt entlang der südlichen Außenmauer des Gebäudes konnte mittels einer Tiefsondage die Gründung des Gebäudes erreicht werden. In einer Tiefe von 1,70 m und unter insgesamt 16 Steinlagen gründet das aufgehende Mauerwerk auf mindestens einer Lage aus ordentlich verlegten Grundplatten, die 10 cm aus dem Mauerwerk ausragen. Der Lehmboden, in den diese Grundplatten eingebettet sind, stößt 75 cm weiter südlich an ein gelbes Mörtelbett, in das ebenfalls Steinplatten ordentlich in Reihe verlegt sind, die parallel zur Außenmauer verlaufen (Abb. 8). Aufgrund der Höhenlage des Gebäudes von Ziban Adi kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Steinstruktur – ähnlich dem Monumentalgebäude Grat Be`al Gebri in Yeha – Teil eines abgetreppten Glacis war, welches das Gebäude umlaufend umgab.
Neue Befunde – Ein größerer Bau?
6Die westliche Außenmauer zeigt nahe der südwestlichen Gebäudeecke einen architektonischen Befund auf, der auf eine spätere Modifikationsphase des Gebäudes hindeuten könnte. Die Mauer weist direkt vor der Ecke auf einer Länge von 1,0 m einen verstürzten Türsturz auf, der vermutlich ursprünglich aus einem Holzbalken bestand. In der durch den Brand entstandenen Lücke der Balkenlage sind die Mauersteine stark abgesackt (Abb. 9). Nur an der südlichen Seite unter dem ehemaligen Türsturz weist der Befund eine Laibung auf. Da sich an der Innenseite der Mauer kein Durchgang findet, wird der Befund als Nische angesprochen. An die Nische schließt eine bankähnliche Steinkonstruktion an. Mauernischen mit Sitzbänken sind bislang bei äthio-sabäischen Gebäuden im Tigray nicht bekannt, der Befund in Ziban Adi könnte ein neues Element äthio-sabäischer Architektur darstellen und bedarf demnach weiterer Untersuchungen.
7In der Südwestecke des Gebäudes von Ziban Adi wurden während der Ausgrabungen weitere Maueranschlüsse entdeckt, die den bisherigen Forschungsstand zum Grundriss sowie zur Größe des Gebäudes verändern. An der südwestlichen Gebäudeecke wurde ein weiteres Mauerstück freigelegt. Dieses verlängert die südliche Außenmauer nach Westen, läuft anschließend mittels einer Ecke nach Süden. Der weitere Mauerverlauf führt in die Schnittgrenze, ein entsprechendes Gegenstück zeigte sich jedoch auch an der nordwestlichen Gebäudeecke. Der Befund wurde nicht vollständig freigelegt, deutet aber aufgrund der Maueranschlüsse darauf hin, dass es sich hier um Mauern einer späteren Bauphase handelt.
Keramik
8Die Keramikfunde von Ziban Adi sind sehr homogen und fast sämtliche Keramikfragmente stammen aus den Zerstörungsschichten des Gebäudes. Die Scherben wurden zwischen den Versturzsteinen der Mauern geborgen, wobei derzeit noch nicht abschließend geklärt werden kann, ob es sich um Gefäße aus den oberen Stockwerken handelt oder Material, das beispielsweise als Füllung in die Mauer eingebracht wurde. Es wurden keine vollständigen oder in situ Gefäße gefunden.
9Der Großteil der Keramik ist sehr gut vergleichbar mit den Funden aus dem Grat Be’al Gebri in Yeha. So fanden sich Scherben der Black-Topped Ware (Abb. 10) sowie Schalenfragmente mit Zickzack- oder Wellenbändern unterhalb des Randes auf der Innenseite.
Kooperationen
Authority for Research and Conservation of Cultural Heritage (Addis Abbeba); Tigrai Culture and Tourism Bureau (Mekele); Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Förderung
Gerda Henkel Stiftung.
Leitung des Projektes
K. Pfeiffer.
Team
A.-C. Escher, H. Hamel, S. Reichmuth.
Abstracts
Zusammenfassung
Ziban Adi, Tigray, Äthiopien. Archäologische Ausgrabungen 2019
In der Herbstkampagne 2019 wurden die archäologischen Arbeiten am äthio-sabäischen Monumentalgebäude von Ziban Adi bei Addi Akaweh (Wuqro) fortgesetzt. In Verbindung mit den Daten früherer Forschungen (2010, 2011, 2015) wurden die Ausgrabungen mit dem Ziel durchgeführt, weitere Informationen über den Bautypus, die Dimensionen sowie die Bautradition im Eingangsbereich zu erhalten. Neue bauliche Befunden deuten an, dass das Gebäude größer war als bisher angenommen. Zudem konnte die Gründung des Gebäudes erreicht und somit untersucht werden, inwieweit Parallelen zu anderen äthio-sabäischen Monumentalgebäuden sowohl in Wuqro als auch in Yeha vorliegen.
Abstract
Ziban Adi, Tigray, Ethiopia. Excavation season 2019
During the 2019 autumn season, archaeological work was continued at the Ethio-Sabaean monumental building of Ziban Adi near Addi Akaweh (Wuqro). By taking the data from previous research (2010, 2011, 2015) into consideration, the excavations were carried out with the aim of obtaining further information about the type of construction, the dimensions and the building tradition of entrance areas. New structures indicate that the building, whose function remains still unclear, was larger than previously assumed. In addition, the foundation of the building was found. Thus, the extent to which parallels to other Ethio-Sabaean monumental buildings exist both in Wuqro and Yeha, can further be studied.
Einleitung
Wiederaufnahme der Ausgrabungen in Ziban Adi
Neue Befunde – Ein größerer Bau?
Keramik
Kooperationen
Förderung
Leitung des Projektes
Team
Abstracts