Metallfunde aus den neuen Ausgrabungen des DAI in Olympia (2006–2017)
Die Waffen und Rüstungsstücke
1Bei den Ausgrabungen der Abteilung Athen des Deutschen Archäologischen Instituts südlich des Stadions (2006–2012) und der Südhalle (2016–2017) im Heiligtum von Olympia wurden insgesamt knapp tausend Metallobjekte entdeckt, von denen nicht immer alle identifizierbar waren und einer bestimmten Materialgattung zugeordnet werden konnten (Abb. 1).
2Eine Reihe von Hinweisen deutet darauf hin, dass diese beiden Areale während der archaischen bis spätklassischen Epoche als Festwiese und Lagerstätte fungierten, die sich vom Stadion bis zum Alpheios erstreckten, und von den Besuchern der sportlichen Agone genutzt wurden, wie Spuren von Feuerstellen und Aschengruben, die von der Zubereitung von Mahlzeiten stammen, sowie Brunnen zur Wasserversorgung beweisen.
3Zahlreiche Fragmente von Metallgegenständen stammen aus den Schuttschichten, andere Konzentrationen von Metallobjekten (u. a. vollständig: Kat. 1. 13. 16. 21. 56) kamen in vier verfüllten Erdbrunnen in den Sondagen Q 09.2, Q 12.1 und Q 12.2 des Südostkomplexes und in der Sondage Q 17.2 südlich der Südhalle zutage[1]. Die Metallfunde stammen vermutlich zum größten Teil aus anderen Zusammenhängen und Regionen des Heiligtums.
4Die meisten Funde sind fragmentarisch erhalten. Das am häufigsten verwendete Metall ist Eisen. Es gibt nur wenige vollständige Gegenstände, meist aus Bronze.
5Die von der geometrischen Zeit bis zum Hellenismus datierbaren Funde lassen sich in acht Objektgruppen einteilen: Dreifüße (massive und gehämmerte Dreifüße und Stabdreifüße), Bronzefiguren (Votivtierchen und Wagenvotive), Gefäße (Schalen, Becken, Perlrandbecken), Schmuck und Trachtbestandteile (Fingerringe, Armringe, Ohrringe, Nadeln, Anhänger), Waffen und Rüstungsstücke (Angriffswaffen und Schutzwaffen), Großplastik, Werkzeuge und Geräte (Gewichte, Herd- und Küchengerät, medizinisches Gerät, Werkzeuge und Geräte zur Leder- und Stoffbearbeitung, Beschlagteile) und Sonstiges (Kugeln, Guss- und Werkstattabfälle, Stab- und Stäbchenfragmente, Blechbänder, Blechfragmente) (Abb. 2).
6Die hier untersuchten Materialgattungen entsprechen denen, die im Zeusheiligtum auch sonst bezeugt sind und bereits ausführlich in den entsprechenden Bänden der Olympischen Forschungen und der Olympiaberichte veröffentlicht wurden.
7Zahlenmäßig am stärksten vertreten sind Reste von Werkzeugen und Geräten sowie die in der Rubrik »Sonstiges« zusammengefassten kleinen Bronze- und Eisenbruchstücke und Blechfragmente. Danach folgen Waffen und Rüstungsstücke, auf die sich die vorliegende Studie in Form eines kommentierten Katalogs konzentriert.
Kommentierter Katalog
8Zu den Waffen und Rüstungsstücken gehören bronzene und eiserne Exemplare – zum Schutz und zum Angriff –, ausschließlich in Originalgröße. Im Unterschied zu den anderen Materialgattungen wurden einige Waffen und Rüstungsstücke vollständig oder fast vollständig gefunden; ihre Zahl macht jedoch nur etwas mehr als ein Viertel der gesamten Gruppe aus (Abb. 3). Insgesamt gibt es mehr Schutz- als Angriffswaffen[2] und dort sind die Speer- und Lanzenspitzen am häufigsten vertreten (Abb. 4. 5).
Schutzwaffen: Die Beinschienen
9Die olympischen Beinschienen archaischer und klassischer Zeit sind von Emil Kunze[3] ausführlich behandelt worden. Die hier vorgestellten Funde gehören zur »Hocharchaischen Stufe II« und zur »Reif- und Spätarchaischen Stufe III«: Vier sind der Stufe II (Kat. 1–4) zuzuordnen, eine der Gruppe C der Stufe III (Kat. 5); zwei weitere Fragmente (Kat. 6. 7) lassen sich schwer bestimmen.
10Beinschienen der Stufe II bedeckten den Unterschenkel bis zur Kniescheibe. Sie waren mit Futterlöchern versehen und hatten verschiedene Längen (von 35 bis 42 cm), je nach der individuellen Körpergröße des Besitzers. Der Schienbeingrat ist sehr stark betont und seine Hervorhebung lässt sich als Kunstform und nicht als eine spezifische Funktion verstehen. Der Wadenmuskel der Beininnenseite ist durch eine Furche angedeutet, die bei älteren Exemplaren schmal und unscharf ist; später wird die Furche tief und mit scharfen Kanten abgesetzt und gewinnt eine charakteristische Kommaform. Der Einschnitt in die Oberfläche ist eine Stilisierung eines sich mit der Stufe III entwickelnden naturalistischen Motivs[4]. Beinschienen der Stufe II haben in der Regel keine verzierte Kniescheibe, mit Ausnahme eines Exemplars, das E. Kunze Unteritalien zuschreibt[5].
11Der hocharchaische Beinschienentypus war im 7. Jh. v. Chr. formal schon voll entwickelt. In Olympia steht die Datierung der Stufe II in das 6. Jh. auf festem Boden. Der Typus ist hauptsächlich zwischen Griechenland, Unteritalien und dem Balkan verbreitet[6].
