Orient-Abteilung
Tayma, Saudi-Arabien
Funeräre Landschaften, Kontakte und Mobilität in der Bronzezeit Nordwestarabiens (3.–2. Jt. v. Chr.)
Die Arbeiten des Jahres 2021
Ausgangslage
Topographie der Grablandschaft
1Die 2020 begonnenen systematischen archäologischen und bioarchäologischen Untersuchungen in den Grablandschaften von Rujum Sa‘sa‘ südlich der Oase von Tayma wurden nach einer 18-monatigen pandemiebedingten Pause im Jahr 2021 fortgesetzt.
2Die Topographie des nach Süden hin leicht ansteigenden Untersuchungsgebiets ist durch zahlreiche kleinere Felsanhöhen charakterisiert, die von kleineren wadis durchzogen und dadurch besonders herausgehoben erscheinen (Abb. 1). Im südlichen Teil wurden die Gräber sehr oft auf diesen Anhöhen errichtet. Dadurch wurde eine größere Sichtbarkeit der Grabbauten erreicht, womit sich vermutlich ihre sorgfältig gestalteten Fassadenmauern erklären lassen. Der nördliche Teil ist dagegen durch eine weniger markante Topographie charakterisiert. Das ca. 2 km2 große Untersuchungsgebiet wird durch das nach Norden verlaufende wadi al-Burayda in zwei Abschnitte geteilt (Abb. 2). Diese sind jeweils von Schutzzäunen umgeben. Das nördlich davon gelegene Gebiet, heute der Bezirk al-Nasim, der bis zur antiken Oasenumschließung reicht, ist inzwischen weitgehend modern überbaut.
Architektur der Gräber und Datierung der Belegung
3Die überwiegende Anzahl der mehreren Tausend Grabanlagen besteht aus kreisförmigen Bauten, die aus Sandsteinblöcken errichtet sind. Rechteckige Anlagen sind in weitaus geringerer Zahl belegt. Im Westteil des Untersuchungsgebiets wurden überwiegend Gräber mit mehreren Mauerringen (äußerer Durchmesser um 6 m) und langrechteckiger Kammer beobachtet, während im Ostteil Gräber mit kreuzförmiger Kammer dominieren, deren Durchmesser zwischen 3 und 4 m liegt. Von diesen wiederum weichen größere Anlagen mit zwei oder mehr Kammern ab. Eine erste Serie von 14C-Datierungen weist die Belegung der Gräber im Westteil dem 23. bis 19. Jahrhundert v. Chr. zu, während die Anlagen im Ostteil vom 19. bis 17. Jahrhundert v. Chr. genutzt wurden.
Forschungsziele
4Im Kontext der Zielsetzungen des Projektes [1] war das Forschungsprogramm der 2021er-Kampagne darauf ausgerichtet, die bisher erzielten Ergebnisse auf eine breitere Grundlage zu stellen. Dabei sollten weitere Aufschlüsse über die Errichtung der Anlagen, ihre konstruktiven und architektonischen Details sowie zusätzliche Hinweise auf die Belegung und Nutzungsdauer wie aber auch auf die Bestattungspraktiken gewonnen werden. Außerdem galt es, die bisher beobachtete Tendenz zeitlich unterschiedlicher Belegungshorizonte in den Gebieten beiderseits des wadi al-Burayda zu verifizieren. Daher wurden chronostratigraphische und interdisziplinäre Ausgrabungen in vier 2020 begonnenen Gräbern fortgesetzt und abgeschlossen sowie auf 11 neu hinzugekommene Anlagen ausgedehnt, die nach den 2020 festgelegten Kriterien für eine Untersuchung ausgewählt worden waren. Im Labor des Grabungshauses fand die bioarchäologische Auswertung der menschlichen Knochenreste statt.
Ausgrabungen westlich des wadi al-Burayda
Rechteckige Anlage RS-g111
5In diesem bereits 2020 erfassten Grab (Abb. 3) [2] wurde der Südteil untersucht. Dort befinden sich zwei Abteile, die durch senkrecht stehende Steinplatten abgegrenzt sind und einer früheren Bauphase angehören; eine Trennmauer separiert diesen Teil vom nördlichen Abschnitt. Knochenreste (414 Fragmente, davon 110 identifiziert) deuten hier auf die Bestattung wenigstens zweier Individuen (minimum number of individals = MNI). Als Beigaben sind Mollusken (Kahnfüßer, Konusmuscheln), Perlen aus Sandstein, Steatit (?) und Karneol sowie Keramikgefäße einer bisher in der Siedlung nicht bezeugten sandigen Ware belegt, darunter eine Kanne mit Lappengriffen.
