MUNIGUA-GIS 2020
1 Munigua und sein Umland als Gegenstand eines GIS-Projektes
1Die GIS-gestützte Kartierung des Umlandes der hispano-römischen Stadt Munigua (Villanueva del Río y Minas, Andalusien/Spanien)[1] ist nun online verfügbar. Erstmals hat die hohe Dichte an Fundplätzen im Umland der römischen Stadt auch in einem Kartenwerk ihren Niederschlag gefunden. Mit Hilfe eines Geoinformationssystems (GIS) lassen sich die gesammelten Daten nun kartographisch darstellen, verwalten und statistisch auswerten. Die Kombination epigraphischer und archäologischer Informationen ergibt das Bild einer vielfältigen und verzweigten Vernetzung, in das die Stadt und ihre Bewohner eingebunden waren.
2Damit ist das Ziel erreicht, der Forschung ein digitales Werkzeug zur Verfügung zu stellen, das es einerseits erlaubt, die große Menge an Information zu verwalten, die sich in mehr als sechs Jahrzehnten Forschung angesammelt hat[2], das aber andererseits kontinuierlich aktualisiert werden kann, z. B. durch die Aufnahme neuer Fundstellen, die Neuformulierung ihrer Bestimmung oder ihre chronologische Einordnung, wenn der Erkenntnisfortschritt dies erfordert. Darüber hinaus wird der Forschung ein Arbeitsinstrument an die Hand gegeben, das es ihr ermöglicht, verschiedene räumlich gelagerte Fragen zu den gespeicherten Fundstellen und sonstigen Daten zu stellen und diese entsprechend mit den jeweiligen Fachgebieten zu verknüpfen, zumal die Verbindung mit anderen GIS-Karten der Region als nächster Schritt angestrebt wird. Auch im DAI-Gazetteer ( https://gazetteer.dainst.org ) werden die Fundstellen eingegeben. Das Projekt erweist sich auf diese Weise als ein Arbeitsinstrument, das zur Vertiefung des Wissens über Munigua und seine Einbindung in das Umland und in die Region mit den anderen Städten in der Nachbarschaft namentlich im Guadalquivir-Tal wie etwa Axati/Lora del Río , Carmo/Carmona , Oducia, Ilipa oder sogar Hispalis beiträgt.
3Der Katalog enthält alle Fundorte und sämtliche spezifisch verorteten Funde (Abb. 1) unter besonderer Berücksichtigung römischer und spätantiker Chronologie (Abb. 2. 3), die im Einflussbereich Muniguas bekannt geworden sind. Die außergewöhnliche Dichte und beachtliche Menge der Daten – über 1.965 einzelne Fundplätze wurden kartiert – sticht dabei nicht nur unter den Städten der Provinz Baetica hervor, sondern hat auch darüber hinaus Modellcharakter.
4Munigua, das municipium flavium muniguense, ist seit 1956 Gegenstand intensiver Forschungen der Abteilung Madrid des Deutschen Archäologischen Instituts. Im Rahmen jährlich stattfindender Grabungen innerhalb des Stadtgebietes sowie Prospektionen außerhalb ist eine große Menge an Daten erfasst worden. Eine große Rolle hat dabei das Forschungsprogramm zu den wirtschaftlichen Grundlagen des Munizipiums gespielt; denn als Bergbaustadt war das Umland in diesem Rahmen mit seinen Lagerstätten und Abbauen Ziel systematischer Begehungen und Erkundungen. Die Frage nach der Wirtschaftsgrundlage stellte sich angesichts der Eigenheiten, die sich in der Stadt zeigen, dazu zählt die Existenz des Terrassenheiligtums auf der Kuppe des Stadthügels – des bislang einzigen auf der Iberischen Halbinsel – ebenso wie ihre geringe Größe bei hohem Anteil an sakralen wie öffentlichen Bauten und viele andere mehr[3], die sich ohne nähere Kenntnis der Wirtschaftskraft der Stadt nicht beantworten ließen. Mit diesem Projekt tritt die Stadt nun nicht mehr gewissermaßen als Solitär vor uns, sondern sie wird in ihrer Einbettung im Umland der ersten Ausläufer der Sierra Morena sichtbar.