12Das einzige Fragment (Kat. 5), das mit Sicherheit der Stufe III zugeschrieben werden kann, gehört zur Gruppe C. Die Gruppe, die in der Stufe III in Olympia am häufigsten vertreten ist, ist am Knie durch ein Paar unverbundener S-Voluten gekennzeichnet. Der Zwischenraum zwischen den S-Voluten ist mit einer an eine Blüte erinnernden Stilisierung gefüllt, die der Kniescheibe dennoch eine plastische Grundform verleiht. Es gibt auch Beinschienen mit figürlichen Elementen im Knieteil. Die Verzierung der Innenseite beschränkt sich nicht nur auf die Hervorhebung des Wadenmuskels, sondern umschreibt fast die ganze Innenseite dank eines Bündels von Graten, von denen eine für gewöhnlich in Form eines Schlangenkopfs endet. Eine ähnliche, aber weniger komplexe Dekoration verziert die Außenseite. Die Verzierungen der Innen- und Außenseite weisen jedoch zahlreiche Variationen in Bezug auf Muster und Art der Verzierung auf[7].
13Die Exemplare der spätarchaischen Stufe entwickelten sich aus der hocharchaischen Phase und wurden bis zur Mitte des 5. Jhs. verwendet. Die lange Bewahrung der Dekorationsformeln zeigt die Macht einer großen handwerklichen Tradition, die ganz Griechenland umfasst. Diese Formen gelangten auch nach Unteritalien, wenn auch in geringer Zahl[8].
Kat. 1. – Inv. B 13310
H 35,7 cm; B des Niets 0,4 cm; Dm Kopf 0,6 cm.
Vollständig bis auf die Kuppe des Knies und die vordere Partie des unteren Randes. Die Hälfte der Innen- und Außenseite ist eingedrückt. Weitgestellte Futterlöcher. Rechts. Niet aus Silber.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.1.
Kat. 2. – Inv. B 13276
H 48,2 cm.
Aus mehreren Stücken zusammengesetzt. Etwas zusammengedrückt und verbeult mit einer Lücke im Mittelteil ist die Form sonst gut erhalten. Es fehlt eine kleine Partie des unteren Randes. Oberfläche rau ausgeblüht. Keine Futterlöcher. Rechts.
FO: Südlich des Stadions, Q 13.1.
Kat 3. – Inv. B 13254 und B 13275
Erh. H 28,7 cm.
Aus mehreren Fragmenten zusammengesetzt. Stark beschädigt. Rechts.
FO: Südlich des Stadions, Q 13.1.
Kat. 4. – Inv. B 13409
Erh. H 24,8 cm; erh. B 12,2 cm.
Fragment von einer Partie der unteren Hälfte. Flachgedrückt und leicht aufgeklappt. Rand mit Futterlöchern.
FO: Südlich des Stadions, Q 14.1.
Kat. 5. – Inv. B 13085 und B 13075
Erh. H 14,6 cm; erh. B 9,5 cm.
Zwei Fragmente. Von der oberen Hälfte einer Außenseite: Stück des zum Knie ansteigenden Randes mit Futterlöchern. Rest der S-Spirale, Schlangenprotome und des modellierten Knies. Das untere Ende ist nach oben gefaltet. Stark korrodiert.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.1.
Kat. 6. – Inv. B 13211
Erh. H 19,5 cm; erh. B 20,8 cm.
Fragment. Von einer Partie der unteren Hälfte der Innenseite mit Lücken. Aufgeklappt, flachgedrückt und verknittert. Unten und hinten Rand mit Futterlöchern. Stark korrodiert.
FO: Südlich des Stadions (Q 13.1).
Kat. 7. – Inv. B 13360
Erh. H 8,9 cm.
Randfragment mit Futterlöchern.
FO: Südlich des Stadions, Q 14.1.
Schutzwaffen: Die Schilde
14Die Untersuchung hat zehn Zeugnisse von Schilden ergeben, darunter sechs Außenornamente (Kat. 8–13) und vier Innenornamente (Kat. 14–17). Mit Ausnahme des Schildzeichens (Kat. 13) finden die übrigen Fragmente genaue Vergleiche in der von Peter C. Bol ausgearbeiteten Typologie[9].
15Die Außenornamente bestehen aus fünf Fragmenten von Rahmenornamenten und einem Schildzeichen. Die Rahmenfragmente unterscheiden sich voneinander: Kat. 8 gehört zum Typ A6 nach Bol, d. h. es handelt sich um einen glatten Rahmen mit einer Punktreihe am Rand[10]. Er wurde in Verbindung mit dem entsprechenden Armbügel (Kat. 14) gefunden.
16 Kat. 9 könnte entweder Typ A6 oder Typ A7 sein. Kat. 10 ist zwar fragmentarisch, gehört aber zum Typ A4c nach Bol[11], der einem Randschmuck mit mehreren Flechtbandfriesen entspricht. Dieser wurde als Bindeglied zwischen altertümlichen Schilden und den kanonischen Flechtbandformen interpretiert. Ebenfalls alt ist das Fragment Kat. 11 vom Typ 4ε nach Bol mit einem Flechtband auf dem Rand und einem Ornamentfries auf dem Ansatz der Wölbung. Der Ornamentfries ist nicht sehr gut erhalten, es ist aber ein Blumenmotiv zu erkennen. Das Blech hat ein quadratisches Befestigungsloch von innen nach außen und wurde absichtlich gefaltet.
17Die Form des mehrzeiligen Flechtbandes, das manchmal von einer Punktreihe begleitet wird, verbreitete sich ab dem letzten Drittel des 7. Jhs. v. Chr. und ist mindestens bis zur Mitte des 5. Jhs. ein häufig verwendeter Randschmuck geblieben[12]. Kat. 12 gehört zu diesem Typ.
18Unter den Außenornamenten befindet sich auch ein Schildzeichen in Form eines Gorgoneion (Kat. 13). Dieses Motiv ist in Olympia mehrfach als Schildzeichen bezeugt[13]. Die einzelnen Exemplare weisen aber unterschiedliche stilistische Merkmale auf und scheinen daher mit unterschiedlichen Matrizen hergestellt worden zu sein, wie Hanna Philipp im Detail erläutert[14]. Eine Besonderheit dieses Schildzeichens ist sicherlich das Vorhandensein von fünf linsenförmigen Stichen im mittleren Teil, die auf eine absichtliche Beschädigung zum Zeitpunkt der Weihung hinweisen.
