Der sogenannte Piratenüberfall auf Teos und die Diadochen: Eine Neuedition der Inschrift SEG 44, 949

https://doi.org/10.34780/j1f2-xcb3

Autor/innen

  • Ludwig Meier

Abstract

In ausführlich kommentierter Neuedition wird ein Dossier von zwei Volksbeschlüssen und einer Gläubigerliste aus dem ionischen Teos vorgelegt, das erstmals 1994 publiziert wurde. Die Texte haben die Ausschreibung einer öffentlichen Anleihe, eine eidlich abgesicherte Vermögensdeklaration und die Erhebung einer außerordentlichen Vermögenssteuer zum Gegenstand. Diese Maßnahmen werden mit sogenannten «Piraten» in Verbindung gebracht, die die Stadt überfallen und erpresst hatten. Anders als bislang angenommen, besteht zwischen den in dem Dossier dokumentierten Ereignissen und den Bemühungen der Stadt Teos um Anerkennung ihrer Asylie seit 204 v. Chr. kein Zusammenhang. Vielmehr verweisen paläographische, prosopographische und vor allem numismatische Beobachtungen – die Nennung von Alexanderdrachmen in Verbindung mit Goldnominalen – die Texte zuverlässig in die Zeit um 300 v. Chr. Mit großer Wahrscheinlichkeit gehören sie in den Kontext des Kleinasienfeldzuges von Demetrios Poliorketes (287/286 v. Chr.), der namentlich genannt wird. Die Stele, auf der das Dossier angebracht ist, war Teil eines freistehenden, von allen Seiten einsehbaren Monumentes nach der Art von Gefallenenlisten, wie sie aus Athen bekannt sind. Eine bedrohliche Krise wurde somit in Form eines beeindruckenden öffentlichen Monumentes verarbeitet, das der Selbstvergewisserung der Bürgergemeinde von Teos diente.

Schlagworte:

Teos, Demetrios Poliorketes, Söldnerwesen, Anleihe, Vermögensdeklaration, Vermögenssteuer, Gläubigerliste, Alexanderdrachmen, Stelenmonument

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Veröffentlicht

2020-06-02

Bibliographische Daten & Rezensionen

Citation Formats

Meier, L. (2020) „Der sogenannte Piratenüberfall auf Teos und die Diadochen: Eine Neuedition der Inschrift SEG 44, 949“, Chiron. Mitteilungen der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts, 47, S. 115–188. doi: 10.34780/j1f2-xcb3.