5Gegenstand des GIS-Projektes ist in erster Linie das Umland der Stadt Munigua in römischer Zeit. Die familiären Beziehungen der Bewohner der Stadt – der Muniguenser – stecken den geographischen Rahmen in ihrer Reichweite ab, wie sie aus den erhaltenen Inschriften überliefert sind. Es sind dies 27 Personen aus den Familien der Valerii, der Aelii, der Licinii, der Quintii, der Fabii[4], der Antonii und der Aemilii Pudentes. Im Falle der Valerii und Aelii sind eheliche Verbindungen zu beobachten, ebenfalls zwischen den Aelii und den Licinii[5]. Die meisten dieser Familiennamen sind nicht auf das muniguensische Munizipium begrenzt, sondern finden sich auch anderswo, das Phänomen der Dispersion der Familien ist verbreitet[6]. So belegen Inschriften die in der Stadt vorkommenden Familiennamen Aelius, Fabius, Aemilius und Licinius nach Osten hin bis Axati/Lora del Río[7], nach Süden bis Carmo/Carmona und nach Westen hin bis Italica/Santiponce[8]. Nach Norden hin, wo die Sierra Morena eine natürliche Barriere bildet, scheint es hingegen kaum Beziehungen gegeben zu haben. Im Ganzen ergibt sich ein Gebiet von ca. 55 km Länge auf 53 km in der Breite. Der Kartierung liegt ein Satz von 30 historischen, georeferenzierten Karten zu Grunde, von denen die älteste auf das Jahr 1739 zurückdatiert. Mit dem nun öffentlich zugänglichen GIS wird dem Interessierten wie dem Forscher ein Instrumentarium an die Hand gegeben, das zu weiteren Fragen und Einbindungen einlädt. Die GIS-Datenbank konnte dank Sondermitteln während der Monate September bis November 2020 (1.9.–30.11.2020) realisiert werden. Der Dank gilt in erster Linie sowohl der Präsidentin des Instituts, Frau Friederike Fless, wie der Ersten Direktorin der Abteilung Madrid, Frau Dirce Marzoli.
6Die Daten sind über den Link https://geoserver.dainst.org allgemein zugänglich. Allein um die Informationen zur weiteren Verarbeitung herunterzuladen, ist eine Registrierung auf dem iDAI.geoservers notwendig ( https://geoserver.dainst.org/account/signup/ ).
Thomas G. Schattner
2 Zur Entwicklung des GIS-Projektes
7Als erstes erfolgte die Auswertung der einschlägigen Bibliographie mit dem Ziel, sämtliche Orte und Fundstellen innerhalb des oben beschriebenen geographischen Rahmens zu erfassen, die römische Funde erbracht hatten. Ausgangspunkt waren die Prospektionen, die Michel Ponsich ab den 1970er Jahren in seinem Werk »Implantation rurale antique sur le bas-Guadalquivir« durchgeführt hat[9]. Dieses Werk bildet auch die Grundlage für alle späteren Arbeiten in diesem Gebiet. Im Verein mit den älteren Studien von George Bonsor[10] sowie dem »Catálogo Monumental de la Provincia de Sevilla« von José Hernández Díaz, Antonio Sancho Corbacho und Francisco Collantes de Terán, einem ehrgeizigen, aber unvollendeten Werk, von dem nur die ersten vier Bände veröffentlicht wurden[11], stellt die Arbeit von Ponsich den ersten fundierten Versuch dar, die Besiedlung und wirtschaftliche Nutzung des Territoriums anhand umfangreicher Prospektionskampagnen zu untersuchen, zumal sich diese bereits auf moderne Technologien wie Luftaufklärung stützen konnte. Ponsich legte seine Forschung methodisch anhand derjenigen Kartenblätter des Mapa Topográfico Nacional an, die vom Guadalquivir-Fluss durchquert werden. Für das hier infrage stehende Gebiet ist vor allem der erste Band seiner Arbeit von Interesse[12]. Er betrifft die