19Die Innenornamente bestehen aus drei Armbügeln (Kat. 14–16) und einem Bügelchen mit herzblattförmigen Ansätzen vom Typ D5 nach Bol[15] (Kat. 17). Kat. 14 ist ein Bügel mit schmalem Mittelteil vom Typ G2 nach Bol[16]. Trotz des Erhaltungszustandes gehört es wahrscheinlich zur Variante b: Eine Spitze scheint blattförmig zu sein (eine Palmette?). Kat. 15. 16 sind beide vom Typ G3 nach Bol; Kat. 16 (Typ G3e mit Ansatzplatten mit figürlichem Relief[17]) hat aber noch beide Ansatzplatten, die mit einem nach rechts vorrückenden Reiter verziert sind und ursprünglich mit drei Eisennägeln befestigt waren, von denen nur noch zwei erhalten sind. Die Verzierung, die an eine komplexere Szene der heroischen Wagenausfahrt erinnert, ist derzeit die einzige, die auf Ansatzplatten in Olympia bekannt ist. Der Armbügel wurde auf zwei Arten absichtlich beschädigt: Er wurde plattgedrückt und von einer linsenförmigen Klinge durchlöchert.
20Aufgrund morphologischer und stilistischer Vergleiche werden alle Schilde in die erste Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. datiert.
Kat. 8. – Inv. B 12894
Erh. L 21,9 cm; erh. H 15 cm.
Randstück mit einer Punktreihe als äußere Einfassung.
FO: Südlich des Stadions, Q 08.3.
Kat. 9. – Inv. B 12978
Erh. L 16,8 cm; erh. H 3,1 cm.
Randstück mit einer Punktreihe als äußere Einfassung.
FO: Südlich des Stadions, Q 11.1.
Kat. 10. – Inv. B 13119a
Erh. L 19,2 cm; erh. H 3,8 cm.
Randstück mit Wulst und einem zweizeiligen Flechtband.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.1.
Kat. 11. – Inv. B 13261
Erh. L 8,2 cm; H 7,3 cm.
Gefaltetes Randstück mit zweizeiligem, großflächigem Flechtband und einem ornamentalen Pflanzenfries. Das Blech wurde absichtlich gefaltet und mit einem quadratischen Nagel von innen nach außen durchlöchert.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.1.
Kat. 12. – Inv. B 13125
Fragment 1: Erh. L 8,1 cm; erh. H 5,3 cm. Fragment 2: Erh. L 4,5 cm; erh. H 3,2 cm.
Zwei Randstücke, von denen eines gefaltet ist, bis zum vierzeiligen Flechtband mit drei Strähnen.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.1.
Kat. 13. – Inv. B 13188
Erh. H 34,4 cm; erh. L 31,3 cm.
Mehrere Fragmente erhalten, nicht zusammengesetzt. Größere Partien fehlen. Blech treibziseliert und gepunzt. Vom Gesicht ist erhalten das im Relief gearbeitete rechte Auge, eine Rosette als Ohrschmuck, eine breite, relativ kurze Nase mit mindestens drei Querwulsten und mit geblähten Nüstern und ein Maul mit Hauern in den Maulecken und eng aufeinanderliegenden Zähnen, zwischen denen eine Zunge heraushängt. Das Gorgoneion wurde von einem Schlangenkranz gerahmt; in der unteren rechten Ecke ist noch der Schuppenkörper einer Schlange zu sehen.
Am Maul weist das Gorgoneion fünf absichtliche linsenförmige Stiche auf, während sich an den Seiten des Mauls zwei symmetrische Löcher zur Befestigung des Blechs am Holzkern befinden. Andere kleine Löcher, die vielleicht der Befestigung dienten, sind über das Gesicht verstreut.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.1.
Kat. 14. – Inv. B 12894
Erh. L 14,7 cm; erh. H 4,8 cm.
Zusammengefaltet. Ende wahrscheinlich in pflanzlicher Form gestaltet (ursprünglich eine Palmette?).
FO: Südlich des Stadions, Q 08.03.
Kat. 15. – Inv. B 12919
Erh. L 17,7 cm; erh. B 6,3 cm; H 9,4 cm.
Ohne Ansatzplatten. Beschädigt. Schmale Ansatzstreifen ohne Stiftlöcher. Rand des zur Mitte hin verbreiterten Bügels stark hochgezogen und abgesetzt.
FO: Südlich des Stadions, Q 08.03.
Kat. 16. – Inv. B 13197
Erh. L 40,90 cm; erh. H 12,4 cm.
Plattgedrückt und beschädigt. Jede rechteckige Ansatzplatte war mit drei Eisennägeln, von denen nur zwei erhalten sind, am Bügel befestigt. Beide sind mit einem nach rechts bewegten Reiter verziert. Auf dem Bügel befindet sich eine linsenförmige absichtliche Beschädigung.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.2.
Kat. 17. – Inv. B 13161 und B 13162
L 8,7 cm.
Bügelchen mit herzförmigen Ansatzplatten, davon eine leicht abgebrochen. Zusammengesetzt. Beide Ansatzplatten besitzen zwei Löcher.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.2.
Schutzwaffen: Die Helme
21Die Gattung der Helme ist mit insgesamt 10 Zeugnissen verschiedener Typen vertreten: ein illyrischer Helm (Kat. 18), vier korinthische Helme (Kat. 19–21), zwei chalkidische Helme (Kat. 22. 23) und vier nicht exakt ansprechbare Helme mit beweglichen Wangenklappen (Kat. 24–27). Alle werden zwischen dem 6. und dem 5. Jh. v. Chr. datiert. Der illyrische Helm wurde im Bereich südlich der Südhalle gefunden, die anderen südlich des Stadions.
Illyrische Helme
22Unter den zahlreichen bearbeiteten Bronzefunden ist nur einer (Kat. 18) als Wangenklappe eines illyrischen Helms zu erkennen. Trotz des Erhaltungszustands deutet die gepunzte Randborte darauf hin, dass das Fragment zu einem illyrischen Helm der späten Stufe (Phase III) gehört, die in Olympia stark vertreten ist. Kennzeichen dieser Stufe sind die nahezu halbkugelförmige Kalotte, die Helmbuschbahn als eigenes Element, ein waagerechter Nackenschutz und spitze Wangenklappen mit Riemenlöchern[18].
23Anhand der Form der Wangenklappe und der Randdekoration lassen sich zwei Gruppen (Gruppe III A und Gruppe III B) unterscheiden[19], die sich weiter in verschiedene Varianten untergliedern. Leider lässt sich das Stück aufgrund seines fragmentarischen Zustands nicht in eine bestimmte Gruppe einordnen. Die Datierung der Gruppe III liegt zwischen der zweiten Hälfte des 6. Jhs. und dem 4. Jh. v. Chr.