Kreisförmige Gräber mit zentraler Kammer: RS-g113, RS-g118
6Beide Gräber liegen auf erhöhten Bereichen innerhalb der Ruine. In RS-g113 wurden die begonnenen Arbeiten fortgesetzt (Abb. 4). Das Grab hat mindestens einen Mauerring (Durchmesser 5,9 m). Stratigraphische Ausgrabungen innerhalb der Kammer weisen auf mehrere Beraubungen hin. Es sind nunmehr drei Individuen (MNI) belegt (611 Knochenfragmente, davon 283 identifiziert). Ein Depot von Tierknochen (Schaf/Ziege) deutet auf Reste des Bestattungsrituals hin; solche Depots sind auch in RS-g118 (s. u.) sowie in Grab Al-Nasim E-g2 bezeugt, ein Grab mit kreuzförmiger Kammer, das um ca. 2000 v. Chr. belegt worden war [3]. Eine offensichtlich später angelegte Steinsetzung im Osten der Kammer schaffte hier einen kleinen abgetrennten Bereich.
7Den Großteil der Funde machen zylindrische Perlen aus Steatit aus sowie erneut Mollusken (v. a. Kahnfüßer) aus, die als Schmuck oder Besatz von Kleidung gedient haben dürften. Westlich der Anlage befand sich eine ausgedehnte Feuerstelle, in der sich botanische Überreste befanden, die derzeit analysiert und datiert werden.
8Das weiter südlich gelegene Grab RS-g118 (Durchmesser 6,2 m) hat ebenfalls eine Nordwest-Südost orientierte zentrale Kammer (Länge 1,6 m). Der Abstand der beiden Ringmauern (Durchmesser des inneren Rings 3,1 m) zueinander ist beträchtlich. Im Ostteil der Kammer befanden sich Knochenreste eines älteren adulten Individuums, von dem der Schädel, mehrere Langknochen, Rippen und Teile der Wirbelsäule teilweise noch in artikuliertem Zustand (Unterarmknochen) erhalten waren. Die Reste des Unterkörpers wurden zu einem Zeitpunkt sorgfältig auf dem Schädel des Bestatteten platziert, als der Zersetzungsprozess des Gewebes noch nicht vollständig abgeschlossen war. Im Westteil der Kammer waren die Knochenreste schlechter erhalten und vermischt. Sie gehören zu einer weiblichen jungen Erwachsenen. An beiden Seiten der Grabkammer wurden Tierknochen (Schaf/Ziege) identifiziert. Das zeitliche Verhältnis der beiden Bestattungen zueinander konnte stratigraphisch bislang nicht ermittelt werden.
Kreisförmiges Grab zentraler Kammer und Annex (keyhole): RS-g119
9Diese Anlage besteht aus einem Grab mit drei dicht aufeinander folgenden Mauerringen (max. Durchmesser 6,1 m), deren Erhaltungshöhe über dem natürlichen Felsboden (ca. 1,5 m) von innen nach außen abnimmt. An die Ostseite des äußeren Rings stoßen die Mauern eines trapezförmigen Baukörpers von ca. 13 m Länge, weshalb RS-g119 als ›keyhole‹ oder ›pendant‹ bezeichnet werden kann (Abb. 5). Solche Anlagen sind vor allem in den Basaltwüsten (harrat) südlich von Tayma bezeugt und dort oftmals entlang von ›funerary avenues‹ errichtet [4]. Im Unterschied dazu liegt RS-g119 inmitten zahlloser kreisförmiger Gräber an einem abschüssigen Ufer eines wadi und nahe an einer Felsstufe, die mit einer Steinsetzung künstlich erweitert wurde. Die Mauern der gesamten Anlage waren auch hier auf einer dünnen kompakten Schicht mit kleinen Steinplättchen errichtet, die wiederum auf einer siltig-sandigen Schicht zu liegen kommt.
10Die leicht ellipsoide Grabkammer (0,5 x 2,5 m) ist Nordwest-Südost-orientiert (Abb. 6). Kompakte Sandablagerungen gehen hier vermutlich ebenso auf Beraubungen zurück, wie eine darin eingetiefte Grube. Die Analyse der menschlichen Knochenreste ergab eine Belegung mit zwei Individuen (MNI). Als Beigaben sind Mollusken (Abb. 7), Perlen aus Sandstein oder Steatit sowie Fragmente von Bronzenägeln und -streifen nachweisbar.