Kartenblätter 962 (Alcalá del Río), 963 (Lora del Río), 984 (Sevilla) und 985 (Carmona). Aber auch die Bände II[13] und IV[14] enthalten einige Orte unseres Untersuchungsgebiets. Im Laufe der Zeit sind Ponsichs Ergebnisse durch weitere Forschungen differenziert worden, namentlich durch Karten mit archäologischen Fundstellen, die von einigen Gemeinden in Auftrag gegeben wurden. Jedoch haben diese Karten den Nachteil, dass sie gewöhnlich in erster Linie zu spezifischen Zwecken der örtlichen Verwaltung erstellt wurden und nicht zu wissenschaftlichen. So handelt es sich etwa um Karten zur Bodennutzung in den verschiedenen Gemeinden[15], die überdies an deren Grenzen gebunden sind und deren Wert für die Erforschung der Antike daher begrenzt ist. Gleichwohl haben sie es in dem einen oder anderen Fall ermöglicht, Ponsichs Daten zu korrigieren. In den Fällen, in denen die von dem französischen Autor identifizierten Fundorte durch spätere Arbeiten in Frage gestellt wurden, sind diese in unserer Datenbank mit Fragezeichen versehen. Hinzu kommt die Information aus den Prospektionen, punktuellen Sondagen, aber auch aus den größeren Grabungen der letzten Jahre, die zu vielen Entdeckungen geführt haben, welche ihren wissenschaftlichen Niederschlag im Anuario Arqueológico de Andalucía oder anderen Fachzeitschriften gefunden haben. Insgesamt wurden mehr als 25 Zeitschriften systematisch durchgesehen, dazu weitere Monographien über die römischen Denkmäler in der Region. Selbstverständlich sind auch die Ergebnisse der vom DAI selbst durchgeführten Untersuchungen im Rahmen des Projekts der Wirtschaftsgrundlagen der Stadt Munigua eingeflossen. Allein diese haben zur Feststellung von mehr als 100 neuen Fundstellen verschiedener Zeitstellung geführt, die von der Vorgeschichte bis zur Neuzeit reichen.
8Die gesammelte Information wurde in eine Excel-Tabelle mit folgenden Informationsfeldern eingespeist: Name der Fundstelle nebst demjenigen der örtlichen Gemeinde, der sie zugehört, ihre nähere Beschreibung durch Stichwort, die Zeitstellung, die Koordinaten sowie die wichtigste Bibliographie als Quellenangabe. Angesichts der Häufigkeit wurde ein weiteres Feld für Töpferzeichen vorgesehen, die eventuell auf Fundscherben beobachtet worden sind, sowie ein letztes Feld für verschiedene Information, Varia, die von Bedeutung sein könnten. Die größte Schwierigkeit war technischer Natur und bestand in der Notwendigkeit der Anpassung der publizierten Koordinaten durch Umrechnung, damit sie in das aktuelle System passten. Der Grund liegt in einem Wechsel des geodätischen Bezugssystems, das im Jahre 2007 per königlichem Dekret eingeführt wurde[16]. Nunmehr galt in Spanien die Projektion ETRS89 anstelle des älteren ED50-Systems. Da in den meisten Werken der Bibliographie die Orte noch mit Koordinaten des Datums ED50 bestimmt sind, wurde eine Konvertierung notwendig. Dies trifft ebenfalls auf die älteren Werke wie z. B. Ponsich zu, der seine Fundstellen noch mit Lambert-Koordinaten festlegte. Insgesamt enthält die oben genannte Excel-Tabelle 1.965 Einträge. Diese sind in Stichworten nach Kategorien unterteilt wie etwa Stadt, Villa, Ofen, Ölpresse, Wege bzw. Infrastruktur verschiedener Art sowie Nekropole[17]. Es ergibt sich ein diachroner Blick auf die Besiedlung und Nutzung des infrage stehenden Gebiets vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr.