Kat. 18. – Inv. B 13540
Erh. H 13 cm; erh. B 9,2 cm.
Wahrscheinlich linke Wangenklappe, abgebrochen mit einer nach unten gebogenen Spitze. Ein Teil der gepunzten Randborte ist noch erhalten.
FO: Südlich der Südhalle, Q 17.2.
Korinthische Helme
25Wenn auch eine Zuordnung des Nasenschirms zu einer bestimmten Gruppe nicht möglich ist, gehören die Wangenklappe und die vollständigen Helme dagegen zu den Myros- und Lamia-Gruppen.
26Die Myros-Gruppe wurde zunächst von Emil Kunze und später von Heide Frielinghaus untersucht[22]; sie besteht aus mehreren Exemplaren, deren Herstellung im griechischen Gebiet von der Mitte des 7. Jhs. bis in das erste Viertel des 6. Jhs. erfolgte[23]. Diese Helme besitzen üblicherweise große Augenöffnungen und eine deutliche Verdickung des Nasenschirms sowie der kurzen Wangenklappen und des oberen Augenrands. Kennzeichnend sind unterschiedlich verzierte Ränder, wie es auf Kat. 20 und 21 zu sehen ist. Der Rand der Wangenklappe Kat. 21 ist mit einem flachen Band eingefasst, das oben und unten von zwei gepunzten Leisten begrenzt wird und dem c-Motiv von Kunze entspricht. Der Rand des vollständigen Helms (Kat. 21) besteht dagegen aus einem Spiralband innerhalb zweier Punktreihen, die dem n-Motiv von Kunze entsprechen[24].
27Ein weiterer, fast vollständiger korinthischer Helm (Kat. 22) gehört zur Lamia-Gruppe, wie der gerundete Kalottenabsatz, die getriebenen Augenbrauenbögen, der eher flache Stirngiebel und der schmale, lanzettförmige Nasenschirm beweisen. Die Helme der Lamia-Gruppe gehören zur Stufe 3 der korinthischen Helme[25] und sind in der zweiten Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. in Griechenland weit verbreitet[26]. Wie viele andere in und bei Olympia gefundene Helme wurden die zwei vollständigen Helme absichtlich und rituell beschädigt, indem die Wangenklappen nach oben aufgebogen wurden.
Kat. 19. – Inv. B 12901
H max. 6,2 cm.
Abgebrochener Nasenschirm, der sich in der untersten Partie verbreitert und mit einer Rundung abschließt. Den reliefierten Rand säumen Löcher, die meist im Abstand von 0,6–0,8 cm gebohrt sind.
FO: Südlich des Stadions, Q 08.03.
Kat. 20. – Inv. B 12891
Erh. H 7,7 cm.
Stark korrodiert. Rechtwinklige Wangenklappe, abgebrochen und fragmentiert. Der Rand wird oben und unten von einer Doppelleiste begrenzt.
FO: Südlich des Stadions, Q 08.03.
Kat. 21. – Inv. B 12848
H 20,5 cm; L 28 cm; B 19,4 cm.
Vollständig. Die rechte Seite ist nach innen gedrückt. Stark korrodiert. Die Wangenklappen sind kurz und rechtwinklig geschnitten. Der Nasenschirm ist verdickt. Der Helmrand ist oben und unten mit zwei gepunzten Punktreihen begrenzt, die von einer Doppelleiste eingerahmt werden, die ein Spiralband bildet. Die Verzierung endet auf der Nasenwurzel. Die Wangenklappen sind aufgebogen.
FO: Südlich des Stadions, Q 09.02.
Literatur: Senff 2010, 11; Senff 2012, 200 Abb. 7 (Kat. 12/39).
Kat. 22. – Inv. B 13198
H 17,4 cm; L 28,6 cm (mit Wangenklappen); B 23,6 cm.
Fast vollständig. Die Partie zwischen der Stirn und dem Nasenschirm fehlt. Aus vielen Fragmenten zusammengesetzt. Die gegensätzlichen Konturen von Kalotte und Wandung treffen in einem scharf gezeichneten Grat, der die halbkugelige obere Helmpartie von der unteren trennt, aufeinander. Den Helmrand begleitet ein schmaler Steg. Auf der Stirn sind die getriebenen Augenbrauen nur teilweise erhalten. Der schmale, lanzettförmige Nasenschirm ist verdickt. Die Wangenklappen sind aufgebogen.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.2.
Chalkidische Helme
28Es gibt nur wenige Zeugnisse von chalkidischen Helmen: eine linke Wangenklappe der Gruppe II (Kat. 23) und eine der Gruppe IV (Kat. 24).
29Die Gruppe II ist sehr weit verbreitet und durch sichelförmige Wangenklappen gekennzeichnet. Die halbkugelige Kalotte ist von der unteren Partie durch einen Absatz getrennt, der winzige und dünne Nasenschirm ist tropfenförmig und wird mitunter durch einen Bronzestreifen verstärkt, der normalerweise auch den oberen Augenrand und den oberen Wangenklappenrand umgibt. In Unteritalien sowie in Nordgriechenland und auf dem Balkan wurden mehrere Varianten des Typs entwickelt, die sich nicht nur durch leicht unterschiedliche Formen, sondern auch durch gravierte oder getriebene Verzierungen im Bereich der Augenbrauen, der Stirn oder des Kalottenabsatzes voneinander unterscheiden[27].
30Die Gruppe IV besitzt als wesentliches Kennzeichen spitze Wangenklappen, einen steilen Stirngiebel und getriebene Augenbrauen. Das geöffnete Gesichtsfeld entsteht durch das Fehlen des Nasenschirms und die große Augenöffnung. Der Rand ist oft mit einem breiten Streifen gesäumt, der nach außen durch eine Lochreihe und nach innen durch eine schmale, getriebene Leiste abgesetzt ist. Der Kalottenabsatz und die Ohrausschnitte konnten mit erhabenen oder gravierten Motiven verziert werden. Die Gruppe IV zeichnet sich durch eine geringe Anzahl von Exemplaren aus, von denen viele aus Unteritalien stammen, was für eine Herkunft aus dem westgriechischen Bereich spricht[28].
