Die Gewölbe der Großen Moschee von Córdoba und der islamische Osten. Ursprung, Verbreitung und Auflösung eines Wölbsystems
https://doi.org/10.34780/sktd-ee8k
Abstract
Die um 965 im Auftrag al-Hakams II. entstandenen Gewölbe der Großen Moschee von Córdoba sind die ältesten bislang bekannten Vertreter eines Wölbtypus, bei dem ein System sich kreuzender Rippen ein zentrales, von einer Kuppel oder einer Laterne besetztes Scheitelfeld umschreibt. Für diesen Wölbtypus wird hier der Begriff ›nonradiales Rippengewölbe‹ eingeführt. Die kontrovers diskutierte Frage nach der Herkunft besagter Wölbform konnte durch die Neubewertung der 1949 von André Godard vorgelegten Daten zum iranischen Wölbbau und die Untersuchung ostislamischer Beispiele entscheidend geklärt werden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse bekräftigen die bereits früher geäußerte These eines persischen Ursprungs. Zudem wird dargelegt, wie das nonradiale Rippengewölbe im Westen von Córdoba nach Nordafrika ausstrahlte, während es im Osten von Isfahan bis nach Samarkand Verbreitung fand. Im Verlaufe dieses Prozesses wurden die Cordobeser und Isfahaner Vorgaben verändert. Generell lässt sich die Tendenz von einer konstruktiven hin zu einer dekorativen Funktion beobachten. Während im ostislamischen Bereich das Rippensystem zusehends hinter einer ornamentalen Stuckschale verschwand, wurden die Rippen im islamischen Westen in den Stuck integriert und erhielten eine rein dekorative Bedeutung.
Schlagwörter:
Große Moschee von Córdoba, Rippengewölbe, orientalischer Einfluss