9Parallel dazu erfolgte die Suche nach Kartenmaterial und zwar sowohl aktuellem wie historischem, da gerade diese Infrastruktur, Ortsnamen, Straßen usw. abbilden könnten, die in den jüngeren Karten nicht (mehr) erscheinen, sei es, dass sie verschwunden oder nicht mehr in Gebrauch oder dass sie modern überbaut sind. Auf diese Weise wurde neben der aktuellen Ausgabe des Mapa Topográfico Nacional auch die ältere erste hinzugenommen, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erschien, sowie die nachfolgenden Ausgaben mit den entsprechenden späteren Aktualisierungen[18]. Diese Suche nach Kartenmaterial erstreckte sich auf die wichtigsten Institutionen mit kartographischen Sammlungen wie die Nationalbibliothek (Biblioteca Nacional, Madrid), das Nationale Geographische Institut (Instituto Geográfico Nacional, Madrid), die Königliche Akademie für Geschichte (Real Academia de la Historia, Madrid), das Geographische Zentrum des Heeres (Centro Geográfico del Ejército, Madrid), das Provinzarchiv von Sevilla (Archivo Provincial de Sevilla) usw. Dabei wurde eine Sammlung von etwas mehr als 30 Karten zusammengetragen, die zwischen 1739, der ältesten, und 1931, der jüngsten, datiert sind. Sie verdeutlichen verschiedene Zustände und Eigenheiten, ihnen ist gemeinsam, dass sie alle Munigua und seine Lage zeigen, das im Allgemeinen in der Schreibweise als Murba oder Mulba erscheint.
10Unter den Karten aus dem 18. Jahrhundert sind zwei Gruppen zu unterscheiden: zum einen diejenige aus dem Bericht von Sebastián Antonio de Cortés und D. José de las Quentas Zayas, Mitgliedern der Real Academia de las Buenas Letras in Sevilla über die Entdeckung Muniguas[19]; zum anderen die Karten, die im Auftrag der ersten Bourbonen zur Verbesserung der Kenntnis des Landes und damit seiner Verwaltung angefertigt wurden. In dieser zweiten Gruppe sticht die von den Jesuitenpatres Carlos Martínez und Claudio de la Vega[20] im Auftrag des Marquis de la Ensenada 1739 angefertigte Karte hervor, die später den Karten des Francisco Llobet (1748)[21] und Tomás López (1767)[22] als Grundlage dienen wird. Sie sind sämtlich in unserem GIS enthalten.
11Unter den Karten des 19. Jahrhunderts lassen sich vier Kategorien trennen: erstens diejenigen, die als Folge des Unabhängigkeitskrieges hergestellt wurden mit dem Ziel der Darstellung des Geländes, in dem die verschiedenen militärischen Kampagnen stattfanden. Beispiele hierfür sind die Karten von Jaspar Nantiat und William Faden[23] oder von John Neele[24]; zweitens die Eisenbahn[25]- und Straßenkarten mit der Anzeige des Netzes von Straßen und Wegen verschiedener Kategorien als Verbindung zwischen den wichtigsten Zentren[26]; drittens Karten in Atlanten oder in geographischen Nachschlagewerken (Abb. 4)[27] und schließlich die geologischen Karten[28]. Wichtig erscheint der Hinweis, dass Mulba in einigen dieser Karten als Venta eingezeichnet ist[29], denn es ergibt sich eine Übereinstimmung mit der Erwähnung Mulbas in einigen Reiseführern der damaligen Zeit als Etappenziel auf dem Saumpfad, der von Carmona nach Constantina führte[30].
12Nachdem die oben angesprochenen kartographischen Behörden und Institute die jeweiligen Genehmigungen erteilt hatten, sind die verschiedenen Informationen aus den Karten in unser GIS eingearbeitet worden. Auch hier stellten sich vornehmlich technische Probleme, denn die Georeferenzierung von historischer Kartographie ist bekanntlich nicht einfach. Viele dieser Karten fußen nicht auf präzisen oder konstanten Maßstäben, so dass Passprobleme bei der genauen Projektion der lokalisierten Fundstellen auf das GIS entstehen.