31Die Verbreitung von chalkidischen Helmen begann im dritten Viertel des 6. Jhs. v. Chr., gleichzeitig mit den korinthischen Helmen der Stufe 3, und setzte sich im Verlauf des 5. Jhs. fort; die Version mit beweglichen Wangenklappen war noch im 4. Jh. v. Chr. in Gebrauch[29].
Kat. 23. – Inv. B 13404
Erh. H 8,5 cm; erh. B 4,9 cm.
Fragment einer rechten Wangenklappe. Den Rand begleitet ein feiner Steg, der im Bereich des Augenausschnittes zu einem breiten erhabenen Streifen wird.
FO: Südlich des Stadions, Q 14.1.
Kat. 24. – Inv. B 13119b
Erh. H 7,9 cm; erh. B 5,3 cm.
Fragment einer Wangenklappe, aufgebogen und abgebrochen. Den Rand begleitet ein breiter Streifen, der nach außen durch eine Lochreihe und nach innen durch eine getriebene Leiste abgesetzt ist. In der Spitze Riemenloch.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.1.
Helme mit beweglichen Wangenklappen
32Zu Helmen mit beweglichen Wangenklappen gehören drei Scharnierbleche (Kat. 25–27), von denen zwei mit zwei und eins mit drei rundlichen Laschen versehen ist. Solche Scharniere sind bereits aus dem Zeusheiligtum von Olympia bekannt und wurden chalkidischen Helmen der Gruppe VII[30] und phrygisch-chalkidischen Helmen aus dem 5. Jh. v. Chr. zugeschrieben[31].
33Zu dieser Gruppe zählt auch eine fast vollständige rechte Wangenklappe (Kat. 28), die aufgrund ihrer Form und ikonographischer Vergleiche einer ostgriechischen (ionischen) Werkstatt zugeordnet werden konnte, von der bisher keine Originale bekannt sind[32].
Kat. 25. – Inv. B 13181
Abb. 27 a
L 6,2 cm; H 2,4 cm; L der Nietstifte 1,4 cm.
Scharnierblech mit zwei rundlichen Laschen und zwei Durchlochungen, in denen noch Nietstifte mit Köpfen erhalten sind. Stark korrodiert.
FO: Südlich des Stadions, Q 11.1.
Kat. 26. – Inv. B 13280
Abb. 27 b
Erh. L 5,5 cm; H 2,6 cm; L der Nietstifte 1,2 cm.
Scharnierblech mit zwei rundlichen Laschen und zwei Durchlochungen, in denen noch Nietstifte mit breiten Köpfen erhalten sind.
FO: Südlich des Stadions, Q 11.1.
Kat. 27. – Inv. B 13174
L 5,4 cm; H 2 cm.
Scharnierblech mit drei rundlichen Laschen. Stark korrodiert.
FO: Südlich des Stadions, Q 11.1.
Kat. 28. – Inv. B 13279
Erh. H 18,4 cm; L 12,4 cm.
Rechte Wangenklappe mit Scharnierlaschen, obere Partie abgebrochen. Den Rand begleitet ein breiter Streif.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.1.
Schutzwaffen: Unklare Fragmente
34Fünf Randfragmente mit Futterlöchern könnten zu Helmen oder Beinschienen gehören. Der fragmentarische Erhaltungszustand lässt keine genaueren Aussagen zu, mit Ausnahme eines Fragments (Kat. 32), das aufgrund seiner Form zu einer Beinschiene passen könnte.
Kat. 29. – Inv. B 12885
Randfragment mit Futterlöchern.
Erh. L 3,7 cm.
FO: Südlich des Stadions, Q 08.3.
Kat. 30. – Inv. B 13096
Erh. L 7 cm.
Randfragment mit Futterlöchern.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.2.
Kat. 31. – Inv. B 13183
Fragment 1: Erh. L 9,1 cm. Fragment 2: Erh. L 2,7 cm.
Zwei Randfragmente mit Futterlöchern, davon eines gefaltet.
FO: Südlich des Stadions, Q 11.1.
Kat. 32. – Inv. B 13305
Erh. L 6 cm; B 2,3 cm.
Randfragment mit Futterlöchern (Beinschiene?).
FO: Südlich des Stadions, Q 11.1.
Kat. 33. – Inv. B 13384
Randfragment mit Futterlöchern.
Erh. L 2,4 cm.
FO: Südlich des Stadions, Q 14.1.
Angriffswaffen: Die Pfeilspitzen
35Pfeilspitzen sind sehr selten und beschränken sich auf nur zwei Funde aus Bronze und einen Fund aus Eisen. Es handelt sich um eine Pfeilspitze des Typs II A 3 nach Baitinger (Kat. 34), eine Pfeilspitze des Typs III D 2 (Kat. 35) und eine Pfeilspitze des Typs I A 6 (Kat. 36).
36Die erste ist eine zweiflügelige Tüllenpfeilspitze mit Mittelrippe ohne Seitendorn. Dieser Typ verbreitete sich ab dem 7. Jh. v. Chr. zunächst in Kleinasien und dann im gesamten Mittelmeerraum und war mindestens bis zum 5. Jh. v. Chr. in seinen drei Varianten mit lanzettförmigem, rhombischem und schlankem Blatt in Gebrauch[33]. Die zweite ist eine dreieckige Pfeilspitze mit innerer Tülle, geraden Schneiden und kleinen Widerhaken. Solche Pfeilspitzen waren seit dem 5. Jh. v. Chr. im Mittelmeerraum verbreitet[34]. Die dritte ist das einzige Zeugnis aus Eisen, eine zweiflügelige Dornpfeilspitze mit zylindrischer Basis, die in Olympia zwischen dem 6. und 4. Jh. weit verbreitet, doch andernorts sehr selten ist[35].
Kat. 34. – Inv. B 13047
Abb. 29 a
Erh. H 3,7 cm.
Spitze abgebrochen. Korrodiert. Rhombisches Blatt mit Mittelrippe. Bearbeitungsspuren.
FO: Südlich des Stadions, Q 11.1.
Kat. 35. – Inv. B 13532
Abb. 29 b
Tüllenmund etwas ausgebrochen. Wenig ausgeprägte Schneiden, dreieckiges Blatt, Widerhaken.