11Während weite Teile des Annexes über eine Außenfassade verfügen, ist diese im westlichen Teil nicht mehr erhalten. Die Ostmauer ist mit 1 m Dicke der massivste Abschnitt dieser Struktur. Stratigraphische Beobachtungen am Versturz zeigen, dass der Annex vor den Ringen der Grabanlage kollabierte. Die Sandablagerungen im fundleeren Annex deuten auf lange Phasen des Offenstands.
Kreisförmige Gräber mit anderen Grundrissformen: RS-g121, RS-g122
12Diese beiden Gräber (RS-g121: Durchmesser: 6,2 m; RS-g122: 6,3–6,7 m) weichen von den bisher im Westteil des Untersuchungsgebiets belegten Grabformen ab.
13RS-g121 hat eine kreuzförmige Kammer mit Abteilen unterschiedlicher Größe (Abb. 8). Es ist bislang die am weitesten südlich gelegene Grabanlage dieses Typs. Sie wurde vermutlich in einem Bauvorgang errichtet, da alle Mauerteile binden. Erreicht wurden Sandablagerungen mit menschlichen Knochenresten eines weiblichen Individuums (MNI).
14RS-g122 umfasst zwei in etwa rechtwinklig zueinander liegende ovale Kammern, deren Mauern auf einem relativ hohen Niveau auf mittelgroßen Steinblöcken gründen. Während in der nordwestlichen Kammer (Abb. 9) eine Grube mit Knochenresten identifiziert wurde, enthielt die südliche Kammer Knochenreste eines Individuums (MNI), teils noch im Verbund in Hockerposition. In einer Raubgrube befand sich die Klinge eines Bronzedolches (20,5 cm Länge; max. 2,3 cm Breite) mit Vergleichen am Übergang von Früh- zu Mittelbronzezeit (ca. 2000 v. Chr.; Abb. 10).
Ausgrabungen östlich des wadi al-Burayda
Gräber mit kreuzförmiger Kammer: RS-g31, RS-g37, RS-g52, RS-g123–125
15Ausgrabungen in RS-g31 waren bereits in 2020 vorbereitet worden. Das Grab hat zwei ovale Mauerringe (Durchmesser 4,2–4,6 m). Während die Mauern der Grabkammer mit dem inneren Ring binden, wurde der äußere Ring offenbar separat errichtet. Die Kammer war nach einem ersten Verfall bis auf das Niveau des Ausgangshorizonts zerstört worden, einer siltig-sandigen Schicht. Bevor die Mauern kollabierten, stand das Grab vermutlich offen, worauf äolische Sandablagerungen deuten. Von den mehr als 638 dokumentierten Knochenfragmenten konnten 295 identifiziert und wenigstens zwei Individuen (MNI) zugewiesen werden.
16RS-g37 war auf einer Sandschicht mit kleinen Steinplättchen errichtet, die wiederum auf der siltig-sandigen Schicht über dem Felsboden lag. Die Mauern der Grabkammer standen auf zuvor eingebrachten Bodenplatten (Abb. 11). Von den Schädeln dreier Individuen befand sich der erste zusammen mit einem kleinen Keramiktopf der Red Burnished Ware im Westteil der Kammer. Die seine Lage verursachende Störung führte nicht zu einer Exponierung der Knochen, so dass er gut erhalten war. Zwei andere Schädel aus einer tiefer gelegenen Sandschicht im Ostteil der Kammer gerieten im Zuge einer zweiten Störung dorthin, die durch eine Grube hervorgerufen wurde. Bioarchäologische Untersuchungen identifizierten zwei adulte sowie ein juveniles Individuum (MNI).
17Der Verfall des Grabes ließ sich anhand von Mauerresten nachvollziehen, die auf jenem Niveau zu liegen kamen, auf dem das Grab errichtet worden war und damit auch hier die Existenz eines intentionell angelegten Grabhügels ausschließen [5].
18Die 2020 begonnenen Ausgrabungen in RS-g52 [6] (Durchmesser 3,2 m) wurden fortgesetzt. Der Boden bestand wie bei RS-g37 aus mehreren Schichten flacher, unregelmäßig geformter Steine, auf denen die Mauern der Kammer errichtet worden waren. Auf der siltig-sandigen Schicht lag hier eine sandige antike Oberfläche.
19Nach seinem Verfall wurde das Grab zweimal beraubt, was zur teilweisen Beschädigung des Mauerwerks führte. Es wurden mindestens vier Individuen (MNI) identifiziert (je zwei Erwachsene und Juvenile), die hier bestattet worden waren. Auffällig waren pathologische Veränderungen am Kauapparat des einen adulten Individuums, die zum Ausfall der Schneidezähne geführt haben.