13Nach Abschluss aller genannten Arbeiten wurden die gesammelte Information geordnet und im geodätischen Referenzsystem (EPSG: 25830 (ETRS89/UTM30)) in QGIS abgelegt. Es handelt sich sowohl um die kartographischen Grundlagen, das heißt um die bereits beschriebenen aktuellen und historischen Karten, sowie um andere Hilfsmittel wie Orthophotos oder LIDAR-Bilder des Untersuchungsgebiets als auch um die Excel-Tabelle für die Fundstellen. Durch QGIS werden die in der Excel-Tabelle enthaltenen alphanumerischen Informationen auf dem Kartenträger graphisch dargestellt. Am Schluss wurde alles im eingangs genannten DAI-Geoserver (iDAI.geoserver) unter dem allgemeinen Namen »GIS Munigua« gehostet und ist damit für die Forschung zugänglich. Auf diese Weise wird eine Suche nach jeder der in der Tabelle unterschiedenen Kategorien möglich, das heißt nach Chronologie, Stichwort zur Beschreibung, usw.. Man kann umgekehrt auch auf der Karte einen Punkt ansteuern, um alle dazugehörigen Informationen einschließlich der bibliographischen Angaben zu erhalten.
Rodrigo Cortés Gómez
3 Technische und theoretische Aspekte bei der Entwicklung des GIS
14Basierend auf einem QGIS-Projekt wurde die Erfassung der archäologischen Fundstellen zusammen mit weiteren historischen Kartenwerken und Hintergrundkarten, hydrologischer und topographischer Art, auf dem IDAI.geoserver (Online-GIS-Service des DAI) als webbasierende Anwendung öffentlich zugänglich gemacht. Metadaten über Inhalt, Datenstruktur, Genauigkeit und entsprechende Schlüsselwörter zum besseren Auffinden erläutern für jede Karte Inhalt, Herkunft und Verwendung.
Inhalt der GIS-Munigua Layer auf dem IDAI.geoserver
15Vektor- und Rasterdaten werden auf dem IDAI.geoserver als Ebenen oder Layer bezeichnet. Der Hauptlayer des GIS-Munigua ist »E_Munigua_hinterland_sites«, dieser beinhaltet die Datensammlung der archäologischen Stätten im Hinterland von Munigua und hat den in Abbildung 5 gezeigten Datenaufbau (Abb. 5).
16Die verwendeten Bezeichnungen für die chronologische und kategorische Zuordnung orientieren sich am Gazetteer und wurden um die bibliographischen Angaben erweitert.
17Die in Abbildung 6 erfassten Bezeichnungen wurden für Chronologie und Kategorie verwendet. (Abb. 6)
18Da der IDAI.geoserver ein entsprechendes Angebot an Hintergrundkarten auf Basis von OpenStreetMap, OpenTopoMap (für die Topographie) – sowie Sentil-2 (für Satellitenbilder) zur Verfügung stellt und viele weitere Detailkarten (z. B. das römische Straßennetz) über die Katalogsuche anbietet, wurden überwiegend die historischen Karten im Forschungsgebiet und der Iberischen Halbinsel sowie einige hydrologische und Reliefkarten auf den IDAI.geoserver gestellt.
19Insgesamt wurden 79 Ebenen integriert. Es handelt sich hierbei um sechs Vektorlayer:
a)E_Munigua_hinterland_sites: die »Haupt-Ebene« mit der Sammlung der Fundstätten.
b)Main_river_Iberian Peninsula: hydrologischer Layer mit den Hauptflüssen der Iberischen Halbinsel, basierend auf OpenStreetMap (OMS)-Daten und hydrologischen Daten des Instituto Geográfico Nacional (IGN). Hierbei wurden die Hauptflüsse entsprechend klassifiziert und dieser Hinweis in einem zusätzlichen Attribut übernommen.
c)E_Munigua_river: hydrologischer Layer mit den Nebenflüssen im Forschungsgebiet, basierend auf Daten des Instituto Geográfico Nacional (IGN). Hierbei wurden die Nebenflüsse entsprechend klassifiziert und dieser Hinweis in einem zusätzlichen Attribut übernommen.
d)E_Munigua_lakes: hydrologischer Layer mit den Seen 1. Ordnung im Forschungsgebiet, basierend auf Daten des Instituto Geográfico Nacional (IGN). Hierbei wurden die Seen entsprechend klassifiziert und dieser Hinweis in einem zusätzlichen Attribut übernommen.
e)E_contour_lines_5 m: topgrafischer Layer mit 5-m-Höhenlinien im Forschungsgebiet, basierend auf Daten des Instituto Geográfico Nacional (IGN) – (Digital Terrain Model – DTM05) und generiert aus den Reliefkarten (s. nachfolgend).
f)E_Munigua: Layer für die Lokalisierung von Munigua.