L 1,3 cm.
FO: Südlich der Südhalle, Q 17.2.
Kat. 36. – Inv. E 2285
Abb. 29 c
L 11,8 cm.
Korrodiert. Verdickte Basis, schlankes, im Querschnitt rhombisches Blatt.
FO: Südlich des Stadions, Q 11.1.
Angriffswaffen: Die Speer- und Lanzenspitzen
37Wie bereits erwähnt, spielen Speer- und Lanzenspitzen eine dominierende Rolle unter den Angriffswaffen aus Olympia[36]; unter den Waffen, die im Bereich südlich des Stadions und südlich der Südhalle gefunden wurden, sind eiserne Speer- und Lanzenspitzen die am häufigsten vertretenen Waffen.
38Die meisten der im Katalog erfassten Speer- und Lanzenspitzen sind durch die Boden- und Klimabedingungen schlecht und oft unvollständig erhalten: Tüllen, Blätter und Schneiden sind häufig abgebrochen und in einem Fall (Kat. 42) ist die Mittelrippe wegen der Korrosion teilweise verschwunden. Deshalb lassen sich nicht immer Aussagen über das Aussehen dieser Angriffswaffen treffen: Die ursprüngliche Form kann zum Beispiel nicht immer festgestellt werden[37].
39Alle Speer- und Lanzenspitzen, auch wenn sie sich in fragmentarischem Zustand befinden, besitzen zweiflügelige Blätter. Von den 22 Exemplaren im Katalog sind nur acht in einem einigermaßen guten Erhaltungszustand und können nach der Klassifikation von Holger Baitinger eingeordnet werden: zwei Speerspitzen (Kat. 37. 38) gehören zu den Formen A 5 und A 6 b[38], während die anderen sechs Lanzenspitzen den Formen B 8 c (Kat. 39), B 9 b (Kat. 40. 41), B 10 a (Kat. 42) und B 10 b (Kat. 43. 44) zuzuordnen sind[39].
40Bei den übrigen 14 Exemplaren (Kat. 45–58) handelt es sich um fragmentarische Tüllen oder Blattfragmente, von denen zwei Stücke (Kat. 50 und 54) zur selben Lanzenspitze gehören könnten.
Kat. 37. – Inv. E 2242
Erh. L 18,2 cm.
Stark korrodiert, Tülle und Blattspitze abgebrochen, lanzettförmiges Blatt verbogen.
FO: Südlich des Stadions, Q 08.3.
Kat. 38. – Inv. E 2518
Erh. L 21,9 cm.
Stark korrodiert, Tülle abgebrochen. In zwei Fragmenten. Schlankes, langgestrecktes Blatt mit rhombischem Querschnitt.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.2.
Kat. 39. – Inv. E 2566
Erh. L 50,6 cm.
Stark korrodiert. In zwei anpassenden Fragmenten. Tülle abgebrochen, Blatt stark verbogen. Schlankes, langgestrecktes Blatt.
FO: Südlich des Stadions, Q 13.1.
Kat. 40. – Inv. E 2194
Erh. L 12,4 cm.
Stark korrodiert. Tülle abgebrochen. Breites, lanzettförmiges Blatt mit Mittelrippe.
FO: Südlich des Stadions, Q 08.3.
Kat. 41. – Inv. E 2214
Erh. L 18,1 cm.
Tülle abgebrochen und Schneiden ausgebrochen. Lanzettförmiges Blatt.
FO: Südlich des Stadions, Q 08.3.
Kat. 42. – Inv. E 2589
Erh. L 29,9 cm.
Mehrere Fragmente, von denen einige wieder zusammengesetzt. Stark korrodiert. Spitze und Tülle verbogen. Schlankes, lanzettförmiges Blatt mit Mittelrippe.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.1.
Kat. 43. – Inv. E 2476
Erh. L 29,3 cm.
Stark korrodiert. Schlankes Blatt mit kräftiger verbogener Mittelrippe, Tülle sehr stark geschlitzt und Blattspitze abgebrochen. Holzreste vom Schaft in der Tülle.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.2.
Kat. 44. – Inv. E 2446
Erh. L 25,9 cm.
Blatt absichtlich abgebrochen und gebogen. Aus mehreren Fragmenten zusammengesetzt. Tülle stark geschlitzt mit einer Bronzemuffe am Ende.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.1.
Kat. 45. – Inv. E 2231
Erh. L 38,8 cm.
Korrodiert. Aus mehreren Fragmenten zusammengesetzt. Schlankes Blatt mit kräftiger Mittelrippe und Blattspitze abgebrochen. Holzreste vom Schaft in der Tülle.
FO: Südlich des Stadions, Q 09.2.
Kat. 46. – Inv. E 2482
Erh. L 24,3 cm.
Blatt absichtlich abgebrochen. Lanzettförmiges Blatt mit Mittelrippe. Holzreste vom Schaft in der Tülle.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.2.
Kat. 47. – Inv. E 2360
Erh. L 17,4 cm.
Stark korrodiert. Aus mehreren Fragmenten zusammengesetzt. Lanzettförmiges Blatt mit Mittelrippe.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.1.
Kat. 48. – Inv. E 2246
Erh. L 8,8 cm.
Ausgebrochene Tülle.
FO: Südlich des Stadions, Q 09.2.
Kat. 49. – Inv. E 2343
Erh. L 8 cm.
Ausgebrochene Tülle.
FO: Südlich des Stadions, Q 08.3.
Kat. 50. – Inv. E 2253
Erh. L 10,9 cm.
Stark korrodiert. Ausgebrochene Tülle.
FO: Südlich des Stadions, Q 09.2.
Kat. 51. – Inv. E 2479
Erh. L 28,2 cm.
Blatt fehlt. Am Tüllenende befand sich eine Bronzemuffe. Holzreste vom Schaft in der Tülle.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.2.
Kat. 52. – Inv. E 2518
Erh. L 9,2 cm.
Stark korrodiert. Ausgebrochene Tülle.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.2.
Kat. 53. – Inv. E 2633
Erh. L 8,7 cm.
Ausgebrochene Tülle.
FO: Südlich des Stadions, Q 11.1.
Kat. 54. – Inv. E 2208
Erh. L 9,3 cm.