20Eine Gruppe von drei Gräbern (RS-g123–125; Durchmesser zwischen 3,2 und 3,6 m) wurde am Nordrand des Untersuchungsgebiets ausgegraben (Abb. 12). An der Oberfläche wurden Scherben der Red Burnished Ware (RBW) und RBW mit Barbotine-Dekoration (ausgehendes 3. bis Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr.; aus dem Schutt von RS-g124) sowie menschliche Knochenreste gefunden. Im Umfeld von RS-g125 lagen zahlreiche durchbohrte Konusmuscheln, die vermutlich aus dem Grab stammen.
21An allen drei Gräbern wurden Störungen identifiziert, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattgefunden haben dürften (vor bzw. nach dem Verfall). In der westlichen Kammer von RS-g123 zeichnen sich artikulierte Rippen und ein Schulterblatt eines auf der Seite liegenden Individuums ab.
Kreisförmiges Grab mit sechs Kammern: RS-g67
22Das Grab hatte ursprünglich drei Ringmauern (Durchmesser ca. 6,5 m), von denen die innere nach einer ersten Nutzungsphase entfernt worden zu sein scheint. Mehrere größere Steinplatten, die mit dem zweiten Mauerring binden, deuten an, dass das Grab ursprünglich eine zentrale Kammer gehabt haben könnte, deren Form nicht rekonstruierbar ist. In einer zweiten Phase wurden insgesamt sechs Kammern errichtet (Abb. 13). Diese nutzten die Innenseite des zweiten Rings dort als Wandung, wo keine zusätzlichen Mauern unterschiedlicher Bauart errichtet werden mussten.
23Menschliche Knochenreste (261 Fragmente, davon 87 identifiziert) belegen ein adultes und subadultes (0–3 Jahre) Individuum (MNI), wobei die Fragmente des letzteren aus Kammer 6 geborgen wurden. Die Sandfüllungen der Kammern 1, 3 und 4 über Kollaps und Knochenresten sowie die Errichtung von Kammer 2 auf Kollaps wurden als weitere Anzeichen für eine Sequenz in der Belegung (wie aber auch der Störung) der Anlage gedeutet.
Weitere kreisförmige Gräber: RS-g10, RS-g115
24Der Erhaltungszustand (0,2–0,4 m Mauerhöhe) von RS-g10 (Durchmesser 6 m) gestattete nicht mehr, die Form der Kammer zu rekonstruieren. Der untere Versturz der Außenmauer des Grabes lag auf jener Oberfläche, auf der die Mauern des Grabes gründeten. Dies spricht auch hier gegen die Annahme, dass es sich bei den kreisförmigen Gräbern um gezielt angelegte Tumulus-Gräber handelt [7]. Zwei Phasen der Beraubung wurden hier stratigraphisch identifiziert, und eine Grube entlang der Mauern könnte ein Resultat einer gezielten Entwendung von Baumaterial sein.
25RS-g115 liegt nahe dem Ostufer des wadi al-Burayda. Seine Außenmauer (Durchmesser ca. 5 m) war zum einen auf der siltig-sandigen Schicht errichtet worden, zum anderen auf dem Felsboden. Die innere Organisation der Struktur wurde noch nicht ermittelt. Zum Abschluss der Kampagne wurde dieses wie auch alle anderen untersuchten Gräber temporär mit Geotextil überdeckt (Abb. 14).
Zusammenfassung und Ausblick
26Die 2021er-Kampagne erbrachte für das Projekt eine Reihe neuer Ergebnisse. Architektonisch ist der Variantenreichtum in der Ausgestaltung der einzelnen kreisförmigen Anlagen bemerkenswert, der die beiden Hauptformen (zentrale längliche bzw. kreuzförmige Grabkammer) um solche mit mehreren Kammern erweitert (RS-g67; RS-g122). Die Größe der Ringmauern und der Abstand zueinander variieren. In Anlagen mit kreuzförmigem Grundriss haben sich zuweilen Bodenplatten erhalten, die vor der Errichtung der Kammermauern ausgelegt worden waren. Dies wurde bereits im Fundgebiet von al-Nasim beobachtet, das nördlich von Rujum Sa‘sa‘ liegt [8].