20Hinzu kommen 73 Rasterlayer:
g)25 Reliefkarten: basierend auf dem Datensatz (Digital Terrain Model – DTM05) des Instituto Geográfico Nacional (IGN). Dieser Datensatz ist eine Interpolation aus den PNOA-LIDAR-Flügen und entspricht der Blatteinteilung der MTN 50 (1 : 50.000). Die Bezeichnung der berechneten Reliefkarten wurde so gewählt, dass die Endnummer der MTN 50 im Namen enthalten ist, z. B. E_MDT05_hillshade_0918.
h)25 historische topographische Karten um 1918: Die Ausdehnung und Bezeichnung entspricht der MTN 50 (1 : 50.000). 21 Karten davon sind von 1902–1922 und vier Karten von 1938–1955. Diese Karten wurden durch das Instituto Geográfico Nacional (IGN) im Koordinatensystem EPSG 4230 – ED50 zur Verfügung gestellt.
i)23 historische Karten des 18. und 19. Jahrhunderts aus dem Archiv des spanischen Heeres (Archivo Cartográfico y de Estudios Geográficos del Centro Geográfico del Ejército). Es handelt sich hierbei um historische Generalübersichtskarten der Iberischen Halbinsel, dem südlichen Teil der Iberischen Halbinsel und dem Verwaltungsbereich Andalusien. Diese Karten wurden über OMS-Daten und den historischen MTN50-Karten georeferenziert und liegen nun im Projekt-Koordinatensystem (EPGS 25830) vor (Abb. 7).
Karten auf dem IDAI.geoserver
21Als Nutzer des IDAI.geoservers können aus den unterschiedlichen Ebenen/Layer individuelle Karten zusammengestellt werden. Um die Layer von GIS-Munigua besser im Zusammenhang zu veranschaulichen, wurden bisher fünf Karten erstellt. Diese können genauso verwendet werden oder als Grundlage für ein neues Kartenwerk dienen.
22Folgende Karten stehen, zurzeit, zur Verfügung:
a)E_Munigua – sites hinterland by cronology: Munigua und alle Fundplätzen chronologisch klassifiziert, mit der topographischen Karte (OMS) als Hintergrund (Abb. 1).
b)E_Munigua – sites roman period: Munigua und die Fundplätze der römischen Epoche, mit der topographischen Karte (OMS) als Hintergrund (Abb. 2).
c)E_Munigua – archaeological sites / hillshade: Munigua und alle Fundplätzen chronologisch klassifiziert, mit der Reliefkarte und den Hauptflüssen der Iberischen Halbinsel als Hintergrundkarte.
d)E_Munigua – roman period/hillshade: Munigua und die Fundplätze der römischen Epoche, mit der Reliefkarte und den Hauptflüssen der Iberischen Halbinsel als Hintergrundkarte (Abb. 3).
e) E_Munigua – roman period by category – MTN 50 (1918) : Munigua und die Fundplätze der römischen Epoche (klassifiziert nach Kategorien). Die Hintergrundkarte bilden die historischen MTN50-Karten um 1918 mit den Hauptflüssen der Iberischen Halbinsel (Abb. 4).
Möglichkeiten der Nutzung auf dem IDAI.geoserver
23Über die Nutzung des IDAI.geoservers können alle dort verfügbaren Layer in neue oder bestehende Karten eingefügt werden. Über die Katalog-Suche können auch Karten wie das römische Straßennetz (basierend auf R. J. A. Talbert – R. S. Bagnall, Barrington Atlas of the Greek and Roman World, Princeton 2000) oder historische Küstenlinien eingebunden werden.
24Zudem werden nahezu alle GIS-Nutzungen wie das Abfragen einzelner Objekte, Abfrage über Suchfilter, Messen, individuelle Stilgestaltung bis hin zum Druck angeboten, dazu das Herunterladen der Daten als Shapefile, Excel und weiteren Exportformaten.
Ausblick
25Damit Geodaten ›am Leben bleiben‹, bedarf es einer entsprechenden Datenpflege, -nutzung und -erweiterung, denn ansonsten ist es ein weiteres Archiv, das irgendwann nicht mehr aktiv genutzt wird.