Stark korrodiert. Absichtlich abgebrochene Blattspitze.
FO: Südlich des Stadions, Q 09.2.
Kat. 55. – Inv. E 2382
Erh. L 11,3 cm.
Absichtlich verbogene Blattspitze mit schlanker Mittelrippe.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.2.
Kat. 56. – Inv. E 2518
Erh. L 12,4 cm.
Stark korrodiert. Drei anpassende Fragmente. Das Blatt besitzt eine Mittelrippe.
FO: Südlich des Stadions, Q 12.2.
Kat. 57. – Inv. E 2579
Erh. L 8,3 cm.
Fragment des Blatts mit Mittelrippe.
FO: Südlich des Stadions, Q 11.1.
Kat. 58. – Inv. E 2617
Erh. L 5,1 cm.
Fragment der Spitze.
FO: Südlich des Stadions, Q 11.1.
Angriffswaffen: Die Lanzenschuhe (Saurotere)
41Lanzenschuhe sind weniger stark vertreten als Speer- und Lanzenspitzen. Es sind nur vier Stücke gefunden worden, und zwar eine Tülle aus Bronze und drei vollständige Exemplare aus Eisen. Kat. 60 wurde südlich der Südhalle gefunden, die drei anderen südlich des Stadions.
42 Kat. 59 gehört zum Typ I C 1 der bronzenen Saurotere nach Baitinger. Es handelt sich um Lanzenschuhe mit einer profilierten Tülle und einer relativ schlanken und vierkantigen Spitze; ein Ring ist zwischen der Tülle und der Spitze eingeschoben. Ihre Länge kann knapp 30 cm erreichen. Die Verzierung der Tülle besteht aus abwechselnden schmalen Doppelrippen und einem breiten Wulst, während das obere Ende glatt ist. Dieser Typ ist im Zeusheiligtum von Olympia mit bisher etwa zehn Exemplaren vertreten[40]. Vierkantige Saurotere aus Bronze werden in die spätarchaische und klassische Epoche datiert[41].
43 Kat. 60–62 gehören zum Typ 1 der eisernen Lanzenschuhe mit vierkantiger Spitze nach Baitinger. Kat. 60, der noch Spuren des Holzschaftes aufweist, ist der Variante 1a mit aufgestecktem Bronzering und einem Bronzestreifen am oberen Ende zuzurechnen. Die maximale Länge der Exemplare aus Olympia beträgt etwa 37 cm; sie werden in das 5. Jh. v. Chr. datiert[42].
44 Kat. 61. 62 gehören zur Gruppe 2 der Variante 1b. Es sind relativ massive Stücke, deren Spitze breiter als die Tülle ist. Sie werden zwischen der archaischen und der klassischen Epoche datiert[43].
Kat. 59. – Inv. B 12931
Erh. L 10 cm.
Die Spitze unterhalb des mitgegossenen Ringes ist abgebrochen und der Tüllenmund ist ausgebrochen. Stark korrodiert.
FO: Südlich des Stadions, Q 09.2.
Kat. 60. – Inv. E 2815
Erh. L 32,6 cm.
In drei Fragmenten. Tülle mit Bronzestreifen am oberen Ende; von der vierkantigen Spitze durch einen aufgeschobenen querprofilierten Bronzering getrennt. Stark korrodiert. Holzreste in der Tülle.
FO: Südlich der Südhalle, Q 17.2.
Kat. 61. – Inv. E 2234
Erh. L 16 cm.
Tülle abgebrochen. Übereinandergeschmiedete runde Tülle, oben mit eisernem Querstift, vierkantige Spitze.
FO: Südlich des Stadions, Q 08.3.
Kat. 62. – E 2228
Erh. L 16 cm.
Aus zwei Fragmenten. Runde, geschlitzte Tülle, vierkantige Spitze.
FO: Südlich des Stadions, Q 08.3.
Angriffswaffen: Die Schwerter
45Schwerter sind unter den neu gefundenen Angriffswaffen mit einem einzigen Exemplar aus Eisen vertreten. Diese Waffengattung ist recht selten (mit insgesamt 25 Exemplaren) im Zeusheiligtum von Olympia, wie Adolf Furtwängler und Holger Baitinger bereits konstatiert haben[44]. Die Gründe für dieses geringe Vorkommen im Vergleich zu der hohen Anzahl von Speer- und Lanzenspitzen sind unbekannt.
46Das Schwert (Kat. 63) gehört zu einem hellenistischen Typ, für den es bisher nur wenige Vergleiche gibt und der zweifellos von archaischen und klassischen Griffzungenschwertern (Typ 7 nach Baitinger[45]) abstammt. Die stratigraphischen Daten bestätigen eine Datierung in die hellenistische Zeit.
Kat. 63. – Inv. E 2698
Fragment 1: Erh. L 31,5 cm. Fragment 2: Erh. L 10,3 cm.
In zwei Fragmenten. Oberer Teil der Klinge fehlt. Schmale Klinge mit Mittelrippe, Schultervorsprünge und Griffdorn.
FO: Südlich des Stadions, Q 14.01.
Fazit
47Die Autopsie von Waffen und Rüstungsstücken und ihre typologische Klassifizierung ergaben die Präsenz sehr gängiger Typen mit Ausnahme einer Ansatzplatte (Kat. 16), die mit einem im Heiligtum noch nicht bezeugten dekorativen Motiv verziert ist, einer beweglichen Wangenklappe (Kat. 28), die vielleicht einem ostgriechischen Helm zuzuordnen ist, der bisher im Heiligtum von Olympia nicht nachgewiesen wurde, und einem Eisenschwert eines hellenistischen Typs (Kat. 63).
48Die meisten Schutz- und Angriffswaffen sind zwischen der archaischen und der frühklassischen Periode zu datieren, was wiederum den Zeitraum der größten Verbreitung dieser Materialgattung nach den bisherigen Studien bestätigt. Bemerkenswert ist das Vorhandensein von Waffen sowohl aus Westgriechenland als auch aus Ionien , was eine zeitgenössische Tendenz zur zunehmenden Verbreitung der Waffen als Votivgaben im Zeusheiligtum widerspiegelt. Die Tatsache, dass Waffen und Rüstungsstücke eine der am häufigsten verbreiteten Materialgattungen im Heiligtum sind, bestätigt einmal mehr, dass es sich um Gegenstände handelt, die im Spektrum der Votivgaben im Heiligtum von Olympia von großer Relevanz sind[46].
