Schild oder Phiale?

Die Lakedaimonier-Weihung und das Problem des festen Datums für den Zeus-Tempel in Olympia

Abstract

Pausanias zitiert in seiner Beschreibung der Ostfront des Zeus-Tempels in Olympia eine Inschrift, die den goldenen Schild, den er unter dem Nike-Akroter angebracht beschreibt, als Weihung der Lakedaimonier und ihrer Verbündeten aus der Schlacht von Tanagra identifiziert. Diese Textpassage ist seit dem 19. Jh. Ausgangspunkt für die Festdatierung des Tempels 457 v. Chr. Jedoch ergeben sich aus dieser Verbindung in erster Linie drei, bislang nicht letztlich geklärte Probleme. Diese Probleme werden im ersten Teil des Beitrags explizit gemacht. Im zweiten Teil steht der von Pausanias hergestellte Zusammenhang zwischen Inschrift und Schild in der Kritik; vielmehr ist dieser als sinnstiftende Deutung des Periegeten zu verstehen. Es wird vorgeschlagen, eine goldene Phiale als Lakedaimonier-Weihung zu rekonstruieren. Der beschriebene Schild am Tempel dagegen steht in der bekannten Tradition solcher Weihgaben und muss zu einem unbekannten Zeitpunkt angebracht worden sein. Der hier vorgebrachte Vorschlag löst die eingangs thematisierten Probleme und führt letztlich zu einem Terminus ante quem des Tempels von 457 v. Chr. zurück, der jedoch nicht mehr einen in diesem Jahr bis zum Giebel vollendeten Bau belegen kann.