26Die Datenstruktur zur Erfassung der archäologischen Stätten ist im GIS-Munigua deshalb sehr breit angelegt, sodass diese sehr gut für die Erfassung weiterer archäologischer Stätten verwendet werden kann – sei es in Hinblick auf andere Epochen, weitere Gebiet oder auch die gesamte Iberische Halbinsel.
27Über die Einbindung auf dem IDAI.geoserver besteht nicht nur die Möglichkeit, weitere Forschungsinstitutionen über entsprechende Berechtigungen mit einzubinden. Die freigegebenen Daten des IDAI.geoservers können auch direkt als WMS- und WFS-Dienste in anderen GIS-Systemen, z. B. in QGIS über die Datenquellenverwaltung.GeoNodes, genutzt werden. Auch die Verknüpfung der einzelnen Datensätze zu weiterführenden Informationen unter IDAI.world, wie z. B. Arachne, kann damit sehr einfach realisiert werden.
Doris Schäffler
Abstracts
Zusammenfassung
Munigua-GIS 2020
Die GIS-gestützte Kartierung des Umlandes der römischen Stadt Munigua (Spanien) ist nun online verfügbar. Erstmals lässt sich die hohe Dichte an Fundplätzen im Umland der römischen Stadt erkennen. Munigua, das municipium flavium muniguense, ist seit 1956 Gegenstand intensiver Forschungen der Abteilung Madrid des Deutschen Archäologischen Instituts. Im Rahmen jährlich stattfindender Grabungen und Prospektionen ist eine große Menge an Daten erfasst worden. Mit Hilfe eines Geoinformationssystems (GIS) lassen sich die gesammelten Daten nun kartographisch darstellen, verwalten und statistisch auswerten. Die Kombination epigraphischer und archäologischer Informationen ergibt das Bild einer vielfältigen und verzweigten Vernetzung, in das die Stadt und ihre Bewohner eingebunden waren. Der Katalog enthält alle Fundorte und sämtliche spezifisch verortete Funde unter besonderer Berücksichtigung römischer und spätantiker Chronologie, die im Einflussbereich Muniguas bekannt geworden sind. Die außergewöhnliche Dichte und beachtliche Menge der Daten – über 1965 einzelne Fundplätze wurden kartiert – sticht dabei nicht nur unter den Städten der Provinz Baetica hervor, sondern hat auch darüber hinaus Modellcharakter. Gegenstand des GIS-Projektes ist das Umfeld der Stadt Munigua in römischer Zeit, wobei die familiären Beziehungen der Bewohner der Stadt – der Muniguenser – den geographischen Rahmen abstecken. Inschriften belegen die Familien der Stadt bis Axati/Lora del Río im Osten, bis Carmo/Carmona im Süden und bis Italica/Santiponce im Westen. Nach Norden hin, wo die Sierra Morena eine natürliche Barriere bildet, scheint es hingegen kaum Beziehungen gegeben zu haben. Der Kartierung liegt ein Satz von 30 historischen, georeferenzierten Karten zu Grunde, deren älteste auf das Jahr 1739 zurückdatiert. Mit dem nun öffentlich zugänglichen GIS wird dem Interessierten wie dem Forscher ein Instrumentarium an die Hand gegeben, das zu weiteren Fragen und Einbindungen einlädt. Die GIS-Datenbank konnte dank Sondermitteln realisiert werden. Die Daten sind über den link https://geoserver.dainst.org/ allgemein zugänglich. Allein um die Informationen zur weiteren Verarbeitung herunterzuladen, ist eine Registrierung auf dem iDAI.geoservers notwendig (https://geoserver.dainst.org/account/signup/).