49Obwohl alle Waffen aus sekundären Fundkontexten stammen, deuten einige Hinweise wie absichtliche Beschädigungen (Lochungen, Verbiegungen und Quetschungen) darauf hin, dass sie zu rituellen Zwecken ausgeführt wurden (gleichzeitig mit ihrer Ausstellung oder kurz vor der letzten Niederlegung?). Diese rituellen Praktiken wurden bereits an den Schutzwaffen von Olympia zuerst von Alastar Jackson[47] beobachtet und dann von Heide Frielinghaus[48] und auch von Raimon Graells i Fabregat[49] im Detail erforscht. In den letzten Jahren hat man diesem Thema bei der Untersuchung der Waffenweihungen in den griechischen und unteritalischen Heiligtümern besondere Aufmerksamkeit gewidmet, mit dem Ziel, Manipulationen zur Ausstellung von Waffen auf festen oder beweglichen Stützen (in der Regel Lochungen verschiedener Formen und Größen) und Beschädigungen zu rituellen Zwecken (Verbiegen, Verdrehen, Quetschen, Lochen, Zerstückeln usw.) zu erkennen und zu unterscheiden[50].
51Bei den hier betrachteten Angriffswaffen konnten jedoch absichtliche Beschädigungen an mindestens fünf Speer- und Lanzenspitzen (Kat. 37, 44, 46 und 53. 54) festgestellt werden. Die rituelle Praxis von Beschädigung ist auch deutlich an Schutzwaffen zu erkennen: Wangenklappen und Nasenschirm zweier vollständiger Helme (Kat. 21. 22) wurden nach oben gebogen, ein Randstück (Kat. 11) wurde absichtlich gefaltet und mit einem quadratischen Nagel von innen nach außen zum Zweck der Befestigung durchlöchert, ein Armbügel (Kat. 16) wurde absichtlich plattgedrückt und von innen nach außen mit einer linsenförmigen Klinge durchstochen. Die gleiche Behandlung wurde für das Schildzeichen (Kat. 13) angewandt, das fünf linsenförmige Stiche aufweist. Diese Art der Beschädigung scheint auf den Schilden von Olympia nicht häufig bezeugt zu sein[53], jedoch gibt es eine Parallele bei einem Schildzeichen in Form eines Hahns, das mehrfach durch Stiche beschädigt wurde[54]. Eine ähnliche Behandlung ist auch bei einem verzierten Miniaturschild zu beobachten[55]. Ein ähnlicher Vergleich ist auf Sizilien von einem Miniaturschild aus dem Stadtheiligtum von Monte Casale bekannt[56]. Die Beinschienen zeigen dagegen keine Hinweise auf Beschädigungen.
52Es lässt sich nicht genau feststellen, aus welchem Bereich des Heiligtums die in den beiden Ausgrabungsgebieten gefundenen Waffen ursprünglich stammten (wahrscheinlich von dem Stadion?), ob es sich ursprünglich um Tropaia oder niedergelegte Trophäen handelte[57], und es lässt sich auch nicht nachvollziehen, wie sie in diese beiden Areale gelangt sind[58].
53Es ist jedoch klar, dass sie sowohl in vollständigem als auch in fragmentarischem Zustand in den Erdbrunnen oder in Schuttschichten entsorgt wurden, was darauf hindeutet, dass ihre Gebrauchsfunktion als Votivgaben beendet war.
Danksagung
54Diese Studie wurde durch ein Stipendium des DAI Athen gefördert (August 2021 – Dezember 2021).
55Ich danke R. Senff für die ständige Forschungsunterstützung, L. Kätzel, K. Radezky und R. Sandbichler für die Restaurierung der Metallobjekte, H. Rückemann für die Unterstützung und den KollegInnen (in alphabetischer Reihenfolge) für den wertvollen wissenschaftlichen Austausch: H. Baitinger, G. Bardelli, M. Egg, H. Frielinghaus, R. Graells i Fabregat, I. Kilian, C. Miks, H. Pflug, M. Schönfelder und M. Verčíc.
Abstracts
Zusammenfassung
Metallfunde aus den neuen Ausgrabungen des DAI in Olympia (2006–2017)
Die Waffen und Rüstungsstücke
In den Ausgrabungen südlich des Stadions zwischen 2006 und 2012 und der anschließenden Grabung südlich der Südhalle in den Jahren 2016 und 2017 wurde eine Vielzahl an Metallobjekten in vollständigem oder fragmentiertem Zustand gefunden. Die meisten konnten inzwischen restauriert werden. Die vorliegende Studie konzentriert sich auf die Materialgattung der Waffen und Rüstungsstücke, da von ihnen eine größere Anzahl in teilweise gutem Zustand erhalten ist und sie weiterführende Überlegungen zum Anlass und Vorgehen bei der Weihung im Heiligtum zulassen.
Schlagwörter
Olympia, Zeusheiligtum, neue Ausgrabungen, Metallfunde, Waffen und Rüstungsstücke
Abstract
Metal Finds from the Recent Excavations of the DAI in Olympia (2006–2017)
Weapons and Pieces of Armour
During the excavations south of the Stadium between 2006 and 2012 and the following excavations south of the South Hall in 2016 and 2017, a large number of metal objects were found in a complete or fragmented state. Most of them have since been restored. The present study focuses on the category of weapons and pieces of armour, because they were found in considerable numbers and partly in good condition, and because they allow reflection on the cause and practice of dedication in the sanctuary.
Keywords
Olympia, sanctuary of Zeus, new excavations, metal finds, arms and armour

Kommentierter Katalog
Schutzwaffen: Die Beinschienen
Schutzwaffen: Die Schilde
Schutzwaffen: Die Helme
Illyrische Helme
Korinthische Helme
Chalkidische Helme
Helme mit beweglichen Wangenklappen
Schutzwaffen: Unklare Fragmente
Angriffswaffen: Die Pfeilspitzen
Angriffswaffen: Die Speer- und Lanzenspitzen
Angriffswaffen: Die Lanzenschuhe (Saurotere)
Angriffswaffen: Die Schwerter
Fazit
Danksagung
Abstracts