27Neben der detaillierten Beobachtung von Verfall und Störungen der architektonischen Reste war es möglich, Hinweise auf rituelle Handlungen im Zusammenhang mit der Bestattung bzw. dem möglichen Nachleben zu gewinnen. So wurden erneut Tierknochen (Schaf/Ziege) in zwei Gräbern identifiziert (RS-g113; RS-g118), während – ebenfalls in RS-g118, Teile des Körpers des bestatteten Individuums noch im Verbund übereinandergelegt wurden. Keramikscherben bekannter Waren aus der Siedlung von Tayma, insbesondere der Red Burnished Ware mit oder ohne Barbotine-Dekoration (ausgehendes 3. bis Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr.), begegnen im mittelbronzezeitlichen Bestattungskontext im Osten des Untersuchungsgebiets, während in den älteren Anlagen der ausgehenden Frühen Bronzezeit im Westteil Keramik sandiger Waren bezeugt ist.
28Die systematische bioarchäologische Auswertung, die jedoch am Ende der 2021er-Kampagne noch nicht abgeschlossen war, stellte unter Beweis, dass auch jene Gräber mehrfach belegt wurden, die über eine einzige Kammer verfügten – unabhängig von ihrer Form. Die Belegung der Anlagen umfasste unterschiedliche Altersgruppen, darunter Kleinkinder und beide Geschlechter. Abgesehen von der noch ausstehenden feinchronologischen Datierung des Knochenmaterials der Bestatteten sowie naturwissenschaftlichen Untersuchungen zur Ernährung und Lebensweise der Population(en) ist daraus abzulesen, dass das Errichtungs- und Belegungsdatum der Anlagen nicht identisch sein müssen. Die Dynamik der unterschiedlichen Nutzungen bildet sich architektonisch in den Gräbern RS-g111 (und RS-g114), RS-g67 sowie RS-g122 ab.
29Zu den offenkundig standardisierten Schmuckbeigaben der Bestatteten aus Mollusken und Steinperlen treten verschiedene Typen von Bronzewaffen. Fensteräxte levantinischen Typs, die als Zeremonialwaffen gedeutet werden, sind dabei vor allem im Norden des Untersuchungsgebiets bzw. nördlich davon gefunden worden [9]. Im Kontext von Mobilität und Konnektivität wurden sie als Zeichen der weiten Verbreitung kommunaler Praktiken während der Bronzezeit in der Südlevante und Norwestarabien gedeutet [10]. Diese Konzentration könnte ein weiterer Hinweis auf eine ausgeprägte soziale Differenzierung innerhalb der Grablandschaft von Tayma sein, wofür sich die Indizien zunehmend verdichten.
Kooperationen
Heritage Commission at the Ministry of Culture, Riad (Saudi-Arabien).
Förderung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).
Leitung des Projektes
A. Hausleiter, M. T. Alonazy (Heritage Commission, Ministry of Culture).
Team
M. Al-Faqir, F. M. Al-Hamzi, S. M. Almady, A. Sh. Almawi, J. Hubert, A. Intilia, A. Kremmer, E. Petiti, A. M. Saad, A. Saud, J. Schönicke, A. Seifert, B. Al Shammari, M. Timm, F. Weigel, A. Zur.
Abstracts
Abstract
Tayma, Saudi Arabia. Funerary Landscapes, Contacts and Mobility in North-west Arabia during the Bronze Age (3rd–2nd millennia BCE). Season 2021
In the second season of systematic investigations in the cemeteries of Rujum Sa‘sa‘ south of the Tayma Oasis, interdisciplinary research by archaeologists and bioarchaeologists on built tombs of the Early to Middle Bronze Age (3rd and 2nd millennia BC) continued. In addition to the seven graves excavated in the previous season, 11 circular graves were investigated for the first time and bioarchaeological analysis of the human bone material continued. One of the most important results is that the circular graves show a greater architectural diversity than previously expected, indicating a pronounced social differentiation. For the first time, a structure known as a ›pendant‹ or ›keyhole‹ was excavated in Tayma amidst the circular graves.
Ausgangslage
Topographie der Grablandschaft
Architektur der Gräber und Datierung der Belegung
Forschungsziele
Ausgrabungen westlich des wadi al-Burayda
Rechteckige Anlage RS-g111
Kreisförmige Gräber mit zentraler Kammer: RS-g113, RS-g118
Kreisförmiges Grab zentraler Kammer und Annex (keyhole): RS-g119
Kreisförmige Gräber mit anderen Grundrissformen: RS-g121, RS-g122
Ausgrabungen östlich des wadi al-Burayda
Gräber mit kreuzförmiger Kammer: RS-g31, RS-g37, RS-g52, RS-g123–125
Kreisförmiges Grab mit sechs Kammern: RS-g67
Weitere kreisförmige Gräber: RS-g10, RS-g115
Zusammenfassung und Ausblick
Kooperationen
Förderung
Leitung des Projektes
Team
Abstracts