Schlagwörter
Römische Epoche, GIS, Kartierung, Anwendung
ABSTRACT
Munigua-GIS 2020
The GIS-based mapping of the surrounding area of the Roman city of Munigua (Spain) is now available online. For the first time, the high density of find sites in the surrounding area of the Roman city can be identified. Munigua, the municipium flavium muniguense, has been the subject of intensive research by the Madrid Department of the German Archaeological Institute since 1956. A large amount of data has been collected in the course of annual excavations and prospections. With the help of a geographic information system (GIS), the collected data can now be presented cartographically, managed and statistically evaluated. The combination of epigraphic and archaeological information provides a picture of a diverse and ramified network in which the city and its inhabitants were integrated. The catalogue contains all sites and all specifically located finds, with special attention to Roman and Late Antique chronology, that have become known in Munigua's sphere of influence. The extraordinary density and considerable amount of data – over 1965 individual sites were mapped – not only stands out among the cities of the province of Baetica, but also serves as a model. The subject of the GIS project is the surroundings of the town of Munigua in Roman times, with the family relationships of the town's inhabitants – the Muniguensians – setting the geographical framework. Inscriptions attest to the families of the town as far east as Axati/Lora del Río, as far south as Carmo/Carmona and as far west as Italica/Santiponce. To the north, on the other hand, where the Sierra Morena forms a natural barrier, there seem to have been few relations. The mapping is based on a set of 30 historical, georeferenced maps, the oldest dating back to 1739. The GIS, which is now publicly accessible, provides both interested parties and researchers with a set of tools that invites further questions and integrations. The GIS database could be realized thanks to special funds. The data is generally accessible via the link https://geoserver.dainst.org/. Only to download the information for further processing a registration on the iDAI.geoservers is necessary (https://geoserver.dainst.org/account/signup/).
Keywords
Roman period, GIS, mapping, application
Resumen
Munigua-SIG 2020
La cartografía basada en el SIG del hinterland de la ciudad romana de Munigua (España) ya está disponible en línea. Por primera vez se puede percibir la alta densidad de ocupación del territorio en los alrededores de la ciudad romana. Munigua, el Municipium Flavium Muniguense, ha sido objeto de intensas investigaciones por parte del Departamento de Madrid del Instituto Arqueológico Alemán desde 1956. En el curso de las excavaciones y prospecciones anuales se ha recopilado una gran cantidad de datos. Con la ayuda de un sistema de información geográfica (SIG), éstos pueden ahora visualizarse cartográficamente, gestionarse y evaluarse estadísticamente. La combinación de información epigráfica y arqueológica transmite la imagen de una red diversa y ramificada en la que la ciudad y sus habitantes estaban involucrados. El catálogo contiene todos los sitios y todos los hallazgos específicamente localizados con especial consideración de la cronología romana y de la antigüedad tardía. La extraordinaria densidad y la considerable cantidad de datos – se cartografiaron más de 1965 sitios individuales – no sólo destaca entre las ciudades de la provincia de Bética, sino que también sirve como modelo más allá de la misma. El tema del proyecto del SIG es el entorno de la ciudad de Munigua en época romana, en la que las relaciones familiares de los habitantes de la ciudad – los Muniguenses – definen el marco geográfico. Las inscripciones documentan las relaciones de las familias de la ciudad hasta Axati/Lora del Río por el este, Carmo/Carmona por el sur e Italica/Santiponce por el oeste. Al norte, donde la Sierra Morena forma una barrera natural, parece que apenas hubo relaciones. El aparato cartográfico incluye – además del Mapa Topográfico Nacional y otros soportes como ortofotografías o imágenes LIDAR – un conjunto de 30 mapas históricos georreferenciados, el más antiguo de los cuales data de 1739. Con el SIG, que ya es de acceso público, se proporciona al interesado, así como al investigador, un conjunto de instrumentos que invita a formular más preguntas y a participar. La base de datos del SIG pudo realizarse gracias a fondos especiales. Los datos son generalmente accesibles a través del enlace https://geoserver.dainst.org/. Para descargar la información para su posterior procesamiento es necesario registrarse en el servidor iDAI.geoserver (https://geoserver.dainst.org/account/signup/).
Palabras clave
Munigua, SIG, cartografiar, aplicación

1 Munigua und sein Umland als Gegenstand eines GIS-Projektes
2 Zur Entwicklung des GIS-Projektes
3 Technische und theoretische Aspekte bei der Entwicklung des GIS
Inhalt der GIS-Munigua Layer auf dem IDAI.geoserver
Karten auf dem IDAI.geoserver
Möglichkeiten der Nutzung auf dem IDAI.geoserver
Ausblick
Abstracts